Entscheidend ist der Ruf der Institution

In diesem Artikel geht es um das Angebot an Weiterbildungs-Studien in Österreich, also um jene Studiengänge, die mit einem »Master-Titel« oder »MBA-Titel« abschließen, aber keine »ordentlichen Studien« sind. Woran erkennt man, ob so ein Abschluss eher viel oder wenig wert ist?

Über den Unterschied zwischen sogenannten »ordentlichen Studien« und »Weiterbildungs-Studien« haben wir in unserem Magazin schon öfters berichtet – und auch über die Auswirkungen dieses Unterschieds. An dieser Stelle sei daher nur ganz kurz zusammengefasst:

Die nach erfolgreichem Abschluss verliehenen Grade sind u. U. gleichlautend, aber nicht gleichwertig.

Für die Zulassung zu einem ordentlichen Master-Studium ist ein Bachelorabschluss zwingend erforderlich, bei Weiterbildungs-Master-Studien können fehlende akademische Abschlüsse durch Berufserfahrung (bei manchen Anbietern auch durch Aufnahmetests) kompensiert werden.

Ordentliche Master-Studien sind gratis oder sehr günstig (bis zu 400,– € pro Semester), Weiterbildungs-Master-Studien kosten deutlich mehr (ab ca. 9.000,– €, meistens aber zwischen 20.000,– und 40.000,– €, jeweils für das ganze Programm).

Ordentliche Master-Studien sind für weiterführende Studien generell anerkannt, es gibt aber Ausnahmen. Bei Weiterbildungs-Master-Studien ist es umgekehrt: Sie werden meist nicht anerkannt, es gibt aber Einzelfallregelungen bzw. Vereinbarungen, die ein Weiterstudieren an bestimmten Institutionen ermöglichen.

Auf den ersten Blick und ohne nähere Informationen könnte man sich also fragen, warum es das Angebot an kostenintensiven Weiterbildungs-Master-Studien am österreichischen Bildungsmarkt überhaupt gibt. Schließlich existiert eine große Anzahl ordentlicher Master-Studien an Universitäten und Fachhochschulen über ganz Österreich verteilt, die zwei entscheidende Vorteile haben: Sie kosten (fast) nichts und sie sind für weiterführende Studien anrechenbar – mehr oder weniger in ganz Europa und mitunter auch darüber hinaus.

Wer absolviert also warum ein Weiterbildungs-Master-Studium? Tausende Menschen, die sich nicht gut informiert haben? Wohl eher nicht. Es braucht offensichtlich einen zweiten Blick.

Und dieser fällt zunächst auf die Zielgruppe. Für ordentliche Studien an Universitäten sind das vorwiegend junge Erststudenten, die unmittelbar nach ihrer abgeschlossenen Schulbildung eine Vollzeit-Ausbildung an der Uni machen. An den Fachhochschulen ist das Bild ähnlich, es gibt dort aber auch viele Studien, die in einer berufsbegleitenden Form angeboten werden.

Weiterbildungs-Master

Die Zielgruppen für Weiterbildungs-Master-Studien sind ganz andere. Zum einen sind da Berufstätige, die sich mitten in einer erfolgreichen Karriere befinden und sich für ihre Zukunft weiterbilden möchten. Selbstverständlich auf hohem Niveau, das darf dann auch etwas kosten. Nennen wir sie für diesen Artikel Zielgruppe 1. Ihr Durchschnittsalter ist Mitte Dreißig, viele von ihnen haben vor 10 Jahren oder mehr bereits ein (ordentliches) Studium abgeschlossen. Ein gutes Beispiel für diese Zielgruppe sind Diplom-Ingenieure, die Management-Aufgaben übernehmen sollen – oder bereits übernommen haben – und sich das nötige Know-how aneignen wollen. Sie suchen: hohe Qualität, Wissen, das ihnen weiterhilft, Vortragende, die auch mit der Praxis vertraut sind und Top-Service – und sie sind auch bereit, etwas zu leisten. Sie wollen ihre Karriere nicht unterbrechen. Darum muss das Studium in einer berufsbegleitenden Form angeboten werden, was fast das gesamte Angebot an ordentlichen Studien der Universitäten von vornherein ausschließt. Auch die meisten FH-Master-Studien fallen weg, wenngleich es wie bereits oben erwähnt einige gibt, die sich genau an diese Zielgruppe richten.

Dann gibt es aber auch noch eine völlig andere Zielgruppe, nennen wir sie Zielgruppe 2: Menschen, die einfach einen Master-Titel wollen. Sie haben keinerlei akademische Erfahrungen, könnten an einer Universität oder Fachhochschule demnach kein ordentliches Master-Studium beginnen, weil dafür stets ein Bachelor-Abschluss Voraussetzung ist. Manche von ihnen haben auch keine Matura, d. h. sie müssten diese erst nachholen oder eine Studienberechtigungsprüfung ablegen, um überhaupt ein dreijähriges Bachelor-Studium beginnen zu können. Wofür der ganze Aufwand, wenn man gegen Bares all diese Schritte überspringen und nach 3 bis 4 Semestern einen Master-Abschluss in der Tasche haben kann? Die Tatsache, dass dieser Master-Titel – um genau zu sein, ist es kein Titel, sondern ein akademischer Grad – auf einer Visitenkarte gleich aussieht wie alle anderen Master-Titel, ist ein wichtiger Teil des Geschäftsmodells der Anbieter für die Zielgruppe 2. Diese sucht: einen einfachen Weg zum Master-Abschluss, möglichst keine Hindernisse – man zahlt ja schließlich viel dafür.

