Überzeugende Gesprächsrhetorik

Das Seminar »Überzeugende Gesprächsrhetorik« ist Schritt 3 der dreiteiligen Serie offener Trainings, die René Borbonus anbietet.

Auf dieses Seminar waren wir schon gespannt gewesen: René Borbonus hatte uns bereits bei Vorträgen und Keynotes überzeugt und dem Seminarhotel Schindlerhof in Nürnberg eilte ein hervorragender Ruf voraus. Während des zweitägigen Seminars sollten uns beide restlos überzeugen.

Rene Borbonus
Rene Borbonus

Am späten Vorabend des Seminars fuhr ich nach meiner Ankunft am Bahnhof Nürnberg mit dem Taxi die ca. 20 Minuten zum Hotel. Zwei besonders zuvorkommende Herren an der Rezeption händigten mir die Zimmerschlüssel aus und beantworteten meine vielen Fragen. Ich hatte auch solche zum Seminar, die sie nicht beantworten konnten – und obwohl ich betonte, dass dies nicht nötig sei, riefen sie (kurz vor Mitternacht) eine zuständige Person an und konnten mir dann Antworten geben. Ich war beeindruckt und machte mich auf den Weg ins Zimmer. Dort machte sich zunächst Enttäuschung breit. Das Zimmer war völlig okay, aber nicht mehr, und ich hatte mir mehr erwartet. Schließlich war der Schindlerhof in den vergangenen 10 Jahren – wann immer eine Teilnahme möglich war – stets zum besten Tagungshotel Deutschlands gekürt worden und ich hatte auf der Website toll eingerichtete Zimmer gesehen.

Bett und Matratze waren allerdings hervorragend und so ging ich am Morgen ausgeschlafen zum Frühstück und dann in das Seminarzen-trum, einem eigenen, ganz dem Lernen gewidmeten Gebäude mit eigener Tagungsrezeption und einem Pausenraum mit kostenlosen, gesunden Snacks. Und wieder war ich ein klein wenig enttäuscht: Frühstücksbuffet und Seminarräumlichkeiten waren sehr gut, aber da gibt es in Österreich Besseres. Ich sollte jedoch schon bald erkennen, dass das Herausragende an diesem Hotel die Unternehmenskultur, der Service und die Mitarbeiter sind. Dass diese drei viel mehr wert sind, als alles andere zusammen, hatte ich in der Theorie zwar schon gehört, ganz am Ende meines Aufenthalts habe ich es aber erlebt – mehr dazu weiter unten.

Das Seminar ist ausgebucht. Die 10 Teilnehmer kommen aus verschiedenen Branchen, fast alle sind in ihren Unternehmen in Führungspositionen tätig, für die meisten ist es nicht das erste Seminar mit René Borbonus. Ganz zu Beginn stellt er klar, dass es an diesen beiden Tagen nicht um das Erlernen von Manipulation oder gar Kampfrhetorik geht (ganz im Gegenteil) und dass man sich keine Wunderdinge erwarten darf: »Rhetorik macht das möglich, was von Anfang an schon möglich war – nicht mehr, aber auch nicht weniger.«

Die obligate Vorstellungsrunde wird durch eine interessante Aufgabenstellung zur spannenden Rhetorik-Übung, wir sind schon mitten im Thema, bevor es noch richtig losgegangen ist. In Folge lernen wir Teilnehmer in doch sehr kurzer Zeit sehr viele Instrumente der Rhetorik und Gesprächsführung kennen und nutzen: So lernen wir, wie man

überzeugend argumentiert (5-Satz-Struktur; Kette, Gleichrang, Widerspruch),

Gespräche plant und führt (mit einigen praktischen Tipps),

unterschiedliche Persönlichkeitstypen erkennt und richtig auf sie eingeht (intelligent kommunizieren nach Fritz Riemann),

mit Einwänden umgeht (Pacing und Leading, bedingte Zustimmung, …),

bei echten Kontroversen/Konflikten agiert (kontrollierter Dialog)

in Verhandlungen Win-win-Lösungen findet (die Psychologie des Überzeugens nach Robert Cialdini; Verhandlungsgegenstand erweitern)

mit »schwierigen Zeitgenossen« kommuniziert bzw. Verhaltensweisen des anderen, die einen stören, ändern kann (BAHN-Modell basierend auf dem Konzept der gewaltfreien Kommunikation von Marshall Rosenberg)

und vieles mehr.

Natürlich kann man das nicht alles innerhalb von 2 Tagen erlernen. Aber nach diesem Seminar hat man alles schon einmal gehört und auch selbst geübt und kann sich dann die passenden Dinge heraussuchen und daran arbeiten. Dabei helfen auch die 57-seitige PDF-Datei und der Link zu einer ca. 50-minütigen Podcastreihe zum Nachhören der Inhalte, die man nach dem Seminar per E-Mail zugeschickt bekommt.

