MBA und andere Master

Viele Business Schools und andere Institutionen in Österreich bieten sowohl MBA-Programme als auch Master-Studien an. Beides sind Weiterbildungs-Master-Studien mit vielen Ähnlichkeiten. Was sind die Unterschiede?

Für den Unterschied zwischen »ordentlichen« Master-Studien (oft auch »konsekutiv« genannt) und Weiterbildungs-Master-Studien verweisen wir auf zahlreiche Artikel in unserem Magazin, die in den letzten Monaten und Jahren erschienen und auf unserer Website abrufbar sind. (Link: https://www.magazintraining.com/?s=Master-Studien) In diesem Artikel wollen wir die Unterschiede zwischen MBA-Programmen und Weiterbildungs-Master-Studien herausarbeiten. Viele Institutionen bieten beides an und auf den ersten Blick offenbaren sich die Unterschiede unter Umständen nicht – schließlich haben die MBAs ja auch das Wort »Master« im Namen. Wir haben zu diesem Thema u. a. die akademischen Leiter zweier Business Schools befragt.

Was ist der Unterschied zwischen einem Master-Studium und einem MBA-Programm an Ihrer Business School?

René Voglmayr (Leitung akademische Programme und Prokurist an der LIMAK Austrian Business School): »Der Master in Management (MIM) vermittelt den Studierenden wertvolles betriebswirtschaftliches Wissen in den Bereichen strategisches Management, Personalmanagement, Marketing und Volkswirtschaftslehre sowie Finanzmanagement zur erfolgreichen Ausführung einer Managementposition in einem Unternehmen. Spezifisches Ziel des MIM ist es, (Nachwuchs-)Führungskräfte eine für ihre Tätigkeit im Unternehmen notwendige breite betriebswirtschaftliche Ausbildung anzubieten und deren Führungskompetenzen weiterzuentwickeln. Um diese erworbenen Kompetenzen auch direkt anwenden zu können und die Praxisorientierung sicherzustellen, wurde zusätzlich zu einer Master Thesis in den Lehrplan ein Transferprojekt integriert. Das MIM-Programm an der LIMAK lässt sich in 12 Monaten plus Master Thesis absolvieren. Charakteristisches Ziel des LIMAK Management MBA (MMBA) ist es, neben einer breiten betriebswirtschaftlichen und Leadership-Ausbildung den Teilnehmern zusätzlich eine Fachkompetenz in einem spezifischen Bereich zu vermitteln. Somit folgt der MMBA der Logik der T-förmigen Qualifizierung, indem sowohl für Führungskräfte die notwendige Breite (Management Compact, Leadership Experience) als auch die Tiefe in der Spezialisierung entwickelt wird (z. B. Digital Transformation and Change Management). Das MBA-Programm an der ­LIMAK lässt sich in 18 Monaten plus Master Thesis absolvieren.«

Bernhard Sams (Director Consulting and Program Development an der SMBS – University of Salzburg Business School): »An der SMBS ist das MBA-Programm ein berufsbegleitendes, internationales Master-Programm. Die wichtigsten Unterschiede sind die Personengruppe und der Inhalt des jeweiligen MBA-Schwerpunkts. Von der Struktur her sind sie ähnlich, weil sich alle an Berufstätige wenden, an Menschen mit Berufserfahrung. Ein MBA richtet sich typischer Weise an Führungspersonen oder Personen, die kurz vor der Übernahme einer Führungsposition stehen – oder auch an jene, die vorhaben, sich mit einer eigenen Geschäftsidee selbstständig zu machen. Die SMBS bietet 9 MBA-Schwerpunkte. Jeder MBA ist international ausgerichtet und findet an Top-Universitäten statt. Unser Flaggschiff, der Global MBA, ermöglicht Studierenden einen 360°-Rundumblick durch Studienaufenthalte in Europa, Amerika und Asien. Die Wissensvermittlung erfolgt an den renommiertesten Unis, wie beispielsweise der Georgetown University in Washington DC, der Lomonosov State University in Moskau oder der Fudan University in Shanghai.
Das SMBS-Führungskonzept geht von innen nach außen im doppelten Sinn: einerseits die Schärfung der persönlichen Führungseigenschaften in Kombination mit der Aneignung und Vertiefung von umfassendem Management-Know-how, andererseits dieses Wissen auf globaler Ebene für das Unternehmen anwenden zu können. In den 3-semestrigen Masterprogrammen wird dieses Konzept entsprechend für angehende Führungskräfte, in den 4-semestrigen MBA-Studien für Personen mit Führungserfahrung integriert.
Es gibt also für jede (angehende) Führungskraft das ideale Programm, um den individuellen Weiterbildungsbedarf im Bereich Führung/Management abzudecken.«

