Trainer des Jahres 2017

Künstlich? Natürlich!

TRAiNiNG wählt Georg Wawschinek zum Trainer des Jahres 2017. Der Rede- und Mediencoach begeistert uns durch sein charismatisches Auftreten, sein Fachwissen und seine Erfahrung.

Georg Wawschinek ist Trainer und Coach für professionelle Interviews, begeisternde Reden und packende Präsentationen – und er hält mitreißende Vorträge zu den Themen »Charisma« und »Rhetorik«. In seinen Coachings arbeitet er mit seiner eigens entwickelten Methode CoreTelling© und schafft es damit in kürzester Zeit, die wichtigste Message für ein Interview oder eine Rede herauszuarbeiten und zugleich die gewünschte Wirkung der Person zu erzielen. Dabei ist es ihm wichtig, eine »künstliche Situation«, wie ein Interview oder eine Rede, natürlich aussehen zu lassen. »Authentisch sein ist einfach. Authentisch wirken eine hohe Kunst«, weiß Georg Wawschinek. Er ist regelmäßig im ORF als Experte zu Gast. TRAiNiNG freut sich, Georg Wawschinek als Trainer des Jahres 2017 zu präsentieren.

Was haben Sie vor Ihrer Trainerkarriere gemacht?

Wawschinek_action0817Meine früheste berufliche Prägung stammt aus meiner Zeit bei Ö3. Was ich hier gelernt habe, ist bis heute eine wichtige Grundlage: Auf den Punkt kommen ohne Wenn und Aber. Das Verständlichmachen komplexer Zusammenhänge. Und als Königsdisziplin im Radio: das alles nur mit Bildern im Kopf. Ich war als Reporter, Moderator und Chef vom Dienst im Einsatz. Und dann habe ich begonnen, in der Ausbildungsabteilung des ORF erste Seminare für Journalisten in Beitragsgestaltung und Interviewtechnik zu geben.

Warum sind Sie Trainer geworden?

Die Zeit beim ORF war mein Einstieg ins Trainerleben. Ich habe dabei entdeckt, dass meine Didaktik gut ankommt und es mir Freude macht, Wissen weiterzugeben.

Sie sind auch als Vortragender international gebucht. Kann man Speaker und Trainer sein?

Eines vorweg: An die Story, dass man entweder Trainer oder Vortragender sein muss – daran glaube ich nicht. Das sagen Menschen, die eines von beidem nicht können. Was richtig ist: Es sind zwei verschiedene Berufe, die man beide erlernen muss. Ich habe die Ausbildung zum Coach, unzählige Weiterbildungen und 18 Jahre Erfahrung in über 2 500 Trainings und Coachings mit mehr als 10 000 Teilnehmern weltweit. 2015 habe ich die GSA University mit der Auszeichnung zur besten Keynote und zum Jahrgangsbesten erfolgreich absolviert. Ich trainiere Medienauftritte und bin selbst als Experte gefragter Interviewpartner. Ich coache Redeauftritte und bin selbst auf der Bühne. Ich sage es mit ein wenig Stolz: Dass jemand so fundiert beide Bereiche bespielt, ist sehr, sehr rar.

Was machen Sie lieber? Trainieren oder Vorträge halten?

Ich möchte beides nicht missen, weil es sich gegenseitig nährt. Meine Arbeit im Coaching eröffnet mir die Sicht auf die Funktion von Wirkung – das ist der Stoff für meine Vorträge. Und umgekehrt sind Vorträge und die Erfahrung mit dem Publikum die Basis für kompetente Coachings. Was ich nicht könnte, wäre der 100-%ige Speaker­einsatz – ich bewundere Kollegen, die das schaffen. Und mir würde die konkrete Arbeit an einem Interview, einer Rede, einer Präsentation im direkten Kontakt mit meinen Kunden fehlen. Ich liebe diese Entwicklungsarbeit.

Was fasziniert Sie am Trainieren?

Ich bin Entwicklungsfreak. Ich habe vom Pferdeflüstern über den Flugschein bis hin zu Schauspielausbildungen ständig meinen Horizont erweitert. Ich bin davon überzeugt, dass uns Wachstum als Menschen kompletter und interessant macht. Und genau das liebe ich am Training, besonders am Einzelcoaching (Top Executive Coaching ist meine Lieblingsdisziplin): Dass ich sehe, in wie kurzer Zeit enorme Entwicklung stattfindet. Wie aus einer Idee nach und nach ein Auftritt entsteht, wie sich ein Interview mehr und mehr verdichtet. Wie Nervosität sich zu positiver Energie wandelt. Und am schönsten: wenn Menschen aufblühen.

