So werden Sie fit für den Trainerberuf

Der Markt bietet zahlreiche Trainerausbildungen. Welche Inhalte angeboten werden, wie der Aufbau von Trainerausbildungen aussieht, woran man seriöse Ausbildungen erkennt und welche die ersten Schritte für einen neuen Trainer sein könnten, erfahren Sie hier.

Für viele gelten sie als Alleskönner: die Trainer. Egal welche Frage aus dem Publikum kommt, der Trainer hat die passende Antwort. Und selbst wenn er keine Antwort parat hat, kann er das professionell verschleiern. Er verweist auf später, gibt die Frage zurück oder beleuchtet sie in einem anderen Licht. Ein guter, erfahrener Trainer kann mit unvorhersehbaren Situationen umgehen und behält die Ruhe. Den Beamer beherrscht er wie im Schlaf und das Kabel, das nicht passt, wird passend gemacht. Dass der bestellte Seminarraum nun kurzfristig doch nicht verfügbar ist, bringt einen Trainer nicht aus der Bahn.

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Kein Trainer fällt vom Himmel, diesen Beruf muss man genauso erlernen wie Zahnarzt oder Automechaniker. Wissensvermittlung ist mehr als das Weitergeben von Fakten. Der Trainerberuf, besonders auch bei persönlichkeitsbildenden Inhalten, ist mit hoher Verantwortung verbunden. Wer hier die Methoden, mit denen gearbeitet wird, nicht wirklich beherrscht, kann schnell sehr vieles falsch machen.

Konkurrenz im Trainer-Business ist vorhanden. In Österreich gibt es zwar keine offiziellen Zahlen, wie viele Trainer es tatsächlich gibt, aber Schätzwerte liegen zwischen 4 000 und 9 000. Der Beruf ist nicht reglementiert, jeder darf sich Trainer nennen und als Trainer arbeiten. Umso wichtiger ist es, sich vom Mitbewerb abzuheben und das Wissen didaktisch sinnvoll weiterzugeben. In Trainerausbildungen wird genau das gelehrt und ausprobiert. Von der Konzeption eines Seminars bis hin zum Umgang mit schwierigen Teilnehmern.

Für diesen Artikel haben wir einige Anbieter von Trainerausbildungen gefragt, welche Inhalte derzeit aktuell sind.

Helga Steiner (Inhaberin Steiner Consulting) bietet seit vielen Jahren Ausbildungen für Trainer an und hat eine Liste der wichtigsten Themen zusammengestellt: »Eine zeitgemäße Trainerausbildung ist ein Zusammenspiel zwischen Methodik und Persönlichkeit, kombiniert mit vielen Praxistrainingseinheiten. Das bedeutet konkret: hoher Übungsanteil, Anwendung verschiedener kreativer Methoden, praxisbezogene Übungen zu den Inhalten, Training an eigenen Beispielen/Konzepten der Teilnehmer, videogestützte Analysen inklusive Feedback, Ausarbeitung und Überarbeitung verschiedenster Trainingskonzepte/Trainingsthemen der Teilnehmer.« Sie listet theoretische Inputs auf:

Vorbereitung und Aufbau

Erstellung eines Trainingsdesigns, abgestimmt auf die Lerntypen (motorisch, kommunikativ, auditiv und visuell)

Anschauliche und sichere Aufbereitung komplexer Informationen

Umgang mit Präsentationsmedien

Das richtige Medium zur richtigen Gelegenheit

Professionelle Handhabung der gängigen Präsentationsmedien und worauf bei den einzelnen Medien zu achten ist

Kombination mehrerer Techniken in einem Training

Methodenvielfalt

Zuruflisten, Blitzlicht, Mind-Mapping

Bewerten und Entscheiden

Arbeit in Kleingruppen

Kärtchentechnik, Kartenabfrage-Variationen

Moderationstechniken

Visualisieren und Dokumentieren in der Diskussion oder Moderation

Sicherheit im Auftreten gewinnen

Die persönliche Wirkung des Trainers

Präsentationsverhalten: Was ich als Trainer unbedingt beachten muss

Grundsätze der Wahrnehmung

Die Sprache als Wirkungsmittel

Einfluss von Körpersprache

Widersprüche von Körpersprache und Worten

Wahrnehmung und Analyse unausgesprochener Botschaften

DOs und DON’Ts beim Trainieren

Vermeidung der typischen Fehler und Fettnäpfchen.

Ina Biechl (Geschäftsführerin Ina Biechl Beratung, Training, Coaching) ergänzt die Liste noch um einen sehr wichtigen Punkt: »Ein Train-the-Trainer-Lehrgang sollte einen geschützten Raum bieten, um sich zu erproben und Verschiedenes für sich selbst auszuprobieren. Dazu gehört auch, für sich jeweils zu klären, welche Methode zu einem passt und welche nicht; also die individuellen Stärken herauszufinden und entsprechende Strategien für die Praxis zu erarbeiten.«

Trainer müssen einfach gut in ihrem Thema sein. Erfahren. Professionell. Besser als die anderen. Das ist die Basis, denn methodisches und didaktisches Wissen ist es, was einen guten Trainer ausmacht.

