Lernen »anywhere« und »anytime«

Mitte Oktober 2017 lud Business Circle bereits zur 4. Personalentwickler-Konferenz »PEp – Personalentwicklung pur«. Lesen Sie hier einen Nachbericht.

Die Erwartungen liegen hoch. Bereits in den letzten 3 Jahren konnte die PEp zahlreiche Personalentwickler mit aktuellen Informationen und spannenden Fachvorträgen begeistern. Diese Vorgaben wurden heuer noch um vieles übertroffen.

Rund 120 Personalentwickler und Fachexperten finden sich pünktlich zum ersten Konferenztag im Seminarhotel Schlosspark Mauerbach ein. Bereits vor dem offiziellen Beginn wird geplaudert, gelacht, diskutiert. Hauptthema der Konferenz, das sich durch die meisten Workshops und Keynotes durchzieht, ist: »Innovative Handwerkszeuge für die Personalentwicklung.« Ergänzend dazu diskutieren Jungunternehmer mit Vertretern von klassischen Old-Economy-Unternehmen, was man voneinander lernen könne.
Gleich im ersten Vortrag spricht Sandra Bichl von CareerAngels genau über dieses Thema. Als junges und kleines Unternehmen machen sie einiges anders als im klassischen HR. So gibt es überhaupt keine Meetings, alle sind per Du und jeder arbeitet wann und wo er will. Niemand im Team hat ein Firmentelefon, kommuniziert wird ausschließlich per E-Mail oder Skype. Um die Qualität ihrer Bewerbungen zu steigern, führt das Unternehmen vor jedem Bewerbungsgespräch Screening Calls durch, setzt auf Testings und Chemistry Checks. Bei diesen skypt ein potenzieller Kandidat mit mehreren Mitarbeitern, um das Team besser kennenzulernen. Alle Fragen, besonders gerne kritische, sind erlaubt und sogar erwünscht.
In der darauffolgenden Podiumsdiskussion mit Sandra Bichl und dem HR-Chef von UPC Österreich, Dieter Poller, rät die Jungunternehmerin: »In Bewerbungsgesprächen nicht nur HR und Führungskräfte dabei zu haben, sondern auch Mitarbeiter aus der Abteilung, hat sich sehr bewährt.« Dass in großen Konzernen nicht alles von jungen Kleinunternehmen übernommen werden kann, zeigt sich im weiteren Verlauf rasch.

Auffallend positiv empfinden die Teilnehmer, dass die Keynotes dieses Jahr nur 30 Minuten dauern. Das genügt auch für einen ersten Eindruck oder einen Input.
Christoph Bader von der Wertefabrik spricht danach über »das Außergewöhnliche« und zeigt auf, wie wertvoll ein offener und bewusster Umgang mit Verhalten entgegen der Norm sein kann. Bader: »Anders ist nicht falsch – es ist eine Variante von richtig.« Er erzählt, wie bei google manche Mitarbeiter ihre eigene Stelle neu erfinden – Job Crafting wird das genannt – »Bau deinen eigenen Job«.

In der Folge können die Teilnehmer aus mehreren Parallel-Sessions wählen.
So spricht z.B. Rainer Salcher von der A1 Telekom über die Anwendung von agilen Projektmethoden im Veränderungsprozess der Personal- und Organisationsentwicklung.
In einer weiteren Session referiert und diskutiert Kristin Hanusch-Linser von der ÖBB-Holding über Service Design Thinking und wie die ÖBB Innovationen ins Unternehmen bringt. Sie nennt drei Transformationstreiber der Zukunft:
die Digitalisierung
die Pensionswelle der Babyboomer-Generation und
die neuen Ansprüche der »digitalen Kunden.

Alleine durch die Pensionswelle der Babyboomer-Generation gehen bei der ÖBB in den nächsten 5 Jahren 11 000 Mitarbeiter in Pension, von insgesamt 40 000, also rund 25 %. Das stellt das Unternehmen vor große Herausforderungen, bringt aber gleichzeitig die Chance, die nachkommende Generation als Innovatoren einzusetzen.
Um innovativ zu bleiben, setzt die ÖBB viel auf Prototyping und probiert neue Technologien aus, bevor sie flächendeckend ein- und umgesetzt werden.