Worauf legen Sie bei einem Redecoaching wert?

Meine Methode CoreTelling© vereint zweierlei: den Kern der Geschichte und den Kern der Persönlichkeit. Ich bin davon überzeugt, dass sich eine Story nicht von der Person, die sie erzählt, trennen lässt. Den Werkzeugkoffer mit Techniken zu befüllen ist wichtig und sinnvoll. Aber letztlich geht es darum, aus jedem Menschen das herauszubringen, was ihn ausmacht. Ich möchte nicht an Menschen herumschrauben – mir geht es darum, Geburtshelfer zu sein.

Als Geburtshelfer geht es darum, ehrliches Feedback zu geben. Wie kann das ein Trainer sinnvoll tun?

Ich bin meinen Kunden gegenüber in zweierlei Hinsicht zur Wahrheit verpflichtet. Wenn eine nicht passende Wirkung sichtbar wird, muss ich dieses Feedback geben. Wertschätzend, aber ungeschminkt. Denn ehrliches Feedback ist das, was vor allem Führungskräfte häufig vermissen – das ist in dieser Hinsicht eine einsame Position. Wenn Trainer sagen »das ist sehr authentisch« – dann kann das stimmen. Es kann aber auch pure Hilflosigkeit sein, weil sie Kritik nicht äußern wollen oder können. Wenn jemand bei seinem Auftritt authentisch unsympathisch ist, muss das nicht unbedingt das Ziel sein. Das ist das Schöne am zunehmenden Alter und der Erfahrung: Ich habe keine Angst. Und ich kann Kritik so verpacken, dass meine Kunden darüber sogar lachen können.
Ich schulde meinen Kunden aber genauso viel Ehrlichkeit, wenn es darum geht, Positives zu bestärken. Es gibt immer noch Trainer, die sich nur wohlfühlen, wenn sie jemanden »fertigmachen« können. Ich habe kein Problem damit, jemandem auch zu sagen: »Bleiben Sie, wie Sie sind. Sie machen alles richtig. Ich möchte gar nichts ändern.«

Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?

Ich werde die Brücke weiter schlagen. Mein Performance-Zentrum mit Bühne und Studio im Schloss Schönbrunn ist beliebt und meine Kunden reisen von überall gerne hierher. Das möchte ich erhalten, weil ich glaube, dass manche Entwicklung das persönliche Gegenüber braucht – und auch Orte, die etwas bewirken. Das soll so bleiben. Analog pur quasi.
Zugleich werde ich mit Anfang 2018 Blended Learning und in der Folge die komplette CoreTelling© Online-Akademie anbieten.

Wie genau sieht ihre neue »CoreTelling© Online-Akademie« aus?

Grundwissen über Interviews und Reden lässt sich wunderbar online aufbereiten: Vorbereitungstools, Dramaturgie, wie Journalisten ticken, Übungen zur inneren Haltung und vieles mehr lassen sich so vorab vermitteln. Der Vorteil für meine Kunden ist, dass sie bereits vorbereitet auf einem hohen Level ins Präsenzcoaching kommen und damit noch effektiver mit mir arbeiten können. Wir müssen keine Zeit verschwenden, das theoretische Wissen durchzusprechen.
In der Folge steht auch die komplette Online-Ausbildung zur Verfügung. Das wird ein gewaltiges Kompendium mit meinem gesamten, ständig aktualisierten Wissen.

Welchen Menschen würden Sie gerne einmal persönlich begegnen?

Barack Obama, weil es mich interessieren würde, welcher Mensch einer der größten Redner ist. Yuval Noah Harari schreibt die erhellendsten Bücher seit Langem und Joanne K. Rowling. Von ihr würde ich gerne lernen, wie man so spannende Bücher schreibt. Wenn es auch Personen aus der Vergangenheit sein dürfen: Rainer Maria Rilke, Maria Theresia und liebend gerne hätte ich einmal live Steve Jobs zugehört.

Was ist Georg Wawschinek privat für ein Mensch?

Schwer an mir zu ertragen können meine Ungeduld und mein Hang zur schnellen Langeweile sein. Perfekte Eigenschaften für meinen Beruf, im Privaten mitunter etwas anstrengend. Abgesehen davon bin ich ein Bollwerk an Loyalität, tue alles für meine Familie und Menschen, die mir nahe sind, und freue mich, wenn ich jemandem auf seinem Weg helfen kann. Das für mich Schönste und Entspannendste sind stundenlange Diskussionen über Gott und die Welt – am allerliebsten in einem gemütlichen Wirtshaus.

Vielen Dank für das Gespräch und Gratulation zum Titel »Trainer des Jahres 2017«.

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