»Ich gehe so gerne arbeiten«

Gelungene Kommunikation beeinflusst die Zufriedenheit im Unternehmen und verbessert dadurch nachhaltig Leistung und Erfolg.

Die Qualität des persönlichen Kontakts ist das A und O jedes erfolgreichen Unternehmens, ob Meeting, Präsentation oder Mitarbeitergespräch: Menschen sind eine sehr soziale Spezies! Gesehen und gehört werden, Zuwendung und Aufmerksamkeit geben und bekommen, lachen, zweifeln dürfen und sich zeigen – das zählt zu den essenziellen Bedürfnissen, damit Kollegen sich wohlfühlen können.
Nicht so wichtig? In meinen Firmenseminaren höre ich oft, dass die Leistung und Produktivität im Unternehmen ganz oben stehen. Damit bin ich einverstanden. Alle sollen belastbar und flexibel sein, kreativ, schnell und natürlich effizient.
Wie gelangt die ganze Belegschaft dorthin, einschließlich Führungsetage? Meiner Erfahrung nach schafft eine spezielle Qualität der Kommunikation ein besonders zufriedenstellendes Miteinander. In diesem Artikel erfahren Sie, warum ein geschultes Bewusstsein für Körpersprache und Stimme zu mehr Erfolg im Unternehmen führt.

Unbewusste Player nutzen lernen

Über Körpersprache und den Klang der Stimme nehmen Menschen einander auf einer tiefen unbewussten Ebene wahr. Schneller als jedes Wort landen durch die Kanäle der Sinne nonverbale Botschaften im Gehirn. Auch via Bildschirm bei Online Meetings. Jede Regung wird registriert – der Großteil davon unbewusst.
Bitte stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sitzen in einem Meeting, die Türe fliegt auf und jemand platzt herein. Alle schauen hin. Wie lange brauchen Sie, um eine Fülle an Information über diese Person zu generieren? Ganz kurz? Genau! Augenblicklich wissen Sie, ob jemand gefährlich ist, attraktiv oder nicht, schätzen das Alter, sehen, ob jemand Hilfe braucht, zu spät kommt oder sich verlaufen hat. Und das alles, bevor noch ein Wort gefallen ist! Wir nehmen einander nonverbal wahr, über die Sprache des Körpers. Ebenso schnell nehmen Sie wahr, wie es Ihrer Mutter geht, wenn sie am Telefon auch nur »Hallo« sagt. Der Stimmklang verrät es, noch bevor Sie erfahren warum.

Mit nonverbaler Kommunikation auf das nächste Level

Die mächtigen Player in der Kommunikation, Körpersprache und Stimme, bestimmen maßgeblich die Qualität und damit den Erfolg eines Dialoges.
Einerseits brauchen Kollegen, wenn sie die Worte des Gesprächspartners annehmen sollen, das Signal: »Ich sehe dich, ich nehme dich wahr, du bist für mich wichtig.« Sie brauchen nonverbale Verbindung. Augenkontakt reicht hier bei weitem nicht aus.

Andererseits erhält der Kollege über die Stimme des Sprechers Informationen über sein Befinden. Ist er unter Druck, so spannen sich zahlreiche Muskeln an, er atmet nun flacher und die Stimme verrät es sofort durch gepresstes, leises oder zu hohes Sprechen. Das wirkt unsicher, untergräbt die Kompetenzwirkung und kommt unangenehm gestresst an. Dagegen schützen Zuhörer sich meist instinktiv durch Weghören.
Die Lockerheit und Selbstsicherheit eines Kollegen übermitteln sich zum Glück genauso unverkennbar! Seine Schultern ruhen gelassen auf dem Brustkorb, Arme und Hände bewegen sich natürlich, der Kiefer ist locker und der Atem fließt frei. Jetzt klingt die Stimme ruhig, klangvoll und angenehm. Gepaart mit nonverbaler Zuwendung ist das ein Erfolgsrezept. Hier wird es von ganz alleine mal humorvoll und gute Stimmung kann entstehen.
Tiefe männliche Stimmen werden meist als kompetent und attraktiv eingeschätzt. Auch weibliche Stimmen punkten mit der mühelosen idealen Sprechstimmlage, die im unteren Drittel unseres Stimmumfanges liegt, besser.

