Herz, Hirn und Haltung

In einer digitalen Ära wird der direkte, menschliche Dialog oft übersehen. Wie Führungs-Kommunikation trotzdem gelingen kann, beschreibt Jürgen Eisserer.

Die Zeiten ändern sich – und mit ihnen auch die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter. Wir sind geprägt von digitalen Werkzeugen, schnellen Veränderungen und einer ständigen Informationsflut. Der Bedarf an ehrlichem Interesse an uns als Mensch ist daher so groß wie nie. Klar plädiere ich daher: »Kommunikation wird 2024 zum Game-Changer für Unternehmen.« Aber bevor wir uns in kreativen Kampagnen und schicken Employer-Branding-Maßnahmen verlieren, sollten wir über etwas sprechen, das in der heutigen Arbeitswelt oft übersehen wird: den direkten Dialog. Wir kennen tausend Begriffe für verschiedenste Krankheiten, aber nur einen für »Gesundheit«. Und genauso kennen wir tausend Arten »zu kommunizieren«. Aber nur eine Beschreibung, die wirklich dafür steht: »Miteinander reden!«

Ein Team ist wie ein Puzzle und jedes Stück dieses Puzzles trägt zu einem Gesamtbild bei. Doch anstatt die Teammitglieder in den Prozessen und Projekten aktiv mit einzubeziehen, stecken wir sie in einen Rahmen und zwingen sie dazu, in ein vorgefertigtes Bild zu passen. Dieses Bild ist bequem, vorhersehbar und oft frustrierend für diejenigen, die sich in ihm wiederfinden müssen.
Was passiert, wenn wir ihnen die Freiheit geben, ihre eigenen Bilder zu malen? In unserer digitalen Ära, in der wir uns mit Emojis und GIFs ausdrücken, sind die menschlichen Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und Anerkennung größer denn je. Wir möchten gehört und gebraucht werden. Doch allzu oft überfluten wir unsere Mitarbeiter mit E-Mails, Präsentationen und Prozessen, die ihre Beiträge auf ein Minimum reduzieren. Wir verschütten digitales Currypulver, während die Sehnsucht nach einem echten Gespräch nach wie vor hungrig macht. Ja, Unternehmen tun viel, um die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter zu unterstützen. Aber allzu oft fehlt der persönliche Kontakt. Kreative Kommunikationskampagnen und schicke Intranet-Portale sind wunderbar, aber sie allein reichen nicht aus. Denn, um Menschen für sich zu gewinnen, muss man sich mit ihnen beschäftigen – mit Herz, Hirn und vor allem mit Haltung.

Herz
Was von Herzen kommt, erreicht die Herzen. Wir müssen verstehen, dass unsere Mitarbeiter keine Ressourcen sind, sondern Menschen mit Bedürfnissen, Wünschen und Emotionen. Sie möchten keine Prozesse »vorgesetzt« bekommen, sondern Teil des Prozesses sein. Sie wollen keine Projekte »ausgerollt« erhalten, sondern mitgestalten. Ihre emotionalen Bindungen zu einem Unternehmen entstehen nicht durch Handbücher, sondern durch den persönlichen Kontakt und das Gefühl, wirklich gehört und wertgeschätzt zu werden.

Hirn
Wir müssen intelligente Kommunikation fördern. Das bedeutet, Informationen klar und verständlich zu vermitteln. Klarheit wird manchmal mit Kritik verwechselt. In der Praxis fehlt offenbar nur der Wortschatz oder das Einfühlungsvermögen, wichtige Themen so anzusprechen, dass sie alle verstehen. Und es bedeutet auch, unseren Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen und ihre Ideen einzubringen.

Haltung
Kommunikation ist nicht nur eine Fähigkeit, sondern eine Haltung. Und gelungene Kommunikation braucht Haltung, um dadurch Mitarbeitern wiederum Halt zu geben. Diese Einstellung zu bestimmten Themen, den Menschen oder der Führung prinzipiell sind die unbewussten Orientierungspfeiler, die Mitarbeiter in den Aussagen heute suchen.

Die Worte »Herz, Hirn, Haltung« sind keine leeren Schlagworte, sondern mein persönlicher Aufruf, um die Zukunft zu gestalten. Wenn wir diese Prinzipien in unsere Arbeit integrieren, können wir nicht nur Menschen für uns gewinnen, sondern auch die Arbeitswelt zu einem besseren Ort machen.

 

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Gastautor
Jürgen Eisserer
ist Keynote Speaker, Kommunikations­trainer und Autor.
www.eisserer.com