René Borbonus reichert die fundierten theoretischen Inhalte stets mit Geschichten und Beispielen an, wobei er auf so unterschiedliche Dinge wie persönliche Erlebnisse, Erzählungen aus Fachbüchern, Erkenntnisse der Psychologie oder auch Handlungen aus Fernsehserien zurückgreift. Und er gibt bei den vielen praktischen Übungen, die wir während der beiden Seminartage durchführen, stets wertvolles und ganz konkretes Feedback – und das auf eine sehr wertschätzende Art und Weise, die deutlich macht, wie sehr ihm daran gelegen ist, dass sich die Teilnehmer in ihrer Kommunikation auch wirklich verbessern.

In der Mitte des zweiten Seminartages erleben  wir eine ausführliche Präsentation der ehemaligen Herzlichkeitsbeauftragten des Hotels über das Konzept, das hinter der Freundlichkeit aller Mitarbeiter steht. Jawohl, dieses Hotel hat eine eigene Stelle für die Herzlichkeitsbeauftragte! Für mich dauert die Präsentation, die zeitweise wie eine Werbeveranstaltung für das Hotel wirkt, zu lange, ich hätte die Zeit lieber für weitere Übungen genutzt. Andere Teilnehmer hingegen finden den Vortrag sehr interessant und sind froh darüber, einen Einblick in dieses beeindruckende Konzept zu bekommen.

Ein Beispiel für die vielen Geschichten, mit denen René Borbonus Theorie und konkrete Anleitungen unterstützt: In einer amerikanischen Fernsehserie geht ein Detective der Polizei zu seinem Chef und bittet ihn: »Ich brauche mehr Geld, kann ich bitte Überstunden machen?« Die Antwort: »Nein, das geht nicht. Das geht überhaupt nicht. Weil … und weil … und weil …« Darauf sagt der Detective: »So ein Mist. Ich habe nämlich 2 autistische Kinder, meine Frau hat vor Kurzem einen schweren Unfall gehabt und ich kann die Betreuung nicht mehr bezahlen.« Jetzt denkt der Chef vielleicht anders darüber, er kann aber nicht mehr zurück, er hat sich positioniert und würde sein Gesicht verlieren. Wenn man jemanden überzeugen will, muss man – anders als bei der reinen Information – zuerst die Argumente und dann das gewünschte Ziel vorbringen. Im konkreten Fall hätte sich das laut René Borbonus z. B. so angehört: »Chef, ich habe ein Problem und ich brauche Ihre Hilfe. Ich habe 2 autistische Kinder. Vor Kurzem hat meine Frau einen schweren Unfall gehabt und jetzt kann ich die Betreuung der Kinder nicht mehr bezahlen. Ich brauche mehr Geld und möchte daher Überstunden machen.«

Das Seminar ist aus, es ist 17.30 Uhr, mein Zug – der letzte an diesem Abend nach Wien – fährt um 18.30 ab. Ich gehe zur Rezeption, verabschiede mich und bitte darum, ein Taxi für mich zu rufen. Ich warte zunächst beim Empfang und dann am Parkplatz. Nach 20 Minuten vergeblichen Wartens kehre ich zur Rezeption zurück. Der Mitarbeiter ruft nochmals bei der Taxizentrale an und erfährt Unerfreuliches: Wegen einer Messe seien die Taxis voll ausgelastet, man könne momentan nicht abschätzen, wann ich abgeholt werde. Ich beginne, die Möglichkeiten im Kopf durchzuspielen und ahne bereits, wohl erst am nächsten Tag heimreisen zu können. Plötzlich sagt der Rezeptionist: »Ich habe bald Dienstschluss, ich bringe Sie zum Bahnhof.«

Wow! Man muss einfach von all dem, was hinter diesem spontanen Angebot steckt, beeindruckt sein:

Der Mitarbeiter sieht das Problem eines Gastes, findet eine Lösung und setzt diese unter großem persönlichen Einsatz um.

Er entscheidet selbstständig und ohne Rückfrage, dass er die Rezeption für ein paar Minuten von seinem Kollegen allein betreut lassen kann – denn wir warten seinen Dienstschluss nicht ab und fahren sofort.

Die Unternehmenskultur lässt also zu, dass jemand selbstständig entscheidet, früher Schluss zu machen, weil er überzeugt ist, dass das für den Gast und somit wohl auch für das Hotel das Beste ist.

Er bringt mich dann – in seinem Privat-PKW und zum größten Teil in seiner Freizeit! – zum Bahnhof. Es ist Stoßzeit, wir kommen gerade rechtzeitig an. Wie groß sein Umweg ist, kann ich ihm nicht entlocken. Ich bin einfach nur dankbar – und einer mehr, der von diesem Hotel begeistert ist.

Fazit und persönliche Meinung: Das Seminar ist beeindruckend gut: Hotel, Trainer, Inhalte und Unterlagen sind nicht nur für sich genommen hervorragend, sondern auch bestens aufeinander abgestimmt. Die von mir nach dem Seminar befragten Teilnehmer waren alle sehr zufrieden bis geradezu begeistert.

Hinweis im Sinne der redaktionellen Richtlinien -bezüglich Transparenz: Der Autor Gernot Winter wurde von der Communico GmbH René Borbonus auf dieses Seminar eingeladen, generell nehmen unsere Redaktionsmitglieder an Seminaren vorwiegend aufgrund von Einladungen durch die Seminarveranstalter teil.

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