Der Korken zur deutlichen Stimme

TRAiNiNG war bei einem offenen Seminar der Stimmtrainerin Barbara Blagusz dabei. Wie und was dort trainiert wird, lesen Sie in diesem Seminarbericht.

»Die eigene Stimme erleben die meisten von uns oft unbewusst und nur selten bekommen wir Feedback darüber«, sagt die Trainerin Barbara Blagusz zu Beginn des zweitägigen Intensivseminars »Erfolgsfaktor Stimme«. Und damit hat sie recht. Im ersten Seminarblock nehmen die Teilnehmer eine »Stimmprobe« auf Band auf, um sie dann, mit der geschulteren Stimme nach dem zweiten Seminartag, zu vergleichen. Viele sind überrascht über die »Bandstimme« und erkennen sich fast nicht wieder.

In einer – etwas zu langen – Vorstellungsrunde sollen die Teilnehmer ihre eigene Stimme und deren Wirkung beschreiben. Eine schwere wie nützliche Übung zugleich, denn alleine darüber nachzudenken und die entsprechenden Vokabeln an der Hand zu haben, ist gar nicht so einfach. Ja klar, laut oder leise schaffen die meisten noch, aber Adjektive wie hauchig, melodiös oder klangvoll verwenden wir doch eher selten.

10 Teilnehmer waren bei diesem Seminar dabei. Einerseits zu viel für eine intensive Arbeit, andererseits bringt es den Vorteil, von anderen lernen und fremde Stimmen analysieren zu können.

In einer späteren Übung zeigt uns Barbara Blagusz die »fordernde Frage«. Dabei geht es darum, am Ende einer Frage mit der Stimme nicht nach oben zu gehen – wie wir es alle gelernt haben – sondern tiefer zu werden. »Damit bekommt die Frage mehr Verbindlichkeit und eignet sich hervorragend in der Abschlussphase von Verkaufsgesprächen«, erklärt die Trainerin.

Versuchen Sie es: Lesen Sie diese Frage und werden Sie am Ende tiefer: »Kann ich mich darauf verlassen?« Nicht einfach, aber wirkungsvoll!

Wir mühen uns bei dieser Übung ab, weil es wirklich schwierig ist, ein jahrelang ausgeübtes Stimmmuster zu verändern, jeder erkennt aber denn Sinn dahinter. Zum besseren Üben bekommen wir eine Übungs-Audio-CD.

Neben vielen praktischen Einheiten gibt es auch theoretische Inputs, z. B. was gut für die Stimme ist und was nicht. Barbara Blagusz empfiehlt, in der Früh, wenn man noch wenig gesprochen hat, einfach im Auto ein wenig zu summen. Das kann schon Wunder wirken. Auch einen »Notfallstipp« gibt sie uns mit, wenn vor der wichtigen Besprechung oder Präsentation plötzlich die Stimme weg ist: heiße Milch mit 10 bis 20 aufgelösten Emser-Pastillen.

Die Trainerin, die ursprünglich aus dem Verkauf kommt, hat drei Stimmcodes entwickelt, die in unterschiedlichen Phasen des Verkaufsgesprächs eingesetzt werden können. Es geht dabei um das Spiel mit Lautstärke, mit der Tiefe der Stimme und mit der Höhe. Es erfordert einiges an Übung, bis wir es hinbekommen. Dann allerdings klappt es sehr gut.

Gegen Ende des zweiten Seminartages darf auch die berühmte »Korkenübung« nicht fehlen. Alle Teilnehmer kennen sich nun schon ein wenig, somit ist hier nichts peinlich. Eine Minute lang einen Text laut vorzulesen mit einem Weinkorken im Mund – klingt lustig und ist fast unverständlich. Doch als wir im Anschluss den Text ohne den Korken lesen, erkennen sogar die Teilnehmer untereinander, dass bei jedem Einzelnen die Aussprache deutlicher geworden ist, weil einfach der Mund weiter aufgeht.

Danach nehmen wir nochmals unsere Stimme auf Band auf und tatsächlich hören wir bei jedem Teilnehmer eine deutliche Besserung in Bezug auf Klarheit und Betonung. Am Endes des Seminars bekommt jeder Teilnehmer ein individuelles Stimmprofil mit Stärken und Potenzialen, das dabei hilft, nachhaltig an der eigenen Stimme zu arbeiten.

Fazit

Die Trainerin spricht unglaublich schön und kann großartig die unterschiedlichen Stimmen demonstrieren. Es wird viel geübt und praktisch gearbeitet. Ich hätte mir etwas weniger Teilnehmer gewünscht, um noch intensiver an der eigenen Stimme arbeiten zu können. Auf jeden Fall ist das Seminar Verkäufern zu empfehlen, die sich die Wirkung ihrer Stimme bewusst machen wollen. Der Preis von 450,– € für 2 Tage ist sehr günstig.

Schreiben Sie einen Kommentar!


*

blagusz

Barbara Blagusz

»Die eigene Stimme erleben die meisten von uns oft unbewusst und nur selten bekommen wir Feedback darüber.«

www.sozusagen.at