Ein kurzer Einschub zu beim Namen angeführten Master-Titeln: Man kann zwischen Absolventen von ordentlichen Master-Studien und solchen von Weiterbildungs-Master-Studien  u. U. sehr wohl unterscheiden, auch wenn die Titel gleich lauten. Wer einen Mastertitel ohne Bachelortitel (oder Magister-Titel) führt, hat vermutlich einen Weiterbildungs-Master-Studiengang abgeschlossen. Ein Beispiel zur Veranschaulichung:

Max Mustermann, MA

Hier fehlt der Titel des Grundstudiums, das für ein ordentliches Master-Studium unbedingte Voraussetzung ist, daher handelt es sich dabei um einen Weiterbildungs-Master-Titel, außer Herr Mustermann hat die anderen Titel bewusst nicht angeführt. Es kommt natürlich auch darauf an, wo der Name mit Titel steht: Auf einer Visitenkarte könnte man aus Platzgründen die anderen Titel weglassen und nur den höchsten Abschluss anführen. In Bewerbungsunterlagen wäre das allerdings sehr seltsam.

Maria Musterfrau, BA MA

Wahrscheinlich handelt es sich um den Master-Titel eines ordentlichen Studiums, sicher ist das aber nicht. Frau Musterfrau könnte auch ihren Bachelor-Grad in einem ordentlichen Studium erworben und danach einen Weiterbildungs-Master gemacht haben. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber alles andere als unmöglich und kommt tatsächlich auch immer wieder vor.

Zurück zu den unterschiedlichen Weiterbildungs-Master-Studien. Natürlich ist die Unterteilung der Master-Studierenden, Bewerber und Interessenten in diese Zielgruppen 1 und 2 stark vereinfachend, eine Schwarz-weiß-Einteilung, die der bunten Vielfalt dazwischen nicht gerecht wird. Aber sie hilft bei der Veranschaulichung der Unterschiede der Anbieter. Bleiben wir also dabei und nennen wir das Angebot für die Zielgruppe 1 »Kategorie-1-Studien« und jenes für Zielgruppe 2 »Kategorie-2-Studien«.

In Kategorie-1-Studien passiert es so gut wie nicht, dass der Konzern-Abteilungsleiter und Doktor der Technik auf der Suche nach Business-Know-how neben dem erfolgreichen, aber maturalosen Autoverkäufer auf seinem Weg zum schnellen Master-Titel zu sitzen kommt, dafür sorgen die Anbieter in ihrem Auswahlprozess. Und das ist auch gut so, denn spätestens nach der ersten gemeinsamen Gruppenarbeit wäre mindestens einer der beiden unglücklich. In Kategorie-2-Studien passiert das eher auch nicht – außer es »verirrt« sich ein Akademiker dorthin, weil er sich nicht ausreichend informiert hat. So etwas soll es geben. Denn die Unterscheidung in Kategorie 1 und 2 ist in der Realität mitunter schwierig vorzunehmen, nicht nur für Interessenten, sondern auch für Recruiter in Unternehmen, die es mit Master-Absolventen als Bewerber zu tun bekommen. Was die Unterscheidung zusätzlich erschwert, ist, dass die nach erfolgreichem Abschluss verliehenen »Master-Titel« oder »MBA-Titel« nicht nur gleich lauten, sondern auch rechtlich völlig gleichwertig sind. Die Informationsbroschüren und Websites sind ebenfalls sehr ähnlich, sowohl nach Aufmachung als auch nach Inhalten – bis hin zu den angeführten Aufnahmekriterien, die man erfüllen muss, um sich bewerben zu können.

Wenn Sie sich nun fragen, woran man von außen erkennt, ob ein bestimmter Anbieter der Kategorie 1 oder 2 zuzuordnen ist, dann haben Sie die Königsfrage identifiziert. Die Antwort: Es kommt auf die Institution an! Auf ihre Eigentümerstruktur, auf ihre Leitung, vor allem aber auf ihre Vortragenden und ihre Studierenden. Als Interessent muss man sich vor der Bewerbung ausreichend informieren, mit Absolventen sprechen, nachfragen usw. Als Recruiter gehört es wohl zum Job, zu wissen, welche Institution wie einzuschätzen ist. Auch wenn es nicht leicht ist, den Überblick zu bewahren, schließlich kommt es vor, dass ein und derselbe Anbieter mit unterschiedlichen Master-Studien einerseits Zielgruppe 1 und andererseits Zielgruppe 2 bedient. Es gibt sogar Fachhochschulen, die neben ihren ordentlichen Master-Studien Weiterbildungs-Master-Studien der Kategorie 2 im Angebot haben – und damit ihren Ruf riskieren oder bereits ruiniert haben.

