In überzeugender Stimmung sein

In der Geschäftswelt von heute spielt die Kommunikation eine zentrale Rolle. Besonders die Stimme als ein oft übersehenes, aber dennoch kraftvolles Instrument trägt maßgeblich zur Effektivität der Geschäftskommunikation bei.

Im Zeitalter der digitalen Kommunikation hat sich der Schwerpunkt auf E-Mails, Textnachrichten und Online-Präsentationen verlagert. Dabei wird jedoch oft die Bedeutung der menschlichen Stimme im Business-Kontext übersehen. Die Stimme spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Vertrauen aufzubauen, professionelle Beziehungen zu stärken und letztendlich Geschäftsziele zu erreichen. In diesem Artikel betrachten wir die Bedeutung der Stimme im Geschäftsleben und wie sie als wirksames Werkzeug eingesetzt werden kann.

Stimme als Vertrauenssignal

Der erste Eindruck ist für vieles entscheidend, und die menschliche Stimme spielt dabei eine große Rolle. Untersuchungen zeigen, dass Menschen innerhalb weniger Sekunden eine erste Meinung über eine Person bilden, basierend unter anderem auf deren Stimme. Am Telefon eben ausschließlich aufgrund der Stimme.
Folgende Aspekte beeinflussen die Wirkung der Stimme auf den ersten Eindruck:

  • Klangfarbe: Die Klangfarbe einer Stimme kann eine emotionale Reaktion beim Zuhörer hervorrufen. Eine warme, angenehme Stimme kann Vertrauen und Sympathie wecken, während eine schrille oder unangenehme Stimme eher Ablehnung oder Unbehagen verursachen kann.
  • Lautstärke: Die Lautstärke der Stimme kann einen Einfluss auf die Wahrnehmung von Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen haben. Eine zu laute Stimme kann als aggressiv oder dominant empfunden werden, während eine zu leise Stimme als unsicher oder zurückhaltend wahrgenommen werden kann.
  • Sprechtempo: Das Sprechtempo kann die Einschätzung von Intelligenz und Kompetenz beeinflussen. Ein zu schnelles Sprechtempo kann den Eindruck erwecken, dass man nervös oder unorganisiert ist, während ein langsames Sprechtempo als bedächtig oder sogar desinteressiert empfunden werden kann.
  • Artikulation und Aussprache: Eine klare Artikulation und Aussprache sind entscheidend für die Verständlichkeit der Botschaft und können den Eindruck von Professionalität und Bildung verstärken. Unklare oder unpräzise Aussprache kann hingegen zu Missverständnissen führen und den Eindruck von Inkompetenz erwecken.
  • Stimmliche Modulation: Die Fähigkeit, Tonhöhe, Lautstärke und Tempo der Stimme zu variieren, kann dazu beitragen, den Inhalt interessant und ansprechend zu gestalten. Eine monoton sprechende Person kann hingegen langweilig oder desinteressiert wirken.

»Oft wird Kompetenz mit inhaltlichem Know-how verwechselt«, weiß Stimm- und Sprechtrainer Eva Berner-Klemt. »Eine überzeugende, mitreißende und einnehmende Stimme – das hat immer mit lassen zu tun: klingen-lassen, frei-lassen, den Atem fließen lassen, Kontakt und Dialog geschehen lassen und sich auf die Menschen ein-lassen. Wer führen will, braucht Kommunikations-Skills, damit meine ich einen nonverbalen Werkzeugkoffer, um die eigenen Ideen und Anliegen mit den anderen zu teilen, sie mitzuteilen. Atem, Stimme und Körpersprache sind die mächtigsten Player der Kommunikation. Sie spielen immer zusammen. Sich stimmlich und körpersprachlich Raum zu erlauben – und damit den anderen ihren Raum zu gewähren, das ist zum Beispiel eine Eigenschaft, die nicht nur die stimmliche, sondern die gesamte Kommunikation verbessert. Da entsteht Vertrauen und wir hören einander zu.«

Kommunikation und Verständnis

Die Stimme trägt ebenso wesentlich dazu bei, wie Informationen vermittelt und aufgenommen werden. Eine verständliche und gut artikulierte Aussprache ist entscheidend für effektive Kommunikation im Geschäftsumfeld. Die Stimme kann auch dazu verwendet werden, Emotionen und Stimmungen zu vermitteln. Eine entspannte, warme Stimme kann dazu beitragen, dass Zuhörer sich wohler fühlen und offener für das Gespräch sind, während eine angespannte oder hektische Stimme das Gegenteil bewirken kann.

Die Stimme als Einflussfaktor

Die Stimme kann als Einflussfaktor in Verhandlungen oder Verkaufsgesprächen genutzt werden. Durch den Einsatz von Stimmlage, Lautstärke und Sprechtempo kann man seine Argumente unterstreichen und Überzeugungskraft gewinnen. In schwierigen Verhandlungen kann der gezielte Einsatz der Stimme dazu beitragen, das Vertrauen der Gesprächspartner zu gewinnen, die eigene Position zu stärken und letztendlich erfolgreichere Ergebnisse zu erzielen.
In hitzigen Diskussionen oder bei Meinungsverschiedenheiten ist es wichtig, eine ruhige und gelassene Stimme zu bewahren. Durch einen gleichmäßigen Tonfall und ein angemessenes Sprechtempo signalisieret man Selbstbeherrschung und Vertrauenswürdigkeit.
Tipp: Wenn Ihr Verhandlungspartner laut wird und aggressiv argumentiert, antworten Sie mit einer ruhigen und besonnenen Stimme, um die Situation zu deeskalieren und Ihre Standpunkte sachlich darzulegen.

