Das ist der Anfang vom Anfang

Disruptor? Hilfsausdruck! Die ersten Anwendungsbeispiele Künstlicher Intelligenz lassen erahnen, dass in unserem Leben alles anders werden wird. Alles.

Texte und Bilder von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellen zu lassen, ist keine Sache der Zukunft, sondern bereits eine Realität der Gegenwart. Die Ergebnisse sind zum Teil so beeindruckend, dass bestimmte Berufsgruppen schon jetzt darauf reagieren müssen. 

Als Lehrer die eigenen Schüler einen Aufsatz über ein bestimmtes Thema schreiben zu lassen, ist nicht mehr besonders sinnvoll. 

Bei einer großen Marketing-Prüfung an der FHWien (Lehrstoff über 3 Semester) konnte niemand aus dem Kreis der 67 Studierenden die Frage »Erklären Sie bitte das KANO-Modell!« so gut und strukturiert beantworten, wie ChatGPT (chat.openai.com). 

Wissenschafter können nicht mehr eindeutig unterscheiden, ob Abstracts wissenschaftlicher Studien von KI oder von Forschern verfasst sind (Quelle: nature.com). 

In den USA wird das Start-up DoNotPay im Februar zwei Klienten vor Gericht in einem Probelauf nicht mehr von Anwälten, sondern von KI vertreten lassen. Die Klienten werden einen »Knopf« im Ohr haben, über den ihnen die KI einflüstern wird, was sie auf die Fragen und Vorhaltungen von Richtern und Staatsanwälten am besten antworten (Quelle: USA Today bzw. NewScientist). 

Apropos flüstern: VALL-E kann Ihnen einen Text mit beliebiger Stimme vorlesen, auch Ihrer eigenen! Alles, was es dazu braucht, ist ein dreisekündiges Sprachmuster (valle–demo.github.io). Für das menschliche Ohr wird sehr bald kein Unterschied mehr erkennbar sein. 

Mit DALL-E können Sie sich von KI Bilder erstellen lassen (labs.openai.com), siehe unsere Beispielbilder auf dieser Seite.

Über KI und ihre Chancen und Risken wird schon seit Jahren viel gesprochen und diskutiert. Aber jetzt sind wir bereits mitten im Umbruch. Und ab sofort wird es ganz schnell gehen, Zeithorizont: ein Jahrzehnt. In 10 Jahren werden folgende grundlegende Veränderungen eingetreten sein, einige davon schon früher:

Die besten Speaker werden jene Menschen sein, die mit herausragendem Charisma, mit ausgezeichneter Aussprache sowie mit passender Mimik und Gestik am besten nachsprechen können, was ihnen das kleine Knöpfchen im Ohr vorspricht. Das Wissen, das sie von der Bühne aus an ihr Publikum weitergeben, ist nahezu unbegrenzt, es könnte das Wissen der gesamten Menschheit sein. Absolut jede Frage aus dem Publikum aus egal welchem Fachgebiet könnte inhaltlich auf jedem Niveau, bis hinauf zum allerhöchsten, beantwortet werden.

Die besten Trainer werden jene Menschen sein – ups, den Satz haben wir falsch begonnen. Es wird in der Erwachsenenbildung keine menschlichen Trainer mehr brauchen. Es wird soziale Lernräume brauchen, mit Menschen, die das Lernen mithilfe der KI anleiten (»Facilitators«), aber keine Trainer mit Fachwissen mehr. 

Die besten HR-Verantwortlichen werden jene Menschen sein, die der KI ein humanistisches, faires, vertrauenswürdiges Gesicht geben. Im Hintergrund KI, an der Schnittstelle zu den Mitarbeitern ein Mensch. Einer? Ja. Das alte (heute vielleicht nicht mehr politisch korrekte) Sprichwort von »zu vielen Häuptlingen und zu wenigen Indianern« wird für HR-Abteilungen abgeändert werden müssen. Dort braucht man in Zukunft nur einen Häuptling und gar keine Mitarbeiter mehr. 