Sabine Prohaska (Inhaberin seminar consult prohaska) sieht den klaren Fokus  von Trainerausbildungen auf dem Lerndesign: »Mir ist besonders wichtig, dass meine Absolventen folgende Fragen gut beantworten können:

Wie laufen Lernprozesse bei Menschen ab?

Wie kann man Menschen zu Einstellungs- und Verhaltensänderungen motivieren?

Wie kann ich bei heterogenen Lerngruppen den unterschiedlichen Lernbedürfnissen und Lerntypen gerecht werden?

Daneben gewinnen aber Fragen an Bedeutung wie: ›Wie kann ich moderne, zeitgemäße Lerndesigns sowie -architekturen schmieden, bei denen auch solche technischen Hilfsmittel wie PC, Internet und Smartphone genutzt werden?‹ Denn dies wird nicht nur von den Unternehmen, sondern auch den Lernern zunehmend erwartet – auch aus Zeit- und Kostengründen. Zudem haben sich die Lerngewohnheiten der jungen Teilnehmer verändert.«

Bei einigen Trainerausbildungen steht häufig die Vorbereitung auf die meist schriftliche und mündliche Abschlussprüfung im Fokus. Das ist schade, denn diese besteht im Regelfall ohnehin jeder. Viel wichtiger wäre die Vorbereitung auf die Praxis. Und da kein Kompetenznachweis für die Ausübung des Berufes nötig ist, ist das Zertifikat oder das Diplom nur bedingt wichtig.

Hermann Studnitzka (Leitung Didactic Concepts Festo Österreich) kennt weitere Punkte, die für eine gute Trainerausbildung wichtig sind: »Wissen pauken war gestern – heute geht es bei Aus- und Weiterbildung um Kompetenzentwicklung. Deshalb müssen Trainer zu Coaches ausgebildet werden, die Kompetenzen vermitteln. Weiters wichtig: Der richtige Einsatz und die richtige Betreuung von Blended Learning, denn Blended Learning gewinnt definitiv an Bedeutung. Und last but not least: Gute Trainer können mit unterschiedlichsten Medien arbeiten. Sie wissen über den richtigen Einsatz und die korrekte Handhabung Bescheid – kennen mehr als nur PowerPoint. Eine zeitgemäße Trainerausbildung bringt keine folienproduzierenden Powerpoint-Junkies hervor. Vielmehr sorgt sie dafür, dass die zukünftigen Trainer Lerninhalte spritzig vermitteln und begeistern können.«

Eine Trainerausbildung inkludiert manchmal, aber nicht immer, auch ein Coaching-Modul. Es ist für einen Trainer von großem Vorteil, Kenntnisse in Coaching zu haben, auch wenn er nicht als Coach arbeiten möchte. Gerade wenn ein Trainer persönlichkeitsbildende Seminare anbietet, sind Coaching-Skills fast unersetzlich. Bei vielen Ausbildungen sind die Module auch einzeln buchbar. Unser Tipp: Unbedingt auch ein Coachingmodul dazubuchen!

Auch Helga Steiner ist davon überzeugt, dass ein Trainer Coachingerfahrung und -wissen braucht: »Als Trainer arbeitet man direkt mit den Menschen. Ginge es um reine Wissensvermittlung, könnten die Teilnehmer ebenso ein Buch lesen. Ein großer Part des Coachingwissens ist das Wissen über Menschen und den dazugehörigen Verhaltensmustern.«

Seriöse Ausbildungen

Wenn Sie »Trainerausbildungen in Wien« googlen, kommen schier unendlich viele Angebote. Es beginnt bei der 4-tägigen Ausbildung und geht hin bis zu akademischen Trainerausbildungen mit Master-Abschluss. Was für den einen sinnvoll ist, ist es für den anderen noch lange nicht. Daher muss man bei der Auswahl zuerst die Frage stellen, was man nach der Ausbildung wirklich machen möchte. Einige Ausbildungen bieten so z. B. auch die ISO-Zertifizierung 17024 (zertifizierter Fachtrainer). Ob man diese später wirklich braucht, ist fraglich. Wenn Kurse im Rahmen des AMS angeboten werden, ist es auf jeden Fall gut, eine Zertifizierung zu haben. Übrigens variiert der Preis für die ISO-Zertifizierung bei den Instituten stark. Natürlich können Sie die Zertifizierung auch bei einem anderen Institut beantragen als bei jenem, bei dem Sie die Ausbildung absolviert haben. So spart man unter Umständen gleich ein paar Hundert Euro. Aber zuvor stellt sich natürlich noch die Frage, ob die Zertifizierung überhaupt sinnvoll ist und wirklich Seriosität bestätigt.

