Business geht heute anders

Der Experte für mehr Unternehmenserfolg Andreas Buhr hat ein neues und brandaktuelles Buch herausgebracht. Grund genug für dieses Interview.

Gratulation zum neuen Buch. Was waren die ausschlaggebenden Gründe, dieses Buch zu schreiben – und warum jetzt?

In »Business geht heute anders« kommen die Zeitläufe und meine Erfahrung zusammen. Denn ich hatte schon länger die Vision, mein Wissen aus rund 35 Jahren Unternehmertum in ganz praxisnahen, umsetzungsorientierten Hacks zusammenzufassen. Nach 15 eigenen Büchern und Buchbeiträgen die wichtigsten Impulse zu »kondensieren«, um Unternehmen zu unterstützen, schrittweise erfolgreicher zu werden. Und dann kam Corona – und hat bis heute enorme Auswirkungen auf die Unternehmen weltweit. Die einen haben das Ausmaß des erforderlichen Wandels nicht erkannt und sind gescheitert. Schlecht vorbereitet, wenig resilient, in Schockstarre. Die anderen haben mit großer Energie und neuen Konzepten Widerstände durchbrochen. Sie sind unternehmerisch jetzt auf der Gewinnerseite. Mit neuen Visionen und Ideen, Resilienz, Zuversicht, Erfinderfreude, Unternehmerkraft. Das entsprach meinem Ansatz, denn Krise ist immer auch Chance. Probleme sind immer auch Einladungen zum Besserwerden.
Wenn man genau hinschaut: Krise war in den letzten Jahrzehnten immer. Wirtschaftskrise. Finanzkrise. Unternehmenskrise. Wertekrise. Absatzkrise. Klimakrise. Atempause gibt es nicht mehr. Veränderung ist gekommen, um zu bleiben. Die nächste Krise steht unmittelbar bevor – die Frage ist, wann und wie genau sie uns trifft und was wir bis dahin gelernt haben und besser machen.
Denn wir müssen schneller lernen und schneller umsetzen; in der Gesellschaft, in der Wirtschaft, in den Unternehmen. Heißt: adaptiv sein und sich ständig auf neue Möglichkeiten einlassen, ständig neue Räume öffnen und Ideen gestalten, aber auch ständig neue Risiken im Auge behalten. Survival of the Fittest. The Fastest. The Smartest. Die Unternehmen und wir alle haben 2020 bitter lernen müssen: Versäumnisse – ob ökonomischer oder ökologischer Natur – sind im Business und der Unternehmensführung künftig nicht mehr tolerabel. Nur mal ein Beispiel: Das Grünbuch »Öffentliche Sicherheit« warnte bereits 2015 intensiv u. a. vor den Auswirkungen einer Pandemie hinsichtlich der geringen Vorbereitung von Gesundheitswesen, Regierung, Menschen, Logistik und Lieferketten, Unternehmen, mangelndem Risikomanagement der Wirtschaft. Geschehen ist in den fast fünf Jahren zwischen Grünbuch und Ausbruch der Coronapandemie wenig bis nichts.
Nun, das neue Grünbuch (2020) identifiziert die nächsten Krisenfelder: Neben weiteren pandemischen Krankheiten vor allem apokalyptische Szenarien der Klimakatastrophe und der Cyber-Kriminalität als Haupt-Risikobereiche der nächsten fünf Jahre. Nicht nur deshalb haben wir die Verpflichtung, jetzt schneller zu werden. Weiter zu denken. Diesen Szenarien neue Konzepte – nicht nur Sicherungskonzepte – entgegenzusetzen.

Eine große Vision – wie ist das umsetzbar?

Wer seinen Stern kennt, kehrt niemals um. Ich glaube, wer kein großes Bild und keine Vision hat, muss heute gar nicht mehr antreten, etwas zu ändern. Dafür sind die Systeme zu komplex. Besseres Mikromanagement wird uns nicht mehr voranbringen. Wer in den Unternehmen jetzt noch glaubt, mit »Mehr vom Selben unter schickem neuem Label« durchzukommen, betreibt nur Vogel-Strauß-Politik. Change ist eine echte Führungsaufgabe. »Business – und damit Zukunft – geht heute anders« heißt auch, aus den bisherigen Versäumnissen zu lernen. Und eine Vision und eine Mission für das New Normal zu entwickeln: Business as unusual!
Natürlich kann vielleicht nicht jede Firma radikal neue Wege gehen, radikal neue Produkte erfinden, radikal neue Prozesse umsetzen. Aber sie kann und muss es versuchen. Sich mit Disruption auseinandersetzen. Neu denken. Sich neu erfinden. Eine Kultur entwickeln, die Veränderung begrüßt und den Wandeldruck als Wettbewerbskick empfindet. Es liegt an uns, an jedem von uns, Wege zu finden, damit umzugehen. Gestaltungsmöglichkeiten auszuloten. Grenzen zu verschieben. Zu machen, nicht zu meckern. Energie nicht ins Leiden oder Resignieren, sondern ins Entwickeln und Umsetzen zu stecken. Genau dafür habe ich in diesem Buch Strategien und Impulse zusammengetragen. Denn wir wissen schon vieles, das auch für die Zukunft nützlich ist – wir müssen es nur auch anwenden und umsetzen.