Kosten

Dazu passend sind auch meistens die Kosten für MBA-Programme höher als für Master-Studien, bei den allermeisten Business Schools sind sie auf den Websites leicht zu finden. Als Beispiele: An der SMBS kosten Master-Studien 14.000,– € (inkl. Gebühren), MBA-Programme ab 21.800,– € (inkl. Gebühren), wobei der Global Management MBA aufgrund der Auslandsmodule etwas teurer ist. An der ­LIMAK sind die Preisunterschiede ähnlich, Master-Studien kosten 15.900,– €, MBA-Programme ab 22.400,– € (jeweils inkl. Gebühren), auch hier ist der Global Executive MBA teurer.

Abschluss und Titel

Das, was in der Umgangssprache als »Titel« bezeichnet und nach Abschluss der entsprechenden Programme und Studien verliehen wird, sind eigentlich keine Titel, sondern akademische Grade. Die hier beschriebenen MBA-Programme und Master-Studien schließen beide nach erfolgreicher Absolvierung aller erforderlichen Lehreinheiten und Prüfungen mit einem Mastergrad in der Weiterbildung ab. Die genauen Bezeichnungen der Mastergrade werden von den verleihenden Institutionen selbst festgelegt. Die Mastergrade werden dem Namen nachgestellt und lauten im Fall von MBA-Programmen fast immer »MBA«, im Fall von Master-Studien bestehen sie hingegen meist aus einer anderen mit »M« beginnenden Kombination dreier Buchstaben, z. B. »MIM«, »MIB«, »MTD« usw.

Wer sich für einen Weiterbildungs-Master entscheidet, steht also grundsätzlich einmal vor der Entscheidung, ob es ein MBA-Programm oder ein Master-Studium sein soll. Einige Entscheidungshilfen sind in diesem Artikel bereits weiter vorne beschrieben: Kosten, strategische Ausrichtung und aktuelle Karrierestufe. Wichtiger als diese sind aber wohl die vermittelten Lehrinhalte und die Struktur der Kommilitonen. Ersteres lässt sich auf den Websites aller Anbieter sehr schnell ermitteln, für Letzteres sollte man sich genau informieren: Passen die Studierenden zu einem selbst bezüglich Alter, Karriereposition, höchste bisher abgeschlossene Ausbildung? Das ist ein ganz entscheidendes Kriterium.

Business Schools, die auf Qualität Wert legen, investieren dementsprechend viel in den Auswahlprozess der Bewerber. Info-Veranstaltungen (sowohl online als auch vor Ort), Bewerbungsschreiben, Motivationsschreiben, Assessment-Center, Aufnahmetests – alle diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass die richtigen Studierenden im richtigen Programm sind und auch möglichst gut zueinander passen.

