Der Sprung vom 100-m-Brett

Zum Aufbau einer Rednerkarriere bedarf es neben Fachwissen und Eloquenz auch eines hohen Maßes an Selbstkritik. Fragen helfen, das Selbstbild zu schärfen.

Nur Noch 10 Minuten bis zu deinem Auftritt. Gleich wirst du vom Backstagebereich zum Bühneneingang geführt. 10 000 Menschen warten auf deinen Vortrag. Dein Warm-up-Film wird bereits abgespielt und deine Musiker, die deinen Tagesevent musikalisch begleiten, starten mit ihrer ersten Nummer. Gleich geht es für dich los, der Vortrag deines Lebens. Du weißt genau, du hast nur diese eine Chance!

Viele Redner, die ich in den letzten Jahren kennenlernen durfte, die am Anfang ihrer Karriere standen, träumen von diesen großen Bühnen. Nur bei vielen hört dieser Traum nach nur kurzer Zeit wieder auf.
Es braucht viele Jahre, um zu einer Personenmarke zu reifen und wirklich große Hallen zu füllen.
Ganz am Anfang ihrer Karriere sind viele Redner froh, sich die Abfolge ihrer Folien zu merken. Die Erfahrung des ersten Technikausfalls auf der Bühne ist zwar etwas unangenehm, beinhaltet allerdings die Chance, sich lernend zu verwandeln, um sich zukünftig an keiner Präsentation mehr festzuhalten.

Speaker sollten sich regelmäßig selbst hinterfragen, und sich diese Fragen stellen:

  • Wie viele Menschen kann ich bereits bewegen?
  • Wie stark ist meine Personenmarke, wenn ich sie mit zahlenden Gästen im Publikum beziffern müsste?
  • Berühre ich die Menschen mit meinen Worten wirklich?
  • Was löse ich bei meinen Zuhörern aus?
  • Wie viel bin ich bereit, in meine Marke, in mich, zu investieren?
  • Wie viel Vertrauen und Zeit habe ich bereits in mich einbezahlt?
  • Welche Werte und Überzeugungen vermittle ich? Welche Kreativität kommt bei meiner Rede zum Ausdruck?
  • Denke ich schon unabhängig?
  • Wie viele Visitenkarten bekomme ich nach meinem Vortrag? Erhalte ich gleich danach Anfragen für weitere Bühnen? (Bühne bringt Bühne, hört man zurecht immer wieder in der Speaker-Branche.)
  • Wie viel Zeit trainiere ich jeden Tag mein Bühneninstrument, meinen Körper?
  • Wie arbeite ich mit meinem Körper, damit er auf der Bühne eine Glanzleistung performen kann?
  • Wie bringe ich mich in Resonanz mit meinem Publikum?
  • Welches Zielbild habe ich für meine Rednerkarriere?
  • Was möchte ich den Menschen, die mir 60 Minuten oder einen ganzen Tag zuhören, mitgeben?
  • Wie sieht dieser Mensch aus, der eines Tages auf diese ganz große Bühne hinausgehen wird?

Viele Fragen, auf die es die unterschiedlichsten Antworten gibt. Mittlerweile darf ich seit 20 Jahren mit »Bühnenmenschen« zusammenarbeiten und blicke dankbar und demütig auf viele Erfahrungen zurück. Es gibt jedoch kein Patentrezept, wie es funktioniert, der gefragteste Speaker des Landes zu werden. Lerne von den Menschen, die mit ihren Reden bereits die Welt verändern. Lerne dein Publikum wahrzunehmen, zu spüren und zu lesen. Es braucht auch ein wenig Glück und Gnade, am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein. Auch nach hunderten Buchungen sollte ein Vortrag nicht zur Routine werden, es bleibt immer eine gewisse Grundspannung und Lampenfieber. Redner, die nicht achtsam auf die Bühne gehen, stehlen dem Publikum das kostbarste Gut – die Lebenszeit. Die Bühne ist ein heiliger Boden. Wenn du reinen Herzens raufgehst, kann dir nichts passieren. Wähle deine Wegbegleiter für deinen Karriereaufbau als Speaker behutsam aus, du wirst sie eines Tages beim symbolischen Sprung von dem 100-m-Brett brauchen!

Bei Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie Ihre Packungsbeilage oder fragen Sie die Agentur Ihres Vertrauens.

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kapral

Gastautorin
Martina Kapral
leitet die Agentur »Martina Kapral GmbH« mit den Bildmarken ­PotentialAG und ­HumorAG und gehört damit zu den größten Event-­Partnern Österreichs.
agenturmartinakapral.at