Trainer des Jahres 2018

Durch und durch ungewöhnlich

Wenn ein Verhaltensbiologe in die Trainer- und Speakerbranche wechselt, dann sind großartige Seminare vorprogrammiert.

Gregor Fauma, German Speakers Association, GSA Speaker games Vorentscheid, Schloss Leopoldskron, Salzburg, 20160709, (c)wildbild

Gregor Fauma wurde von der TRAiNiNG-Redaktion zum »Trainer des Jahres 2018« gewählt. Der Trainer ist der Redaktion bereits seit vielen Jahren bekannt. Heuer überzeugte er vor allem durch das Seminar »Sehen, was ist«, das völlig anders als andere Seminare ist. Die Teilnehmer gingen hinaus auf die Straße und lernten Menschen zu beobachten. Die Reflexion, wie das als Führungskraft weiterhilft, war augenöffnend. Gregor Fauma ist nicht auf den Mund gefallen, gibt professionelles, direktes Feedback und lässt anderen Meinungen ausreichend Raum.

 

Was haben Sie vor Ihrer Trainerkarriere gemacht?

Studiert und gearbeitet! Ich habe während des Studiums in einer Kommunikationsagentur und in der Gastronomie gearbeitet, war Kellner, Koch und Geschäftsführer. Da habe ich Dienstleistung gelernt. Ein Tisch mit 6 Gästen in einem Restaurant ist letztendlich wie 6 Seminarteilnehmer in einem Seminarraum. Von der Begrüßung über die Vorstellung der Agenda/Speisekarte, über das Einwand-Handling bis hin zum Nachfragen, ob es denn so passe … die Gastronomie ist eine gute Vorbereitung für den Beruf Kommunikationstrainer. Statt Trinkgeld gibt es jetzt halt Feedbackbögen … (lacht).

Warum sind Sie Trainer geworden?

Es gab bei uns im Studium ein Proseminar, in dessen Rahmen jeder eine wissenschaftliche Arbeit vortragen musste – und wir gaben damals bereits Feedback zur »Bühnenperformance«. Das hat mir unglaublich getaugt. Und nach dem Studium wollte ich in den Bereich Beratung, Training und Coaching hineinschnuppern. Als Verhaltensbiologe hatte ich ausreichend Expertise, wenn auch eine am Markt eher außergewöhnlich scheinende, und ich war nicht auf den Mund gefallen. Emil Hierhold von HPS sah das ähnlich und machte mir die Tür einen Spalt weit auf – und schon war ich gefangen vom Beruf des Trainers, war mit den Besten ihres Faches viel unterwegs und konnte so den Beruf von der Pike auf lernen. War eine geile Zeit! Ich bin Emil Hierhold sehr dankbar. Just in einem Bereich, wo sehr viel heiße Luft und zu Tode zitierte Mythen verzapft werden, machte ich naturwissenschaftlich abgeklopfte Inhalte der Verhaltensbiologie zu meinem USP. Und ich mag Menschen – da ist der Beruf des Trainers eine Selbstverständlichkeit.

In der Öffentlichkeit nimmt man Sie mehr als Speaker wahr – trotzdem trainieren Sie auch ganz viel. Was fasziniert Sie am Trainieren?

An oberster Stelle das Vertrauen, das mir der Kunde schenkt. Es bewegt mich wirklich sehr, dass sich Menschen so auf mich einzulassen getrauen. Sie brauchen Hilfe und hoffen, diese in mir zu finden. Ich entwickle da auch ausreichend Selbstzweifel, diesen Erwartungen nicht gerecht werden zu können. Ich empfinde das jedes Mal aufs Neue als ein ganz großes Kompliment. Das tut mir gut (lacht).
Die tiefe Faszination am Trainieren/Coachen ist für mich ganz speziell jener Moment, wo mein Kunde den Lösungsraum betritt; wenn ich erkenne, dass gerade Einsicht und Erkenntnis geschehen, neue Gedankengänge beschritten werden – und ich durch Schweigen mehr erreiche als durch Reden. Da passiert die Veränderung beim Kunden, da findet der gewünschte Fortschritt statt. Das ist meine Droge – den Kunden in seiner Situation abholen und weiterbringen.

Was macht ein Training bei Ihnen besonders?

