Eine App als Coach?

WIDD ist eine neue App zur Persönlichkeitsentwicklung von Führungskräften und Mitarbeitern. Wie genau sie funktioniert, erfahren Sie in diesem Interview.

Bitte erklären Sie kurz, wie WIDD funktioniert?
Körber: WIDD ist ein Persönlichkeits-Coach und easy Feedbacktool vereint in einer App. So wie Runtastic für die körperliche Fitness, unterstützen wir den User bei der Entwicklung seiner Persönlichkeit. Der User entscheidet, welche Kompetenzen er ausbilden möchte. Die Vorauswahl an Kompetenzen wird vom Unternehmen entsprechend seiner Werte und dem angestrebten Firmenprofil getroffen. Wofür steht das Unternehmen und wie wird das im Verhalten jedes einzelnen Users sichtbar und am Ende auch gelebt? Unternehmenswerte werden ganz greifbar gemacht und von jedem User im Alltag gelebt. WIDD liefert dazu täglich unter einer Minute dauernde To-do-Videos, die von professionellen Coaches erstellt wurden, die den User in Action bringen. Das Ganze funktioniert über situiertes Lernen und Mikrolernen. Kontinuierlich bekommt man so Impulse, sich zu entwickeln. WIDD lässt den User eben nicht alleine mit Feedbackergebnissen, wie andere Instrumente, die im Einsatz sind, sondern bietet ihm gleich lösungsorientiert eine Möglichkeit und das Tool zur Entwicklung. Und all dies abgestimmt auf die jeweiligen Unternehmenswerte. Wir bieten zahlreiche Kompetenzen standardmäßig an. Es gibt Unternehmen, die Mitarbeiter in eine besondere Richtung entwickeln möchten. Hier bieten wir ein Customizing-Service an. In Workshops brechen wir die Werte in Kompetenzen und Aktionen herunter und produzieren dann die passenden To-do-Videos, die diese trainierbar machen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, so ein Produkt zu entwickeln?
Körber: Das hat sich aus meinem Beruf als Psychologe und Trainer für harte Selbsterfahrung und Persönlichkeitsentwicklung ergeben. Ich sehe täglich, was für eine Freude Menschen an der Selbstentwicklung haben, wenn sie richtig unterstützt werden.
Molzer: Persönlichkeits-Coaching und -Training ist aufgrund der Kosten meist nur wenigen im Unternehmen vorbehalten. Dies für jeden möglich zu machen, ist die eine Motivation. Die andere liegt auf Unternehmensseite. Wir sehen, wie wenig Werte in Unternehmen meist wirklich gespürt und gelebt werden. Das liegt daran, dass sie sehr diffus und ungreifbar sind. Viele Unternehmen haben beispielsweise den Wert »Offenheit«, doch weiß oft niemand so genau, wie sich dieser Wert im täglichen Doing ausdrückt. Hier kommt WIDD ins Spiel. Es bricht die Werte auf konkrete, machbare und beobachtbare Aktionen herunter.

Wie funktioniert die Feedbackfunktion?
Körber: Der User erstellt eine oder mehrere Jurys mit Leuten, von denen er gerne Feedback haben möchte. Nach jedem Event, zu dem ihn interessiert, wie er wirklich gewirkt hat, schickt er eine Einladung raus. Die Jurymitglieder bekommen eine Notification und geben in unter 15 Sekunden Feedback auf ihren Handys. Aus dem Feedback können keine Rückschlüsse auf die einzelnen Bewertungen gezogen werden. Wir gewährleisten volle Anonymität. Allerdings ist WIDD nicht primär ein Feedbacktool. Der Fokus liegt ganz klar auf dem Coaching-Aspekt, also auf der Persönlichkeitsentwicklung. Das Feedback soll lediglich blinde Flecke aufzeigen und einen Impuls zur Entwicklung setzen.

Wenn ich jemanden nicht mag, kann ich ihn damit doch mobben?
Molzer: Nein. Durch die freie Auswahl der Jurymitglieder und da diese zu jeder Feedbackrunde eingeladen werden, bietet WIDD keine Möglichkeit für Mobbing.

Wie funktioniert das mit den To-Dos?
Körber: To-Dos werden durch kurze In-App-Videos vermittelt. Lebendig und mit Humor wird der psychologische Hintergrund, der Nutzen, als auch die Handlung selbst erklärt. Warum handeln? Weil meine Erfahrung zeigt, dass der schnellste Weg zu nachhaltiger Veränderung durch anders Tun funktioniert, nicht nur durch anders Fühlen, nicht anders Denken, sondern anders Handeln.

