In 12 Schritten zum Trainer-Star?

Wir konnten es zunächst nicht glauben, aber: Diese Anleitung funktioniert tatsächlich! Vor allem die Punkte 7 und 8 sind genial und führen garantiert zum Erfolg. – Achtung Satire!

Eines vorweg: Diese Tipps gelten nur für Männer. Für Frauen funktionieren einige davon nicht, gibt es keine Garantien für Erfolg und schon gar keine leichten Abkürzungen auf dem Weg dorthin. Nicht meine Schuld, das ist einfach die Welt, in der wir leben. Irgendwie ist das auch gut so, sonst würden diese Tricks für Männer vermutlich nur halb so gut wirken.

1. Investiere richtig
Lass die Verlierer-Trainer Zeit und Geld in Ausbildungen und Inhalte investieren. Diese ­Loser haben die Zeichen der Zeit einfach nicht erkannt. Du steckst dein Geld ausschließlich in Selbstvermarktung. Damit überholst du sie links und rechts und wirst sehr schnell so erfolgreich sein, wie sie sich das nur erträumen können.

2. Veröffentliche ein Buch
Keine Sorge, das ist nicht so aufwändig wie es klingt. In meinem neuen Buch steht genau beschrieben, wie das sehr leicht und schnell geht. Ein paar Inhalte aus dem Internet zusammen kopieren, umschreiben, in einem Print-to-­Order-Verlag selbst veröffentlichen (ohne, dass es nach Self-Publishing aussieht), fertig. Natürlich preist du dein Buch als Bestseller an. Wenn du geschickt bist, schaffst du es auch mit 10 verkauften Büchern (kurzfristig) auf eine der vielen Amazon-Bestsellerlisten. Das bewirbst du dann dementsprechend. Und dann vertreibst du dein Buch nur mehr über deine Website, weil es vergriffen ist und du selbst nur noch wenige Restexemplare hast.

3. Präsentiere eine grandiose Kundenliste
Wenn du eine lokale Bäckerei, einen unbekannten Fotografen oder ein kleines Möbelgeschäft als deine Kunden aufzählst, dann ist das armselig! Mach das nicht! Natürlich hast du am Anfang noch keine repräsentative Kundenliste. Daher musst du ein bisschen schummeln, nennen wir es übertreiben.
Das ist aber kein Problem. Denn erstens überprüft so gut wie niemand diese Referenzen. Zweitens sind sie gerade bei großen Unternehmen sehr schwer zu widerlegen. (Wie soll die BMW-Zentrale ausschließen, dass du in irgendeinem ihrer Autohäuser Trainings abgehalten hast?) Und drittens: Wer Referenzen überprüft, gehört ohnedies nicht zu deiner Zielgruppe.
Wen führst du also am besten an? Ganz einfach: 15 bekannte Marken, die dir in 30 Sekunden einfallen. BMW, Apple, Raiffeisen (völlig unüberprüfbar!), XXXLutz, IBM, Siemens usw.

4. Mache die richtigen Versprechungen
Rede nicht von Lerntransfer und irgendwelchen Fähigkeiten, die man sich mühsam erarbeiten muss. Das interessiert deine Zielgruppe nicht. Versprich Reichtum, Erfolg und attraktive Sexual­partner. Also das, wonach sich die Menschen wirklich sehnen. Und zeig ihnen, dass du von alldem im Überfluss hast. Warum sollten sie dir sonst ihr Geld geben? Von einem Loser will niemand lernen oder kaufen!

5. Gestalte deine Preise richtig
Sprich nie von Kosten, nenne es »Investition«, Investition in die Zukunft, in den eigenen Erfolg. Wem das nichts wert ist, dem kannst du auch nicht helfen. Alle deine Preise sind Aktionspreise, die nur kurz gelten oder überhaupt einmalig sind. Zum Beispiel machst du dein 4.000-€-Nummer-1-Erfolgs­seminar einmal im Jahr für alle Teilnehmer zum »Selbstkostenpreis«. Einfach, weil du dem Markt auch etwas zurückgeben möchtest – und damit auch jene profitieren, die sich das sonst niemals leisten könnten. Warum sollen immer nur die Reichen die wirklich guten Infos bekommen?

6. Zeige deinen Reichtum
Wenn du die hier vorgestellten 12 einfachen Schritte befolgst, wirst du sehr schnell sehr viel Geld als Trainer machen. Es ist aber wichtig, schon vor dem ersten Auftrag deinen Erfolg zu demonstrieren. Denn niemand bucht einen Verlierer-Trainer, der keine Erfolge vorweisen kann! Daher tu einfach so, als wärst du schon reich. Sieh das als Vorwegnahme der Zukunft.