Das Buch ist ansprechend und leicht lesbar gestaltet. Es ist in kurze »Hacks« unterteilt mit meist 2 bis 6 Seiten pro Hack. Warum haben Sie sich für so eine Struktur entschieden?

»Business geht heute anders« ist ein Nachschlagewerk für mehr Erfolg im Business – und gemäß meiner oben angerissenen Vision ist das Buch auch »anders« aufgebaut. Es ist in 91 kurze Business-Hacks gegliedert, die in den fünf Kernbereichen Selbstführung, Unternehmertum, Führung, Vertrieb und Zukunft jeweils eine Strategie, einen Impuls konkret auf den Punkt bringen. Diese Hacks sind – wie im E-Learning – direkt ansteuerbar, denn niemand will mehr eine Schwarte durcharbeiten, wenn eigentlich nur konkrete Antworten und Tipps für eine spezifische Frage oder Herausforderung gesucht werden. Die Hacks sind untereinander verknüpft, in der E-Book-Version also direkt verlinkt, um Themen im größeren Zusammenhang oder mehr Tiefe zu erläutern. Das Ganze verbunden mit Video- und Online-Seminaren, Podcast und Clubtalk-Sessions – dies kann über QR-Codes direkt aufgerufen werden. Und, nicht zu vergessen, ein Geheimkapitel gibt es auch!

Wird es zu dem Buch auch eine Vortragsreihe geben?

Ja, die läuft schon an. Außerdem gibt es eine Masterclass, bei der ich meine Erfahrung der letzten 35 Jahre exklusiv weitergebe.
(https://buhr-team.com/cl-masterclass)

Für wen ist dieses Buch primär geschrieben?

Für jeden Menschen, der sich als Führungspersönlichkeit mindestens seines eigenen Lebens begreift. Und Macherqualitäten hat oder entwickelt, um ein Start-up zu gründen, Unternehmer zu werden, ein Unternehmen vertriebsorientiert zu führen und in die Zukunft zu denken. Daher beginnt es mit »Selbstführung geht heute anders« und beschäftigt sich mit all diesen Kernkompetenzgebieten entlang der »unternehmerischen Reise«.

Viel ist im Buch über Zukunft zu lesen – was wird sich alles verändern? Können Sie uns Beispiele nennen?

Ich bin kein Zukunftsforscher, doch einige Entwicklungen lassen sich voraussagen, und sie werden sich auf das Business der späteren Zukunft auswirken. Beispiel 1: Die Ägide des älteren weißen Mannes als Wirtschaftsentscheider geht dem Ende entgegen – es folgt das Zeitalter der jungen, multikulturellen, hochgebildeten, agilen, mobilen und motivierten Menschen. Männer wie Frauen wie Diverse. Dem »New Feminism« und der Diversität gehört die Zukunft. Ebenso der neuen Werte-Welt der Gen Y, Z, Alpha. Beispiel 2: Die Welt wird hybrid, und das wird von der »Data Disruption« getrieben auf Basis der rasanten Entwicklung der KI (Künstliche Intelligenz) und einhergehender Businessmodelle z. B. im Bereich der personalisierten Medizin, autonomer Fabriken, Predictive Analytics, ADM (Automated Decision Making). Beispiel 3: Wir werden aufhören, unseren Heimatplaneten auszubeuten, die Natur zu schänden, die Erde leerzuschaufeln und spannende Modelle der Circuit Economy – der modernen Kreislaufwirtschaft – auch unter dem Stichwort »Cradle to Cradle«, CO2-neutralen Produktion, Zero Waste umsetzen. Beispiel 4: Eines wird immer bleiben: Alleine die Kunden bringen das Geld ins Unternehmen, sichern damit dessen Zukunft. Doch: 9 von 10 Kaufentscheidungen sind hybrid oder »RoPo«, also Research online, Purchase offline. Procurement B2B wird zunehmend digitalisiert und automatisiert. Gleichzeitig halten CSR-Themen massiv Einzug: Vendor Books umfassen heute und künftig viele Seiten mit Vorgaben zur sozial und ökologisch kompatiblen Produktion. Kunden werden die wahren Experten, es gibt kein Geheimwissen mehr in Vertrieb und Verkauf. Daher: Kaufen lassen ist das neue Verkaufen.

In einem Business Hack schreiben Sie über künftige Weiterbildung. Können Sie unseren Lesern sagen, wie die betriebliche Weiterbildung der Zukunft aussieht?

Viele aktuelle Trends wie hybrides Lernen, klassisch Präsenz, oder Live-Online in der Kombination mit Online-Akademie und Aktualisierungsphasen bei On-the-Job-Trainings werden sich sicher vertiefen. Sowohl auf Weiterbildner- als auch auf Unternehmensseite haben wir in den letzten zwei Jahren gelernt, wie das perfekt läuft – und die Vorteile liegen auf der Hand. Zusätzlich werden wir in der Zukunft in sogenannten Metaversen trainieren, umfassenden digitalen Erlebniswelten, in denen gearbeitet, geshoppt, geflirtet – und eben auch gelernt und global trainiert wird. Alle großen Plattform-Anbieter entwickeln gerade solche Systeme und wir sollten jetzt schon ein Auge darauf haben.

Danke für das Gespräch.

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Buhr

Andreas Buhr
ist Unternehmer, Redner und Autor
mehrerer Bestseller.

andreas-buhr.com