Bewusst in Dialog gehen

Sprechtechnik-Tool: Punkt & Pause
In Meetings wird oft so schnell wie möglich so viel wie möglich untergebracht. Dann gehen alle genervt und mit leeren Händen raus. Ein scheinbar kleines Sprechtechnik-Tool wirkt hier wie ein Türöffner: Punkte und Pausen. Reichen Sie bewusst einen Satz nach dem anderen – wie Geschenke – an Ihre Gesprächspartner. Die Stimme geht am Ende des Satzes nach unten. In dieser Minipause entsteht ein Bild in den Köpfen der Kollegen und sie empfangen den Inhalt. So wird Zuhören einfach und Unterbrechungen selten.

Körpersprache-Tool: Wie Sie ­Aufmerksamkeit und Zuwendung schenken
Wenn Sie betonen wollen, dass etwas Ihres ist, z. B. »mein Projekt« oder »meine Meinung« – was macht dabei eine Ihrer Hände? Probieren Sie es bitte mal aus. Sie geht zur Stelle knapp neben dem Herzen, in die Mitte der Brust? Jawohl. Hier ruht ein mächtiges Zentrum – der Sitz des »Ich«. Richten Sie es direkt – Brust zu Brust parallel – auf eine Person, so versorgen Sie diese mit Ihrer Zuwendung. Begegnung findet statt – spürbar und intensiv. Alle, die wir mit unseren Worten erreichen möchten, brauchen diese Zuwendung.

Stellen Sie sich bitte vor, ein warmes Licht würde aus der Tiefe Ihrer Brust strahlen, legen Sie mal Ihre Hände dorthin, unter Ihr Kehlgrübchen, eine Minute. Dann lösen Sie die Hände und lassen das imaginäre kraftvolle Licht durch den Raum schweifen, wie ein Flutlicht übers Fußballstadion, langsam und gleichmäßig. Genau so dürfen Sie alle Ihre Gesprächspartner versorgen, auch jene im Meeting, die seitlich von Ihnen oder weiter weg links sitzen.

Verbesserung der Wahrnehmung – Schlüssel zum Dialog

»Der Körper ist der Handschuh der Seele«, wir kennen dieses Zitat. Wie sitzen Sie eigentlich, wenn Sie sich wohlfühlen: locker und beweglich mit viel Raum unter den Armen? Und Ihre Stimme klingt von ganz alleine? Genau. Und wenn Sie sich gestresst oder unterlegen fühlen? Angespannt, unbeweglich mit wenig Platz unter den Armen? Die Stimme klingt angestrengt oder leise? So sind wir Menschen gestrickt.

Angespannt oder locker, schmal oder weit, viel Raum oder wenig: Diese einfachen Gegensatzpaare sind hilfreiche Marker beim Lesen von Körpersprache. Was Sie an sich selbst kennen, können Sie an Ihrem Gesprächspartner nachfühlen, Ihr Körper weiß Bescheid. Die Spiegelneuronen imitieren innerlich den Zustand des Gegenübers und melden dessen Befinden. Halten Sie also inne, nehmen Sie sich Zeit, um die Person, mit der Sie sprechen, wahrzunehmen: ihre Haltung, Bewegungen und die Stimme. Lassen Sie sich ein. Hören Sie zu.

Überfahren Sie einen Gesprächspartner, der gepresst und angespannt seinen Vorschlag äußert, nicht mit Ihrem gut gelaunten, lockeren Gegenvorschlag. Schenken Sie ihm lieber nonverbale Zuwendung, äußern Sie Interesse und beziehen Sie sich auf seine Idee. Er wird Sie lieben. Ihren Vorschlag kriegen Sie trotzdem noch unter.

Etwas Know-how, mehr Achtsamkeit und ein kleiner Werkzeugkoffer mit Körpersprache- und Sprechtechnik-Tools reichen schon aus, um das Miteinander im Unternehmen zu einem gemeinsamen Garten zu machen, den alle bewusst pflegen. Die Ernte ist reich: Neben einem Zuwachs an Motivation und Freude, zeigt sie sich durch mehr Zusammengehörigkeit, weniger Personalfluktuation und erhöhte Produktivität.

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Eva Berner-Klemt
ist Sprech- und Präsenztrainer und Inhaber von Sprechatelier Mondscheingasse.
www.sprechatelier.at