(nachdenklich) Womöglich mein Zugang als Verhaltensbiologe, der ganz anders hinzuschauen, zu beobachten und zu analysieren gelernt hat? Es könnte auch die Fähigkeit sein, mit Menschen jeden Ranges auf Augenhöhe kommunizieren zu können. Ich glaube, die Kunden spüren auch meinen Wunsch, mit jeder Faser für sie da zu sein, sie weiterzubringen – und sie beantworten dies mit Offenheit und Vertrauen. Da kommt so unglaublich viel Vertrauen, dass es mich fast beschämt. Auch arbeite ich als Trainer mit systemischen Interventionen, das ist nicht unbedingt branchenüblich, aber unglaublich zielführend. Und wir lachen viel miteinander. In dieser gelösten Atmosphäre kann ich dann Veränderung ermöglichen. Ohne Humor kann ich gar nicht arbeiten. Denn er hilft dem Kunden, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, einen liebevollen Blick auf sich zu entwickeln und neue Gedanken zuzulassen. Erst diese machen ein neues, anderes Verhalten möglich. Ich bin Trainer, Verhaltensbiologe und systemischer Coach in Personalunion – und gewichte diese Kompetenzen nach Bedarf.

Sie designen immer wieder neue Trainingsformate. Welches Thema liegt Ihnen persönlich am Herzen?

Wirklich große Freude hatte ich an der Trainingsserie letztes Jahr gemeinsam mit Elisabeth Oberzaucher, als wir ein Schippel Führungskräfte »Hinschauen« gelehrt haben. Das war ein verhaltensbiologisches Einführungsseminar, runtergebrochen auf den Business-Alltag. Wir untersuchten Dominanzverhalten, Territorialität und nonverbale Leadership-Ansprüche. Das war schon cool.

Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?

So lange ich meine Neugier nicht verliere, ich für das Verhalten der Menschen brenne, so lange werde ich auch darüber Keynotes halten, Bücher schreiben und in Trainings zur Umsetzung bringen. Gerade das Vortragen, die Rede, die Wirkmächtigkeit von Keynotes birgt noch so viele Möglichkeiten – wenn ich so viel Zeit wie Ideen hätte, müsste ich wirklich sehr, sehr alt werden.

Welchen Menschen würden Sie gerne einmal persönlich treffen?

Ich hätte da ein paar Fragen an Mohammed, mit Goethe würde ich mich gerne über Rhythmik, Reime und Versmaß unterhalten, mit Konrad Lorenz über die Kunst des Hinsehens, und mein Duett mit Adriano Celentano wird ja in Wahrheit schon sehnsüchtig von der Weltöffentlichkeit erwartet, oder?

Was ist Gregor Fauma privat für ein Mensch?

Ich bin privat nicht anders als im Beruf. Sonst wäre ein Teil meiner Persönlichkeit ja aufgesetzt. In Summe mag ich es gerne fröhlich, unbeschwert und intellektuell. Dazu gesellt sich meine Freude am Genuss: Ich sammle Wein, liebe Verkostungen, koche und esse leidenschaftlich und schreibe nebenberuflich über Restaurants Kritiken. Die Natur kann mich immer noch berühren, sei es die wilde – oder die gärtnerisch gestaltete. Habe ich meine Schwäche für Schwimmkäfer erwähnt? Schrecklich – ich komme vom Uferbereich eines Weihers/Tümpels einfach nicht weg, da kann ich Stunden über Stunden hineinstarren – wenn es g’rad’ keine Menschen zum Beobachten gibt.

Thema Work-Life-Balance: Wie gehen Sie damit um?

Ich habe nur »Life«. Ich würde nichts anderes tun, auch wenn ich nicht dafür bezahlt bekomme. Ich mache den ganzen Tag, wofür ich brenne. Ich lese wissenschaftliche Literatur zum Verhalten der Menschen, integriere neue Erkenntnisse in meine Trainings und Vorträge. Ich lese in Gastro-Blogs über Köche, Küchen und Keller und schreibe am eigenen weiter (www.speising.net). Ich schreibe Texte über das Garteln, wenn mir danach ist. Ich vertiefe meine Coaching-Kompetenzen auf Fortbildungen, überlege mir, wie ich meinen Studierenden beim Präsentieren noch besser auf die Sprünge helfen kann usw. Mit anderen Worten mache ich immer dieselben verschiedenen Dinge. Denn wenn man das macht, wofür man brennt, macht man es in der Regel so gut, dass andere bereit sind, dies zu honorieren. Diesen Gedankengang haben mir unabhängig voneinander der langjährige Chef der Anthropologie, Horst Seidler, und der damalige Leiter des Instituts für Mikrobiologie, Alexander von Gabain, quasi ins Hirn tätowiert. Funktioniert, habe ich getestet.

Danke für das Interview und Gratulation zum Titel »Trainer des Jahres 2018«.

Schreiben Sie einen Kommentar!


*

tdj_blau_2018

Bewerben auch Sie sich zum Redner des Jahres 2019 oder zum Trainer des Jahres 2019!
www.magazintraining.com/rdj
www.magazintraining.com/tdj