So ticken Kandidaten 2022

Derzeit ist ein Drittel der Berufstätigen in Österreich bereit, den Job zu wechseln.
Was das für Unternehmen bedeutet, lesen Sie in diesem Artikel.

Realitäten müssen ausgesprochen und anerkannt werden: Der österreichische Arbeitsmarkt hat sich zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt. Während nämlich 93 Prozent der Unternehmen melden, dass sie in den letzten drei Monaten Personal gesucht haben, sind nur fünf Prozent der Berufstätigen derzeit so sehr an einem Jobwechsel interessiert, dass sie auch aktiv nach einer neuen Stelle Ausschau halten. Die gute Nachricht für Personaler: Weitere 35 Prozent der Arbeitnehmer sind grundsätzlich offen für einen Wechsel. Das geht aus einer aktuellen repräsentativen Umfrage von Marketagent im Auftrag von karriere.at hervor, bei der 501 erwerbsfähige Menschen in Österreich befragt wurden, davon 466 Berufstätige.

Für die HR-Abteilungen des Landes ist das eine Aufforderung zu handeln, denn bei attraktiven Anreizen und unter den richten Voraussetzungen sind viele potenzielle Kandidaten derzeit gewillt, sich beruflich zu verändern. Wie sie diese erreichen und abholen können, auch auf diese Fragen gibt unsere Studie Antworten.

»Wohlfühlfaktoren« dominieren bei Wünschen an den Job

Wenn es darum geht, was Arbeitnehmer sich im Berufsleben wünschen und erwarten, stehen die sogenannten Wohlfühlfaktoren an erster Stelle: 90 Prozent der Befragten wünschen sich ein ausreichendes Maß an Freizeit neben ihrem Job. Für 89 Prozent ist es laut der Umfrage entscheidend, wertgeschätzt zu werden und für 87 Prozent, dass ihnen der Job Spaß macht. Demgegenüber gaben nur 28 Prozent der Befragten an, dass ein gutes Einkommen für sie bedeutender ist als eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Allerdings: Ein höheres Gehalt wäre für 44 Prozent der befragten Berufstätigen – unabhängig davon, ob sie derzeit auf der Suche nach einer Stelle sind oder nicht – der Hauptgrund für einen Arbeitsplatzwechsel. Die faire Entlohnung ist und bleibt Fixbestand eines attraktiven Arbeitsplatzes.

Mehr Flexibilität gewünscht

Ein zweites Kriterium bei der Arbeitgeberwahl, das insbesondere aufgrund der Pandemie stark an Bedeutung gewonnen hat, ist die zeitliche und räumliche Flexibilität im Job. Dieser Trend scheint vor allem in der Arbeitskultur jüngerer Arbeitnehmer Einzug gehalten zu haben. Laut unserer Studie würde fast die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen Abstriche beim Gehalt hinnehmen, wenn dafür die Arbeitszeit verkürzt wird. Demgegenüber ist die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten, vor allem bei den 30- bis 39-Jährigen beliebt: Rund zwei Drittel möchten die Möglichkeit haben, die Arbeitszeit zumindest teilweise außerhalb des Büros zu verbringen. Diese Erwartungshaltung ist seit 2019 (49 Prozent) weiter im Aufwärtstrend und liegt bei den Befragten quer über alle Altersgruppen aktuell bei 55 Prozent.

Das Home-Office entwickelt sich in der Wahrnehmung von Arbeitnehmern aber vom Benefit zum Standardangebot: Nur 59 Prozent sehen diese Möglichkeit aktuell als Benefit an. 2019 waren es noch 65 Prozent. Wer Home-Office dort, wo es möglich ist, gar nicht anbietet, ist damit eindeutig im Nachteil.

Employer Branding-Strategien sind gefragt

Diese und weitere Trends zeigen klar, dass Unternehmen im Wettbewerb um die besten Fachkräfte nachhaltige und wirksame Strategien entwickeln müssen. Im Recruiting geht es mittlerweile nicht nur um ein attraktives Angebot, sondern ums große Ganze: Immer mehr Kandidaten wollen nicht nur besser verdienen, sondern zu einem Unternehmen wechseln, in dem sie sich wohlfühlen und vor allem flexibel sind. Lose Versprechen sind dabei übrigens ein absolutes No-go. Das Thema Employer Branding sollte bei jedem Unternehmen und jeder Organisation ernst genommen und fest verankert werden.

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Gastautor
Georg Konjovic
ist CEO von ­Österreichs größtem Jobportal karriere.at.
www.karriere.at