Bernhard Sams antwortet auf die Frage, wie das die SMBS erreicht: »Im Wesentlichen passiert das einerseits über die Informationen, die wir vorab den Interessenten zur Verfügung stellen und andererseits über den Auswahlprozess. Es gibt bei jedem Programm ein eigenes Bewerbungsprozedere bzw. ein Assessment.«
Zurück zu den Kosten: Gibt es Möglichkeiten einer Kostenermäßigung oder einer Förderung?
René Voglmayr: »Ermäßigungen per se werden an der LIMAK nicht gewährt, aber es werden regelmäßig Stipendien für MBA/MIM-Programme zur Unterstützung der Studierenden z. T. gemeinsam mit Medien und anderen Partnern ausgeschrieben. Weiters gibt es die Möglichkeit der steuerlichen Absetzbarkeit sowie spezifische Förderungen und Finanzierungsalternativen.«

Ganz ähnlich ist das an der SMBS, Bernhard Sams: »Wir haben keine generellen Stipendien­angebote, sondern immer wieder Stipendien-Aktionen, bieten aber sämtliche Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten an, z. B. Stipendien von Raiffeisen, Ratenzahlung, Frühbucherboni usw.«

An vielen Institutionen gibt es unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit einer Ratenzahlung. So kann man unter Umständen den vollen Betrag statt innerhalb der 2 Jahre, die das Studium meistens dauert, innerhalb von 3 oder auch 4 Jahren zahlen. Generell gilt: Um an Ermäßigungen und Förderungen zu gelangen, bedarf es einiges an Eigeninitiative. Vielleicht wird man ja auch vom eigenen Arbeitgeber unterstützt, dafür gibt es verschiedene – auch nicht monetäre – Möglichkeiten.

Akzeptanz der Abschlüsse

Leicht verallgemeinernd lässt sich sagen, dass ein MBA-Abschluss zwar mehr kostet als ein Master-Studium, aber am Arbeitsmarkt auch mehr wert ist.

René Voglmayr sieht das so: »Sowohl der MIM als auch noch mehr der MBA sind seit Längerem in Österreich gebräuchlich und für die jeweiligen Funktionen und Aufgaben in den Unternehmen anerkannt und geschätzt. Hinsichtlich Bekanntheit ist der MBA national und international sicher höher einzustufen.«

Wesentlich für den Wert eines Abschlusses sind die Institution, die dahinter steht, und ihr Ruf. Wenn eine alteingesessene, öffentliche Universität dahinter steht, dann darf man grundsätzlich auf ein bestimmtes Mindestmaß an Qualität vertrauen und das tun dann auch die Recruiter. Was die Johannes-Kepler-Universität für die limak ist, ist die Universität Salzburg für die SMBS, die WU für die WU Executive Academy, die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt für die M/O/T, die Universität Innsbruck für das MCI, die Karl-Franzens-Universität Graz für ihre Weiterbildungs-Master-Studien »Uni for Life«. Für andere Anbieter gilt: Genau informieren, Studierenden-Struktur überprüfen, mit Recruitern sprechen, sich selbst ein Bild machen.

universität
Die Bildungslandschaft in Österreich befindet sich in einem permanenten Wandel, das trifft ganz besonders auch auf Master-Studien und MBA-Programme zu. Bernhard Sams sagt dazu: »Wir haben im Moment sehr interessante und bewegte Zeiten, z. B. durch die anstehende Digitalisierung. So wird das Führen von virtuellen Teams immer wichtiger werden, auch die Art des Unterrichts verändert sich. Da stehen wohl alle Business Schools vor großen Herausforderungen. Wir arbeiten intensiv daran, unser Studienangebot up-to-date zu halten, um zukünftigen Führungskräften die bestmögliche Ausbildung zu bieten. Die Frage ist: Wie sieht die klassische Business School in 10 bis 15 Jahren aus? Auch daran arbeiten wir!«

Im Moment herrscht jedenfalls ein großer Bedarf, sowohl Master-Studien als auch MBA-Programme werden sehr gut angenommen. An der LIMAK z. B. hat sich die Studierendenanzahl in den letzten 5 Jahren mehr als verdoppelt.

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