Verstehen lehren

Beim diesjährigen Online WIFI Trainingskongress drehte sich alles um nachhaltiges ­Lernen. TRAiNiNG war dabei.

Der WIFI Trainingskongress 2023 fand erneut in einem digitalen Format statt und versammelte Mitte Mai etwa 180 Teilnehmer aus ganz Österreich, um ihr Wissen zu erweitern. Schon einige Tage vor dem Event erhielten die Teilnehmer per Post ein ansprechendes Goodie-Bag, das ein Frühstück, Methodenkarten und einige weitere nützliche Überraschungen enthielt.
Pünktlich um 9.00 Uhr eröffnet Daniela Soykan den Kongress. Sie führt die Teilnehmer durch das virtuelle Foyer des Events und verschafft ihnen einen kurzen Überblick über das vielfältige Programm.

Während des Kongresses werden im Laufe des Tages insgesamt drei »Workshoprunden« angeboten. Dabei haben die Teilnehmer die Möglichkeit, jeweils eines von 13 interessanten Themen auszuwählen. Zusätzlich wird eine inspirierende Keynote gehalten und es finden einige interaktive Sessions statt. Hier einige Beispiele:
Im Workshop »Feel zu viel« beleuchtet Christoph Tripp das Phänomen des digitalen Over­loads und diskutiert die Bedeutung und Wirkung von Bildern im digitalen Seminarraum.

Susanne Aichinger präsentiert einen Überblick über zeitgemäße Alternativen zu PowerPoint und stellt moderne Präsentationsdesigns vor. Sie betont, dass Folien heutzutage kaum noch ausgedruckt werden und daher interaktiv gestaltet werden können, zum Beispiel durch das Einbinden von Videos. Gleichzeitig teilt sie wertvolle Tipps und stellt nützliche Anwendungen wie Canva oder Genially vor.

Elisabeth Weber gibt in ihrem Workshop zunächst Hinweise darauf, wie nachhaltiges Lernen verhindert werden kann. Anschließend nutzt sie diese Erkenntnisse, um praktische Tipps für Lehrende bereitzustellen, die genau das Gegenteil bewirken sollen, nämlich die gezielte Förderung und Forderung von nachhaltigem Lernen.
Um 11.00 Uhr findet die Keynote von Henning Beck statt, die den Titel »Lernst du noch, oder verstehst du schon?« trägt. Beck betont: »Jedes Lebewesen lernt ganz automatisch, das ist nichts Besonderes. Verstehen hingegen ist die Kunst. Man kann lernen und man kann verlernen. Man kann verstehen, aber man kann nicht ent-verstehen.«
Ein Beispiel dafür ist das Wort »Brexit«. Das Wort wird nicht einfach gelernt, sondern verstanden. Wer Brexit versteht, weiß automatisch, was ein Frexit oder ein Spexit ist – nicht weil es gelernt wurde, sondern weil es verstanden wurde. Auswendiglernen ist der falsche Ansatz.
Beck zitiert Konrad Zuse, der einmal sagte: »Die Gefahr, dass ein Computer so wird wie der Mensch, ist nicht so groß wie die Gefahr, dass der Mensch so wird wie der Computer.« Menschen lernen zunehmend auswendig, wie ein Computer, und geben Informationen wieder, ohne sie zu hinterfragen. Diskussionen und Meinungsbildung treten immer mehr in den Hintergrund. Wir müssen daher lernen, Wissen zu verstehen, statt einfach nur Informationen zu konsumieren. Lernen bedeutet, »den Übergang von Unklarheit zu Klarheit« zu vollziehen. Dieser Prozess sollte von Trainern begleitet und unterstützt werden.
Henning Beck ist ein faszinierender und engagierter Referent mit einem spannenden Vortrag. Wenn Sie einmal die Gelegenheit haben, Henning Beck live zu erleben, zögern Sie nicht und nutzen Sie die Chance.

Fazit
Ein technisch und inhaltlich überzeugender Kongress, der unter anderem mit der inspirierenden Keynote von Henning Beck ein nachhaltiges Highlight geschaffen hat. Die Vielfalt der angebotenen Workshops ermöglicht allen Teilnehmern, sich in den persönlichen Interessengebieten weiterzuentwickeln.
Der nächste WIFI-Trainingskongress ist für den 16. Mai 2024 angesetzt und wird voraussichtlich wieder als Präsenzveranstaltung am WIFI Wien stattfinden.

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Henning Beck
ist Neurowissenschafter, Speaker und Autor.
www.henning-beck.com

www.wifiwien.at