Durch gezielte Betonung wichtiger Punkte kann man Argumente hervorheben und die Aufmerksamkeit der Zuhörers darauf lenken. Durch Modulieren der Stimme lassen sich Emotionen und Nachdruck vermitteln.
Tipp: Wenn Sie einen zentralen Aspekt Ihres Angebots präsentieren, heben Sie diesen durch eine stärkere Betonung und eine leicht erhöhte Lautstärke hervor, um die Bedeutung des Punktes zu unterstreichen.

Erschwerte Kommunikation

Fehler bei der Nutzung der Stimme können die Kommunikation erschweren, Missverständnisse verursachen oder einen negativen Eindruck hinterlassen. Eine eintönige Stimme, die immer in der gleichen Tonlage und Lautstärke spricht, kann langweilig und uninteressant wirken und dazu führen, dass die Zuhörer den Faden oder sogar das Interesse verlieren. Ebenso kann ein zu schnelles oder zu langsames Sprechtempo problematisch sein. Eva Berner-Klemt kennt häufige Fehlerursachen beim bewussten Einsatz von Sprache und Stimme: »In Meetings wird oft so schnell wie möglich gesprochen, um so viel wie möglich zu übermitteln. Stress, Druck und Eile hinterlassen ihre Spuren im Körper, unserem Stimminstrument. Unter Anspannung kann der Atem nicht frei fließen, wir halten ihn fest. Nun klingt die Stimme leiser. Hier beginnt der Teufelskreis: Wir geben Gas, wollen laut sprechen und nun klingt die Stimme angestrengt, dann rau bis hin zur Heiserkeit und zu ernsten Stimmproblemen. Das Gefühl ›mir geht die Luft aus‹ beim Sprechen ist ein Alarmsignal. Mit der Stimme ist es wie mit der Liebe: Sie braucht Aufmerksamkeit, dann wird sie von ganz alleine groß und wunderschön. Ein guter Start: immer mal wieder die Kiefergelenke lockern und leise summen. Besonders wichtig: Hören Sie sich selbst zu, während Sie sprechen! Bei soviel Zuwendung füllt die Stimme gerne von selbst den Raum.«

Investition in die eigene Stimme

Da die Stimme im Geschäftsleben eine so entscheidende Rolle spielt, kann es sich lohnen, in Stimmtraining oder -Coaching zu investieren. Durch gezielte Übungen und Techniken kann man die eigene Stimme optimieren und ihre Wirkung auf andere verbessern.

»Wer klangvoll spricht, wird gern gehört«, sagt Eva Berner-Klemt: »Selbstsicherheit, Freiheit und Gelassenheit übermitteln sich nonverbal: über den Klang der Stimme und natürlich über Körpersprache. Die Stimme transportiert ja nicht nur alle unsere Worte, sondern auch unsere Stimmung. Über ihren Klang nehmen wir wahr, ob die sprechende Person angespannt oder unter Druck ist: Klingt die Stimme gepresst, schrill, zu hoch oder knarrig? Mit einer klangvollen und mühelosen Stimme überträgt sich die Lockerheit und das Wohlgefühl des Sprechers auf die Gesprächspartner. Wir nehmen das auf einer tiefen und unbewussten Ebene als kompetent und selbstsicher wahr. Das kann man lernen, es macht viel Spaß.«

Abschließend beschreibt Eva Berner-Klemt noch eine kurze Übung, die jeder sofort ausprobieren kann: »Lockerheit ist wichtig! Lassen Sie Ihre Schultern kreisen, heben Sie sie dann hoch und lassen Sie sie fallen, seufzen Sie dabei aus tiefstem Herzen: ›AAAngenehm!‹ Wiederholen Sie das einige Male.
Legen Sie jetzt Ihre Hände übereinander auf die Brust und brummen Sie leise ›Mhmm …‹ (den zustimmenden Laut), spüren Sie die Vibration unter den Händen? Was Ihr Körper hier von ganz alleine brummelt, ist das klangliche Zentrum Ihrer mühelosen, idealen Sprechstimmlage. Von hier aus dürfen Sie lossprechen und ihre Stimme frei klingen lassen. Probieren Sie es mal aus: ›MhmmMelone, MhmmMarmelade, MhmmMelanzani.‹

Der Transfer in Ihren Alltag: Sprechen Sie nun einige Sätze und übertragen Sie Ihre Erfahrung mit der Brummtonlage in Ihre eigene Sprechweise. Das Schöne an dieser Übung: Diesen klangvollen Bereich Ihrer Stimme finden Sie immer. Betreten Sie damit am besten schon den Raum. Nutzen Sie den Weg in die Arbeit für ein liebevolles Warm-up, das sie gleichzeitig bei sich ankommen lässt.«

Fazit
Der bewusste Einsatz der Stimme kann dazu beitragen, Kommunikation erfolgreicher zu machen und die persönlichen Ziele in einem Gespräch zu erreichen. Professionelle Stimmcoaches und -Trainer können dabei helfen, die eigene Stimme zu entwickeln und sich ihrer Wirkung bewusst zu werden.

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