7. Social Media und Website
Damit das Einrichten nicht teuer wird, suche dir einen Studenten, der als Seminararbeit ein echtes Projekt vorweisen muss. Dem gibst du dann großzügig ein Taschengeld. Schreib an FH-Studiengänge (Mediendesign o. Ä.) und lass sie wissen, dass du als Star-Trainer bereit bist, jungen Nachwuchstalenten als Referenz zu dienen.
Im Optimalfall richtet dir dieser Student dann gleich als unbezahlter Praktikant deine komplette Webpräsenz ein. Also Website, Facebook, Instagram, Youtube, Snapchat, Twitter, nur ja keinen Kanal auslassen. Posten musst du dann zunächst selbst. Die Texte sind recht einfach zu schreiben: ICH! ICH! ICH! Das ist, worum es geht. Das ist, was deine Zielgruppe interessiert. Denn ihnen selbst geht es auch nur um ICH! ICH! ICH! Das ist der Trend unserer Zeit. Noch nie war es so einfach, Menschen mit Versprechungen zu manipulieren. Du musst es nur tun, z. B. indem du täglich Inhalte online stellst, auf allen Kanälen.
Coole Fotos und Videos sind dabei ganz besonders wichtig. Bei den Fotos geht es natürlich hauptsächlich um Selfies: Ein Selfie mit deinem Kumpel Arnold Schwarzenegger, eines mit Richard Branson, mit Sportstars am Flughafen, ein Selfie aus der Präsidentensuite eines Luxushotels in New York. Und dann natürlich mit deinem neuen Lamborghini (den du für zwei Stunden gemietet hast). Wie du zu diesen Selfies und auch zu guten Videos kommst, steht detailliert in meinem Buch.

8. Verschicke E-Mails an Tausende
Versende cool gestaltete Newsletter, in denen du Erfolg und Glück versprichst. Kaufe die E-Mail-Adressen irgendwo zu, bei den nicht ganz so offiziellen Quellen gibt es sie wirklich günstig im Tausender-Paket. Lass die Newsletter so programmieren, dass sie die Empfänger ausspionieren. Das geht ganz einfach, weniger als 10 % der E-Mail-Nutzer schützen sich davor. So erhältst du nicht nur Infos, wer deine Newsletter öffnet, sondern auch wann genau, wie oft, auf welchem Computer, mit welchem Programm. Meistens erfährst du noch weitere Infos wie z. B. die exakten Standortdaten (Adresse).
Habe bei alldem keine Angst vor der Datenschutzgrundverordnung! Kein Mensch kennt sich damit aus, niemand wird sich beschweren. Und wenn doch: Entschuldige dich für den bedauerlichen Irrtum, bei über 10 000 begeisterten Followern kann es schon einmal passieren, dass ein Datensatz fälschlicher Weise hineinrutscht. Und sollte jemand wirklich mühsam werden: Auch kein großes Problem, die aktuelle Regierung hat dafür gesorgt, dass einem nicht viel passiert, wenn man in Österreich die EU-Regeln bricht.

9. Geile Gewinnspiele
Veranstalte regelmäßig Gewinnspiele und verlose tolle Preise, z. B. ein einwöchiges Seminar auf Mallorca, all inclusive. Präsentiere die Gewinnerinnen (schöne Frauen) und Gewinner (blade Männer) der vergangenen Gewinnspiele mit tollen Fotos und schreib ihre Statements dazu: »Diese Woche hat mein Leben verändert!« Natürlich hat nie wirklich jemand gewonnen, das wäre viel zu kostspielig. Die Fotos holst du dir einfach aus dem Internet, die Namen erfindest du. Oder du nimmst deine Nichte. Das alles fliegt nur auf, wenn du dich wirklich blöd anstellst. Und selbst dann: Nicht du selbst warst dafür verantwortlich, sondern eine von dir beauftragte Agentur, die du mittlerweile selbstverständlich gekündigt hast.

10. Sammle Titel
Viele Titel und Auszeichnungen kann man einfach kaufen. »Expert of the Year« in einem kleinen Online-Medium aus Spanien? Professor an einer als Universität registrierten Schweine­farm in Rumänien? Völlig egal, man ist Top-Experte und Universitätsprofessor. Das stärkt ohne viel Aufwand die Glaubwürdigkeit und den Expertenstatus.

11. Zeige soziales Engagement
Poste über ein Seminar, das du Langzeit-Arbeitslosen kostenlos anbietest. (Und zähle die tollen Erfolge auf, die über 80 % danach feiern durften.) Spende (Kleinstbeträge) an wohltätige Organisationen und berichte (im großen Stil) darüber auf allen Kanälen. Schreib, wie dankbar du bist und dass du der Gesellschaft etwas zurückgeben möchtest. Und dass du über jeden froh bist, der es dir gleich tut. Aber pass auf, wofür du spendest. Krebskranke Kinder: super; Bildung: okay, aber kompliziert; Umweltschutz: interessiert keinen; Flüchtlinge und Minderheiten: ganz schlecht, das würde viele in deiner Zielgruppe abschrecken.

12. Ein letzter Tipp
Wenn du diese Schritte befolgst, wirst du sehr erfolgreich Seminarplätze verkaufen. Allerdings musst du diese Seminare dann auch halten, um zu Geld zu kommen. Und ich sage dir: Seminare halten, das ist zäh! Echt schwer verdientes Geld. Besser ist es, du präsentierst dich als völlig ausgebuchter Super-Trainer und verkaufst als Live-Webinare getarnte Online-Videos, Bücher, CDs und Werbung auf allen deinen Kanälen. Schließlich willst du nicht Menschen weiterentwickeln (so fad!), du willst Geld machen!

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lustigerMensch