»Es gibt einen Wildwuchs an MBA-Angeboten in Österreich – und das ist sicher nicht gut für den Titel ›MBA‹«, sagt Gerhard Leitner. Er ist Geschäftsführer der limak Austrian Business School, die MBA-Programme und Universitätslehrgänge anbietet und sich eindeutig und ausschließlich an Zielgruppe 1 richtet. Wir haben ihn am Standort der limak im schönen Berg-schlössl mitten in Linz besucht und mit ihm über genau diese Themen gesprochen. Er hebt die Bedeutung der Institution hervor, an der man einen MBA macht: »Einen MBA zu haben, ist eines, aber viel wichtiger ist: Wo hat die Person den gemacht?« Und das wird in Zukunft – einem internationalen Trend folgend – noch wichtiger sein als es heute schon ist. Gerhard Leitner nennt einen der Gründe, warum aus seiner Sicht ein limak-Abschluss für Qualität bürgt: »Jedes Studium der limak muss in Konzeption und Akkreditierung genau denselben Prozess durchlaufen wie die ordentlichen Studien an der Johannes-Kepler-Universität. Für uns gibt es gar keine Alternative zu diesem Prozess.«

Wenn eine alteingesessene, öffentliche Universität dahinter steht, dann darf man grundsätzlich auf ein bestimmtes Mindestmaß an Qualität vertrauen. Was die Johannes-Kepler-Universität für die limak ist, ist die Universität Salzburg für die SMBS, die WU für die WU Executive Academy, die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt für die M/O/T, die Universität Innsbruck für das MCI, die Karl-Franzens-Universität Graz für ihre Weiterbildungs-Master-Studien »Uni for Life«.

In den vergangenen 5 Jahren konnte die limak ihre Studentenanzahl verdoppeln. Gerhard Leitner erklärt diesen Erfolg so: »Verantwortlich dafür ist unser guter Ruf. Die Reputation des Anbieters ist extrem wichtig. Da sind wir als limak sicher einer der führenden Institutionen in Österreich. Wir arbeiten ganz viel in kleinen Gruppen – an relevanten Themen mit großem Praxistransfer. Und wir bieten auch einen tollen Service, eine individuelle Betreuung. Das Gesamtpaket macht es aus. Und das spricht sich herum.« Und er zählt weitere Erfolgsfaktoren auf: »Wir stehen ganz stark für die Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft. Das liegt uns in den Genen, das ist seit der Gründung so. Das leben wir. Wir schauen ganz besonders darauf, dass wir hervorragende Vortragende haben, die das akademische Rüstzeug mitbringen, eine gute Methodik und Didaktik bieten – und das alles in die Praxis transportieren können. Sie müssen beide Welten verstehen, alle Vortragenden decken beides ab.« Gerhard Leitner ist überzeugt: »All diese Dinge spiegeln die Qualität der Institution wider. Und auf dieser hohen Qualität baut deren Ruf auf.«

Neu bei der limak ist, dass man ihre Lehrgänge und Studien jetzt nicht mehr nur in Linz absolvieren kann, sondern jeweils den Großteil davon auch in Wien. Die Kooperation mit der ars (Akademie für Recht, Steuern & Wirtschaft), die vor 2 Jahren mit dem MBA Business Law begann, wurde gerade auf das gesamte Angebot ausgeweitet, sodass man jetzt jeweils zwei Drittel eines MBA-Studiums in Wien machen kann. Für die letzten 4 bis 5 Module (ca. 15 Präsenztage) muss man nach Linz. Den Master in Management kann man überhaupt zur Gänze in Wien absolvieren.

Fazit

Weiterbildungs-Master ist nicht gleich Weiterbildungs-Master. Dass unterschiedliche Institutionen unterschiedliche Qualität bieten, war im Bildungssektor schon immer so. Aber durch das sich ständig verändernde Angebot und den damit einhergehenden Wildwuchs einerseits und die gewaltigen Qualitätsunterschiede andererseits ist es im Bereich der Weiterbildungs-Master-Studien besonders wichtig, ganz genau auf den Anbieter zu schauen. Manche haben schon jetzt einen hervorragenden Ruf.

Mittelfristig werden sich alle guten Anbieter eine Reputation erarbeitet haben, auf die sowohl Recruiter als auch Interessenten vertrauen können. Bis dahin sollte man als Interessent vor allem auf die aktuellen Teilnehmer schauen: Passen die zu einem selbst, was Alter, Bildung, Beruf und Ambition betrifft? Als Recruiter, der die Master-Abschlüsse verschiedener Bewerber vergleichen will, kann man sich auf den Anbieter selbst konzentrieren: Wer steht dahinter? Wer sind die Vortragenden? Wer verleiht die akademischen Grade?

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