Erfolgreiche Frauen im Porträt: Brigitte Schaden

Seit wann üben Sie Ihren Beruf aus, und wie kam es zu der Entscheidung?

Die Frage ist, welchen Beruf? Es gab ja einige. Im Projektmanagement bin ich seit über 30 Jahren tätig. Die Entscheidung dafür war eine fließende. Ich habe zuerst Versicherungsmathematik an der Technischen Universität Wien studiert, und im Anschluss Betriebsinformatik an der Universität Wien. Meine Berufslaufbahn hat dann auch sehr technisch begonnen, in der IT. Ich bin dann mehr und mehr ins Projektmanagement hineingeglitten. Die Mischung zwischen analytischem Denken und der Zusammenarbeit mit vielen unterschiedlichen Menschen macht für mich den besonderen Reiz aus.

Was sind Ihre größten Erfolge?

Selbstbestimmt und selbstständig arbeiten zu können, unabhängig zu sein, das ist ein Privileg und Erfolg zugleich. Rückblickend bin ich stolz, in der IPMA – der International Project Management Association – als President und Chair sowie in GAPPS – der Global Alliance for the Project Professions – in den letzten Jahren maßgeblich an der Weiterentwicklung von professionellem Projektmanagement mitgewirkt zu haben.
Und natürlich freut es mich, seit 2003 im Vorstand von Projekt Management Austria engagiert zu sein, und seit 2016 die pma-Präsidentschaft auszuüben. In dieser Zeit ist es gelungen, pma als Österreichs führende Projektmanagement-Vereinigung zu etablieren. Eine große Aufgabe sehe ich darin, das Berufsbild des Projektmanagers bekannter zu machen und weiterzuentwickeln. Dass PM-Kompetenzen immer mehr geschätzt werden, zeigt sich auch daran, dass wir als pma im Jahr rund 1 500 Projektmanagement-Zertifizierungen durchführen. Eine Aufgabe, die mich auch als IPMA Assessor besonders freut!

An welche skurrilen Erlebnisse aus den letz­ten 20 Jahren werden Sie sich ewig erinnern?

Da fallen mir gleich zwei skurrile Erlebnisse ein:
Einmal war ich gerade auf der Heimreise von einem Workshop in den USA und sollte in Charlotte zwischenlanden. Am Flughafen gab es einen Schneesturm und wir brauchten vom Touchdown bis zum Gate mehr als zwei Stunden. Es war wie auf der Süd-Ost-Tangente: Flugzeug an Flugzeug reihte sich aneinander. Wir hatte eine tolle Crew. Sie versorgte uns mit Cocktails und plötzlich unterhielten sich alle Passagiere mit ihren Nachbarn. So entstand eine sehr schöne, gemeinsame Stimmung.

Mein zweites Erlebnis spielte in London, nach einem Business-Meeting. Es war Abend und aufgrund des Ausbruchs des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull –  sprechen Sie das einmal schnell nach – wurden alle Flüge gecancelt. Der Flughafen war gesperrt. Es gelang mir, noch ein Zimmer in London zu bekommen. Allerdings nur für eine Nacht, mit der Möglichkeit der Verlängerung für eine weitere. Diesen Prozess musste ich täglich wiederholen. Zu Beginn kostete das Zimmer 110,– Pfund, nach einer Woche bereits 230,– Pfund. Das nenn’ ich mal Angebot und Nachfrage!

Weniger skurril, als vielmehr nachhaltig beeindruckt hat mich ein Projekt nach dem Tsunami in Sri Lanka, das ich kennenlernen durfte. Unter der Leitung der Caritas wurde ein Dorf wieder aufgebaut. Da die meisten der lokalen Projektmitarbeiter nicht lesen konnten, wurde in einer Scheune der Balkenplan mit den Arbeitspaketen einfach mit Bildern statt den üblichen verbalen Beschreibungen dargestellt. Ich fand das damals sehr kreativ. So stelle ich mir Projektmanagement vor, situationsabhängig und kontextorientiert.

Von welchen Menschen fühlen Sie sich inspiriert?

Von allen, die ihren eigenen Weg gehen und nicht bloß Erwartungshaltungen von anderen erfüllen wollen.

Aus der Welt des Projektmanagements möchte ich zwei Personen nennen: Martin Barnes, er ist der »Erfinder« des magischen Dreiecks (Qualität/Termine/Kosten) im Projektmanagement. Ich habe ihn oft auf IPMA Kongressen getroffen, ich schätze ihn sehr. Und er hat einen köstlichen britischen Humor. Eine weitere inspirierende Persönlichkeit ist Edward de Bono. Er hat unter anderem die Methode der »6 Denkhüte« (Six Thinking Hats®) erfunden, eine Kreativitätstechnik für Gruppendiskussionen. Auch ihn habe ich auf einem IPMA Weltkongress kennengelernt, wo ich ihn damals täglich mit den Ergebnissen der Fußball-Weltmeisterschaft versorgt habe. Schön, dass wir auch danach weiter in Kontakt waren. Leider ist er heuer gestorben.

Wie verbringen Sie die Zeit vor und nach einem Seminar?

Das lässt sich einfach beantworten: Vor einem Seminar schaue ich darauf, dass wirklich alles bestmöglich vorbereitet ist; und ich gehe früh schlafen. Danach heißt es: Business as usual.
Generell versuche ich, bei Seminaren und Vorträgen immer einen aktuellen und möglichst humorvollen Einstieg zu finden.

Haben es aus Ihrer Sicht Frauen als Trainer schwerer als Männer?

Nein, dieser Meinung bin ich nicht. Sobald sich jemand für einen oder eine Trainer1 entscheidet, passiert das aufgrund der jeweiligen ­Kompetenzen. So habe ich das auch selbst erlebt.
Es ist etwas anderes, wenn es etwa um Karrierewege und Führungspositionen als Trainer in einer Organisation geht. Hier ist das Phänomen der gläsernen Decke natürlich nicht obsolet.

Was macht Sie privat und beruflich glücklich?

Meine privaten Favoriten sind: Wenn Austria Wien gewinnt (bin in dieser Hinsicht derzeit leider sehr selten glücklich), eine gute Flasche Rotwein oder ein Gin Tonic. Gerne erinnere ich mich auch an die Chilly Crabs in Singapore. Und manches Mal reicht es, am Wasser zu sitzen und ein gutes Buch zu lesen.
Im beruflichen Umfeld finde ich den Begriff zu stark gegriffen. Aber wenn etwas gut gelingt, wie eine Veranstaltung oder das Umsetzen einer neuen Idee, dann macht mich das durchaus auch glücklich.

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schaden0716

Brigitte Schaden

Geburtsjahrgang: 1956

Aufgewachsen in: Wien

Ausbildung:
Studium der Versicherungsmathematik und Betriebsinformatik
Ausbildung in systemischer Beratung und Coaching
Ausbildung in Wirtschaftsmediation
IPMA Assessor

Trainer seit: 1994

berufliche Schwerpunkte:
Coaching
PM-Standards
Mediation

Persönliche Hobbys:
Fußball, Kunst & Kultur, Lesen

Kinder: keine

Im Urlaub bin ich am liebsten: in dieser Welt (also nicht am Mars) und rede mit Menschen

www.pma.at