Talente zur richtigen Zeit wieder finden

Ein Wiener Start-up hat ein Tool entwickelt, das dabei hilft, den Talentpool von Unternehmen aktuell zu halten. Jan Pichler im Gespräch mit TRAiNiNG.

Was genau macht myVeeta?

myVeeta ermöglicht Unternehmen, mit ihren ehemaligen Bewerbern langfristig in Kontakt zu bleiben. Unternehmen können dadurch einen eigenen Online-Talentepool aufbauen, sozusagen ein »schwarzes Büchlein« aller ehemaligen Bewerber, das dank myVeeta laufend aktuell bleibt. Die Unternehmen sehen also nicht mehr nur den Praktikanten, der sich vor 2 Jahren beworben hat, sondern z. B. den Junior Sales Manager, der er heute ist.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Vor ein paar Jahren habe ich mitgeholfen, eine Online-Marketing-Abteilung in einem internationalen Pharmakonzern aufzubauen. Beim Rekrutieren hatten wir immer wieder die Situation, dass Kandidaten, denen wir im ersten Moment keinen Job anbieten konnten, zu einem späteren Zeitpunkt toll gepasst hätten. Wir konnten sie dann aber in all den alten Bewerbungen oft nicht mehr finden und falls doch, waren ihre Informationen komplett veraltet. Das gab uns zu denken: Man braucht heutzutage nur wenige Sekunden, um z. B. ein Foto mit hundert Freunden zu teilen. Aber um Unternehmen über die eigene berufliche Entwicklung auf dem Laufenden zu halten, damit man später vielleicht passende Jobangebote bekommt, müsste man jedem einzelnen einen aktuellen Lebenslauf schicken. Oder diesen irgendwo hinaufladen, ihn online eingeben etc. Das musste doch auch einfacher gehen! Meinem damaligen Kollegen Sascha Mundstein und mir hat das keine Ruhe gelassen – so kam uns die Idee zu myVeeta.

Warum ist genau jetzt die Zeit dafür reif?

Es reicht nicht mehr, einfach nur Stellenanzeigen zu schalten und auf Rücklauf zu hoffen. Immer mehr Unternehmen versuchen deswegen, ihre Kandidaten »aktiv« anzusprechen, über LinkedIn, Xing und kostenpflichtige Lebenslauf-Datenbanken. Die damit verbundenen Aufwände und Kosten schrecken die meisten Unternehmen aber schnell ab. Zudem kommen sich viele Recruiter beim »kalten« Kontaktieren unbekannter Kandidaten – mit einer Rücklaufquote von meist unter fünf Prozent – wie »Telefonverkäufer« vor, was am Ende zu Frustration bei allen Beteiligten führt. Die Suche im eigenen Online-Talentepool ist eine tolle Alternative: In wenigen Minuten finden Sie alle geeigneten Kandidaten und sehen sofort, ob sie von Ihnen Jobangebote erhalten möchten oder nicht. So können Sie die richtigen, interessierten Kandidaten gezielt und »auf Augenhöhe« ansprechen, und verschwenden weder Ihre noch deren Zeit. Auch für Kandidaten ist das übrigens ein toller Mehrwert – neun von zehn Arbeitnehmer freuen sich über passende, interessante Jobangebote.

Was sind Ihre nächsten Schritte?

myVeeta kann optional an vorhandene Recruitingsysteme »angeschlossen« werden, deswegen bieten einige internationale Recruitingsystem-Hersteller myVeeta bereits standardmäßig als Teil ihres Lösungsportfolios an. Mit ihrer Hilfe werden wir myVeeta noch dieses Jahr im gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus etablieren. Gleichzeitig arbeiten wir ständig an neuen Funktionen für Unternehmen und Bewerber – in den nächsten drei Monaten stehen beispielsweise »intelligente« Kandidatensuche für Recruiter, und Videobewerbung für Bewerber auf der myVeeta Roadmap.

Warum sollte jede HR-Abteilung myVeeta zumindest kennen, wenn nicht verwenden?

Wir müssen im Recruiting endlich das verstehen, was man im Marketing schon vor 10 Jahren schmerzlich gelernt hat: Wenn die Zielgruppe rar ist, reichen in der heutigen Zeit einmalige Kampagnen einfach nicht mehr aus. Nur wer langfristig eine Beziehung mit seiner Zielgruppe aufbaut, kann sie später mit den passenden Stellenangeboten gezielt ansprechen. Im Marketing verwendet man heute Plattformen wie Facebook, um seine Kunden zu verstehen und mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Im Recruiting werden es bald innovative Lösungen wie myVeeta sein.

Schreiben Sie einen Kommentar!


*

pichler

Jan Pichler
ist Geschäftsführer
und Co-Founder von myVeeta.
www.myveeta.com