Agilität im Projektmanagement

Wie die Pandemie der letzten Jahre das Projektmanagement verändert hat, und welche weiteren Trends erkennbar sind, lesen Sie in diesem Interview.

Welche Trends erkennen Sie derzeit im Projektmanagement?

Da fällt mir einiges ein, beispielsweise: strategischere PMOs, kürzere Projekte, Vereinfachung und Reduktion aufs Wesentliche, mehr Aufmerksamkeit auf den Change, der mit Projekten verbunden ist und besserer Umgang mit Wissen Einzelner in der Organisation.
Ein nicht neuer, aber sehr sichtbarer Trend ist der Einzug von Agilität in das Projektmanagement. Die Veränderungen dazu gibt es schon seit einigen Jahren, aber es scheint jetzt auch tatsächlich anzukommen. Wir können das sehen, indem es nicht mehr nur um den Einsatz von agilen Methoden als Prozess geht, sondern auch um die Veränderung von Führung und der Veränderung der Projektsteuerung, beispielsweise in den PMOs. Statt streng standardisierter Vorgaben brauchen Teams oft mehr Eigenständigkeit, um die mitunter komplexen Aufgaben erfüllen zu können.

Welchen Einfluss hat die Pandemie auf die Zukunft im Projektmanagement gehabt?

In den letzten zwei Jahren wurden durch die Corona-Pandemie einige Grundsätze zur üblichen Vorgehensweise in der Zusammenarbeit aufgebrochen. Beispielsweise reisen wir viel weniger. Einen Flug zu einem einzelnen Projektmeeting machen wir jetzt einfach nicht mehr. Wir treffen einander stattdessen im virtuellen Raum. Und damit verbunden nutzen wir jetzt in der Kollaboration auch neue, modernere Tools. Das hat uns in vielen Bereichen einen großen Schritt digitaler und damit auch flexibler gemacht.

Was gibt es beim Thema Home-Office für Projektleiter zu beachten?

Wenn Teams virtuell zusammenarbeiten, sich also nur online über Audio, Video und Software-Tools austauschen, dann kann das einerseits Vorteile in der Einsparung von Reisezeit, Bürobedarf und in örtlicher Einschränkung haben. Andererseits werden damit aber die Nachteile in der menschlichen Interaktion sichtbar: Wenn man in einem Face-to-Face-Meeting sehr schnell wahrnehmen kann, wenn die Stimmung nicht passt oder einzelne Personen an eine Vorgehensweise im Projekt nicht glauben, so kann das in der virtuellen Zusammenarbeit schon mal unbemerkt bleiben. Solche Abstimmungsprobleme bringen meist unerwartete kleine und große Rückschläge mit sich. Hier sollten vor allem die Projektmanager als Moderatoren aufmerksam bleiben und laufend aktiv in die Kommunikation investieren.

Was sind die wichtigsten Skills der Zukunft für Projektmanager?

Wenn unsere bekannten Vorgehensmodelle aufgrund der starken Digitalisierung und der unerwarteten geopolitischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen oft nur noch bedingt einsetzbar sind, dann müssen wir lernen, dass Veränderung keine Ausnahme, sondern die Regel werden könnte. Das heißt, wir brauchen viel Sozial- und Methodenkompetenz, um damit umgehen zu können. Das bedeutet beispielsweise, dass wir mehr Führungskompetenz in den Teams brauchen, um verteilte Führung bei hoher Selbstorganisation zu ermöglichen.

Ich erlebe heute das Thema Projektmanagement, vor allem in großen Organisationen, häufig als Standardprozess – frei nach dem Motto: »Bei uns macht man das so!« Führungskräfte und Mitarbeiter einer eher traditionellen Organisation erwarten nach wie vor Stabilität und Konformität in allen Belangen eines Projektes. Ich höre immer wieder »Agilität« oder »New Work« als Schlagworte, um den neuen Herausforderungen zu begegnen, jedoch sehe ich das in den Organisationen oft nur punktuell. Ich denke, das sollte sich ändern. Um dabei rasch besser zu werden, ist ein Investment in Führungs-, Methoden- und Sozialkompetenz auf mehreren Ebenen von entscheidender Bedeutung.

Danke für das Interview.

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Bernhard Fink
ist Senior Berater bei next level consulting.
www.nextlevelconsulting.com