Ina Biechl: »In den letzten 10 Jahren sind Zertifizierungen immer wichtiger geworden. Die Schwierigkeit ist, dass vieles, was im Trainingsbereich wichtig ist, nicht wirklich messbar ist. Denken Sie an Ihre Schulzeit und die unterschiedlichen Lehrer. Alle haben die gleiche Ausbildung und doch gibt es große Unterschiede. Bei der einen Person ist alles fad und bei der anderen alles spannend.«

Helga Steiner: »Zertifizierungen sind sicher eine Orientierung, jedoch keine Garantie, dass der Ausgebildete danach ein guter Trainer ist.«

Also nur weil ein Institut die Zertifizierung anbietet, ist die Ausbildung noch lange nicht auf Top-Niveau. Woran also erkennt man die seriösen Anbieter?

Hermann Studnitzka: »Von einer seriösen Trainerausbildung kann man ausgehen, wenn wenigsten 40 % der Ausbildungszeit praktische Übungen sind. Das Bearbeiten von Paragrafen und rechtliche Voraussetzungen dürfen nicht im Fokus stehen. Das sind wichtige Themen, sollten aber niemals in einer Trainerausbildung  die Oberhand gewinnen. Seriöse Anbieter beschäftigen sich auch nicht ausschließlich mit der Vermittlung der pädagogischen Grundlagen, sondern arbeiten mit zielorientierten Angeboten. Denn es ist ein großer Unterschied, ob der auszubildende Trainer als Managementtrainer zum Einsatz kommt oder als Lehrlingsausbilder tätig wird.«

Sabine Prohaska kennt einige Kriterien, um unseriöse Angebote zu entlarven: »Unseriös sind aus meiner Warte alle Angebote, die einem Interessenten z. B. Folgendes versprechen: ›In einer Woche bilden wir Sie zum Trainer aus.‹ Dies ist aufgrund der Vielschichtigkeit des Trainerberufs nicht möglich. Zudem müssen Trainerpersönlichkeiten reifen. Auch deshalb sollte sich die Ausbildung über einen längeren Zeitraum erstrecken. Zumindest fragwürdig sind für mich auch alle Ausbildungen, die die Teilnehmer nur auf eine Trainingsmethode oder im Anwenden vorgefertigter Trainingskonzepte schulen (für deren Nutzung der Trainer dann oft eine Lizenzgebühr zahlen muss). Solche Schmalspur-Ausbildungen bereichern nur die Anbieter, machen die Teilnehmer aber nicht fit für den Trainer-Beruf. Seriöse Trainerausbildungen thematisieren auch die Nachteile des Trainerberufs wie zum Beispiel viel auf Achse zu sein, viele Übernachtungen außer Haus zu haben, kein festes und sicheres monatliches Einkommen, sich permanent auf neue, fremde Leute einstellen zu müssen etc.«

Die ersten Schritte

Kein Arzt operiert direkt nach dem Studium einen Menschen am offenen Herzen, genauso wie kein Pilot unmittelbar nach der Flugschule im Cockpit einer Linienmaschine sitzt. Davor sind noch Spezialschulungen und vor allem Praxiserfahrung wichtig. Genauso verhält es sich mit dem Trainerberuf. Eine Trainerausbildung bietet den Grundstock um die Facetten des Berufs kennenzulernen.

Hermann Studnitzka hat eine klare Empfehlung für frische Trainer: »Ich empfehle, zu Beginn einer Trainerkarriere sachorientierte Trainings abzuhalten und noch keine Softskills-Trainings. Denn letztere verlangen viel Trainer- und Lebenserfahrung. In der ersten Zeit ist es außerdem besser, Seminare und Workshops für kleine Gruppen zu halten. In so einem kleinen Rahmen können die Teilnehmer auch besser kritische Rückmeldung geben, von denen besonders unerfahrene Trainer oft sehr profitieren – Reflexionsfähigkeit vorausgesetzt. Am besten ist es, wenn man seine ersten Schritte in der eigenen Ausbildungsgruppe als Mustertraining machen kann – mit für den Trainer leichten Themen.«

Sabine Prohaska gibt Tipps für die Positionierung am Beginn der Karriere: »Sofern der Trainer als Selbstständiger (über-)leben möchte, braucht er auf alle Fälle eine Marketingstrategie, die auf klar definierte Zielkunden fokussiert ist. Sonst hat er in dem heiß umkämpften Trainermarkt keine Chance. Im Regelfall empfiehlt es sich, in den ersten Jahren eng mit etablierten Trainingsinstituten zu kooperieren (oder fest angestellt für solche zu arbeiten) – nicht nur, um für eine gewisse Grundauslastung zu sorgen, sondern auch, um regelmäßig ein Kollegen-feedback zu erhalten – sowohl fachlich als auch persönlich. Denn wer gerade erst eine Trainerausbildung abgeschlossen hat, ist noch ein Greenhorn im Trainingsmarkt.«

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