Können Sie uns Beispiele für »To-Dos« nennen?
Molzer: Es gibt To-Dos unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen, die aufeinander aufbauend sind, damit sie immer fordern, aber nicht überfordern. Ein einfaches zum Anfangen ist zum Beispiel: Call b4 Mail. Heute ruf an, anstatt ein Mail zu schreiben. Das rührt daher, dass man oft dazu neigt, tagelang Mails hin und herschreiben, anstatt einmal den Hörer in die Hand zu nehmen und die Sache zu klären.
Es gibt auch To-do-Serien. Zum Beispiel zum Thema Storytelling oder Relationship Building. »Erzähle eine Geschichte heute in der Gegenwartsform, um sie lebendiger zu gestalten« und im To-do-Video werden auch gleich Beispiele dazu gebracht. Dies ist schon ein fortgeschrittenes To-Do aus einer dieser Serien.

Wie stellen Sie sicher, dass die Aufgaben tatsächlich durchgeführt werden?
Molzer: 100 % sicherstellen können wir das nie, da wir nicht kontrollieren wollen. Wir glauben stark an die Lust an der eigenen Entwicklung. Der User bestätigt, dass er das To-Do erledigt hat und bewertet es danach, damit wir eine Idee bekommen, welche beliebt sind und welche als leichter oder schwerer wahrgenommen werden. Das dient dazu, dass das nächste To-Do den User wieder optimal fordert.

Was sind Vorteile gegenüber klassischen Persönlichkeitsseminaren?
Körber: Kontinuität, Kontinuität, Kontinuität. Das beste Seminar hat nur 2 Tage, diese App entwickelt dich jeden Tag in kleinen annehmbaren Happen. Micro-Learning ist das Stichwort. Wie beim Sport ist der Effekt erst durch Kontinuität gegeben und nicht durch 2 Tage Hardcore Training und danach wieder nichts tun.

Wollen das wirklich alle Mitarbeiter? Oder werden sie von der Personalabteilung »gezwungen«, hier gewisse Übungen durchzuführen und Feedback einzuholen?
Körber: Nachdem wir ja nicht kontrollieren, wird auch niemand gezwungen. Unsere Erfahrung zeigt, dass die spielerisch professionelle Annäherungsweise an das Thema Selbstentwicklung von WIDD bei den Mitarbeitern auf extrem gute Resonanz stößt. Natürlich gibt es anfangs Skepsis, doch bald nach den ersten To-Dos wird jedem klar, dass es keine Verlierer gibt. Niemand verliert, wenn ich motivierter, glücklicher oder souveräner in meinem Job agiere. Wir glauben ganz stark an die Freude an der eigenen Entwicklung. Wir leben diesen Spirit selbst jeden Tag.

»Schon wieder so ein Lern-App!« … Was sagen Sie zu dieser provokanten Aussage?
Körber: So etwas wie WIDD gibt es am Markt noch nicht. Persönlichkeitsentwicklung ist Lernen – aber in einer anderen Dimension. Wir vermitteln Dinge, die wir uns durch keine andere App jemals aneignen konnten. Beispielsweise Gelassenheit, Souveränität, Klarheit oder Mut. Insofern ist meine Antwort darauf, Entwicklungs-App – ja, schon wieder – nein.

Wie ist das Pricing für das Unternehmen organisiert?
Molzer: Wir bieten 3-Monatslizenzen pro User, die alles inkludieren, täglich neue coole To-Dos, Feedback zu jeder Zeit und Download eines professionellen Reports, der den Verlauf der eigenen Entwicklung darstellt und Hintergrundinformationen zu den Kriterien im Detail liefert. Wir bewegen uns hier zwischen 200,– und 400,– € pro Monat pro Lizenz, abhängig von unterschiedlichsten Faktoren. Unser Vergleichsprodukt sind Trainings und Coachings, zu denen wir mit WIDD ein Komplementär- als auch Ersatzprodukt bieten.

Was muss ich tun, wenn ich es als Privater auch nutzen möchte?
Körber: Das Produkt für den freien Markt ist für Herbst 2017 geplant. Dieses wird mit dem gleichen Konzept für jeden ein Persönlichkeitsentwicklungs-Tool bieten. Hier denken wir an Kompetenzen wie Freundlichkeit, Charme oder Humor.

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Sebastian Körber
ist klinischer Psychologe, Trainer und Coach. Selbsterfahrung und Persönlichkeitsentwicklung sind Schwerpunkte seiner täglichen Arbeit.
www.sekoerber.com
www.widdfactory.com

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Julian Molzer
ist erfahrener Manager im Hightech-Umfeld mit internationaler Projektmanagement Expertise und jahrelangem Fokus auf Personalentwicklung.
www.widdfactory.com