Die besten Texter werden jene Menschen sein, die in der Zusammenarbeit mit KI Texte erstellen, die inhaltlich und in Form, Stil, Rhythmus und Verständlichkeit auf höchstem Niveau sind. Jeder Text ein Meisterwerk! Es wird nur mehr ganz wenige Texter geben und man wird sie nur mehr ganz selten brauchen. Probieren Sie es aus: Bitten Sie ChatGPT Folgendes: »Schreibe bitte einen Einleitungstext für die Website des Unternehmens ›Wortshop‹, das Dienstleistungen rund ums Texten anbietet.« Das Ergebnis ist (zumindest in unseren Versuchen) ein Text, wie ihn geschätzt 80 % der Menschen nicht hinbekommen hätten, inklusive Aufforderung zur Kontaktaufnahme. Man könnte den Text eins zu eins übernehmen und ihn auf die Startseite der Website stellen. Ja, gute Texter können heute noch etwas Besseres schreiben, detaillierter auf die Schwerpunkte des Unternehmens eingehen usw. Aber in einigen Jahren wird KI bessere Texte erstellen als ca. 98 % der Menschen. 

Die besten Übersetzer werden jene Menschen sein – ach, Sie kennen das schon. Menschliche Übersetzer wird es nicht mehr brauchen. Sie werden schon sehr bald gleichwertig von KI ersetzt werden. Was heißt gleichwertig? Wofür menschliche Übersetzer eine Stunde, einen Tag oder eine Woche brauchen, das erledigt die KI in wenigen Sekunden.

Das beste HR-Magazin wird jenes sein – auch diesen Satz haben wir falsch begonnen. Es wird kein gedrucktes HR-Magazin am österreichischen Markt mehr geben. Interessierte Leser werden sich von der KI Artikel zusammenstellen lassen, die auf ihre individuellen Bedürfnisse und Themen abgestimmt sind. Unser Magazin TRAiNiNG gibt es jetzt seit über 26 Jahren. Wir haben unser 10-jähriges, unser 15-jähriges und unser 20-jähriges Bestehen jeweils groß gefeiert, mit vielen Kunden, Partnern, Autoren und Lesern. Die 25-Jahresfeier ist den Corona-Maßnahmen zum Opfer gefallen. Wir gehen davon aus, dass wir unser 30-jähriges Jubiläum 2026 noch feiern werden, vielleicht wird das ja auch eine Abschiedsfeier. Autoren für Fachartikel wird es jedenfalls nicht mehr brauchen. »Schreibe einen Artikel mit 4 000 Zeichen zum Thema Arbeitskräftemangel und wie die HR-Abteilung eines KMU darauf reagieren soll!« liefert schon heute beeindruckende Ergebnisse. Wir glauben, dass unsere Artikel aktuell noch besser sind. Am besten sind sie schon jetzt, wenn wir sie mit den Antworten der KI kombinieren. Und in einigen Jahren wird es keine menschliche Autoren mehr brauchen, weil die KI bessere Artikel verfassen können wird. Siehe als Beispiel auch das »Interview« auf den nächsten beiden Seiten. Manche Antworten der KI (z. B. zur vorletzten Frage) sind beeindruckend. Vielleicht werden wir zum Anbieter einer KI-Lösung für die HR-Branche. Wir haben wertvollen Content, u. a. in der Form von einigen Tausend Fachartikel, mit dem wir KI-Systeme füttern könnten. 

Auch wenn wir in diesem Artikel bis zu dieser Stelle 19-mal den Begriff »Künstliche Intelligenz« bzw. dessen Abkürzung verwendet haben, handelt es sich bei diesen Systemen streng genommen um keine »echte« Künstliche Intelligenz, sondern »nur« um »Machine Learning« bzw. »Deep Learning« mithilfe elektronischer neuronaler Netzwerke. All den beschriebenen Anwendungen wohnt aktuell also nur ein Bruchteil jener Leistungsfähigkeit inne, die echte KI schon bald bieten können wird. Und dann wird alles anders.

Viele Fragen sind offen, manche davon sind aus heutiger Sicht nicht zu beantworten, z. B.: Was werden all die Menschen beruflich machen, wenn Banken, Versicherungen, Behörden usw. außer für den persönlichen Kundenkontakt keine Mitarbeiter mehr haben werden? Wie sieht es mit ethischen und moralischen Bedenken aus? Wer hat die Kontrolle, wer darf entscheiden? Die Antworten werden einfach mit der Zeit kommen. 

Sie studieren Dolmetsch? Sie machen eine Trainerausbildung? Sie streben eine Speaker-Karriere an? Sie wollen Journalist, Redakteur, Grafikdesigner, Programmierer, Buchhalter oder Texter werden? Machen Sie etwas anderes!  Oder machen Sie es mit KI!

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KI-Gesicht

Kein Gastautor

Diesen Menschen gibt es gar nicht, das Bild wurde von der KI von DALL-E generiert. Unser Auftrag: »a realistic looking face of an intelligent person«.


KI-Picasso

Auftrag an DALL-E (labs.openai.com):

»Oil painting by Picasso of a robot playing soccer«