Am Nachmittag steht die Konferenz voll im Zeichen des »digitalen Lernens«. Mehrere Anbieter von E-Learning im weitesten Sinne stellen ihre Angebote vor.
So z. B. das Unternehmen »Gamelearn«, das von dem Geschäftsführer Bernhard Anzböck vorgestellt wird. Er meint in seiner Präsentation, E-Learning hat eher einen langweiligen Ruf. »Daher muss voll auf Gamification gesetzt werden, um die Abschlussquote der Teilnehmer zu erhöhen«. Das Unternehmen bietet dabei Lernspiele, z. B. zum Thema Führung, Zeitmanagement, Verhandeln und einiges mehr an.
Marc Müller von imc stellt später eine Quiz-Software vor. Er erzählt von einem großen Unternehmen mit mehreren Tausend Mitarbeitern. Die Unternehmensspitze wollte, dass die Angestellten die Unternehmenskennzahlen kennen. Durch dieses Quiz und einen in Aussicht gestellten Hauptpreis (iPhone) haben nahezu alle Mitarbeiter mitgemacht und so spielerisch die Kennzahlen gelernt. Auch Wochen später wussten fast alle Mitarbeiter die Kennzahlen des Unternehmens. Es funktioniert also und macht noch dazu Spaß – und ist relativ billig.

Der erste Konferenztag endet mit einem humorvollen und inhaltsstarken Vortrag von dem Diplom-Pädagogen Jöran Muuß-Merholz über das digitale Lernen. Muuß-Merholz: »Der digitale Wandel ist keine Revolution – es ist ein Klimawandel.« Damit meint er, dass es nicht über Nacht gekommen ist, sondern sich stätig und langfristig durchgesetzt hat und weiter durchsetzen wird. Seine Conclusio: »E-Learning ist nicht die Lösung für alle Probleme. Es kann gut Wissen vermitteln, doch bei Kompetenzen und bei Persönlichkeitsthemen wird es schwierig«. Ein häufiges Argument, nämlich das Lernen »anywhere« und »anytime« möglich ist, widerlegt er. »Das Problem ist, dass es keine Zeit und keinen Ort gibt, der »anytime« und »anywhere« heißt. Daher findet es häufig nie statt.

Blog_EinleitungPEp_300mal300_1Am Abend der PEp wird in lockerer Atmosphäre weiter geplaudert und zur Unterhaltung sogar ein Tischtennis-Turnier auf kleinen Platten organisiert. Der Beste hat gewonnen und wird entsprechend gefeiert.

Am zweiten Konferenztag streicht die Expertin für Junge Generationen, Steffi Burkhart, ganz klar heraus: »Junge Menschen sind Treiber für neues Denken und Handeln in Organisationen und daher existenziell für Unternehmen.«
Sie weiß, was für junge Menschen heutzutage wichtige Kompetenzen sind und hebt einige hervor: komplexe Probleme lösen, kritisch zu denken, kreativ zu sein etc.
In den Round-Table-Sessions können die Teilnehmer aus einer Vielzahl an Themen wählen. Christoph Stieg von perfact training diskutiert z. B. mit den Teilnehmern über Transferstärke, und dass diese keine Typfrage ist. »Jeder Mensch kann seine Transferstärke erhöhen, wenn er weiß wie«, so die Kernaussage.
Die Konferenz endet mit einer Podiumsdiskussion zwischen jungen Erwachsenen. Dabei geht es darum, wie junge Generationen ticken, welchen Führungsstil sie brauchen und was die gegenseitigen Erwartungen von Unternehmen und Mitarbeitern sind.

Fazit
Die Themen waren heuer wieder gut ausgewählt, die kurzen Keynotes mit vertiefenden Workshops professionell organisiert, die Teilnehmer zur aktiven Mitarbeit voll motiviert. Eine schöne und lehrreiche Konferenz für Personalentwickler.

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PEp 2018:
Oktober 2018
Kosten: 1.499,– €
www.businesscircle.at