Lösungsräume durch Metaphern

Metaphern im Training sind eine tolle Methode, um komplexe -Sachverhalte einfach darzustellen. Lesen Sie, wie und warum sie wirken.

»Was machen Sie in Ihrer Freizeit gut und gerne?« Diese Frage ist eine hocheffektive Methode, um Stärken und Potenziale von Menschen zu erkennen. Egal ob Sie gerne reiten, klettern, laufen, musizieren oder auch Kakteen sammeln, hinter allen diesen Aktivitäten verbergen sich Erfolgsstrategien, die auch beruflich nützlich sein könnten. Sokrates: »Die Klugen lernen aus allem und von jedem, die nicht so Klugen aus der Erfahrung und die Dummen wissen alles besser.«

Diese Methode hat noch dazu den Vorteil, dass wir mit positiven Emotionen lernen, was nachhaltiges und kreatives Nutzen des Erlernten fördert. Die Neurobiologie hat das Lustzentrum unseres Hirns als hoch-effektives Lernzentrum erkannt. Gut im emotionalen Flow, erzielen wir Top-Leistung. Das sagt auch der Hausverstand: Widerwillig, lustlos, zweifelnd, halbherzig sind wir nicht in unserer optimalen Leistungsstärken. Verbissenheit ist auch nicht förderlich. »Wenn wir uns in ein Problem verbeißen, verschließt schon ein relativ kleines unser gesamtes Blickfeld.« Solche bildhaften Aussagen wecken die Vorstellungskraft und erzeugen »Kopfkino«. So funktioniert nachhaltiges Erkennen und Lernen.

»Unser Hirn gleicht mehr einer Mediathek als einem Computer.« fasst Gregor Adamczyk in seinem Buch »Storytelling« als Methapher zusammen, was der einzige mit dem sogenannten Wirtschafts-Nobelpreis ausgezeichnete Psychologieprofessor in seinem Buch »Schnelles Denken. Langsames Denken.« als Grundlage der neuen Psychologie beschreibt: Das narrative Gedächtnis, mit dem wir uns Geschichten, Episoden, Ereignisse, Szenen, Stimmungen, Orte etc. merken, ist wesentlich mächtiger als unser analytisches Denken, das in unserer Gesellschaft vorherrscht.

Als Mathematikerin gehört das Nutzen von Analogien (exakter Begriff »Isomorphien«) zu meiner Grundausstattung: Man transferiert eine Aufgabenstellung in einen anderen Raum und erleichtert so ihre Lösung. Die bekannteste aus der Schulzeit: Um Potenzen zu multiplizieren, braucht man nur die Hochzahlen zu addieren: x3 mal x5= x(3+5) = x8

»Isomorphie« als mathematische Metapher für Metaphern: Als Trainerin höre ich Fragen der Teilnehmer und »dolmetsche« sie in andere Bereiche, um Lösungsansätze zu erschließen. »Übersetzen« ist eine andere Analogie, um zwischen verschiedenen Erfahrungswelten Verständigung zu erzielen. Als Physikerin spanne ich »verbindende Brücken«, um das wertschätzende Miteinander zu fördern, z. B. über die digitale Kluft zwischen den Generationen.

Solch rationale Metaphern sind höchst nützlich, um Menschen in unserer zahlengläubigen Welt abzuholen, in der nach wie vor sehr viele Ressentiments gegen Soft Skills herrschen. Das schafft eine Vertrauensbasis, die ich bei Technikern als Fundament bezeichnen würde und bei anderen Zielgruppen als Nährboden.

Eine andere nützliche Lösungsstrategie von Naturwissenschaftern und Technikern ist der Koordinatenwechsel: Damit kann man Effekte klarer veranschaulichen. »Eine neue Sicht auf die Dinge bringt neue Dinge in Sicht«. Reframing nennt man das im Coaching: Negatives in einen anderen Rahmen stellen, um das Positive daran zu erkennen. Übrigens laut Karl Valentin hat alles auch noch eine 3. Seite, nämlich die komische. Humor macht uns tatsächlich kreativ. Aphorismen, Geschichten, Fabeln und auch Witze sind »tiefgründige Quellen« erkenntnisreicher Bildersprache. Geschichtenerzählen gehört zu den Grundbedürfnissen aller Völker der Welt.

In einem Training hat mich eine Teilnehmerin verdutzt gefragt: »Wie viel wissen Sie im Vorfeld von den Teilnehmern und ihren Unternehmen? Sie treffen mit Ihren Aussagen so exakt auf den Punkt.« Genau das leisten Metaphern: Sie sind ein Spiegel, in dem jeder Einzelne sich selbst erkennt – und das in Gesicht wahrender nicht bloßstellender Weise. So wie Medusa im Schutz des Spiegelbildes bezwungen werden konnte, finden sich über den Umweg der Bildersprache Lösungen, selbst für hartnäckige Probleme. Mythologie als eine andere Inspirationsquelle für Metaphern.

In unserem Alltag nutzen wir häufig eine metaphorische Sprache für Konflikte: Konflikt als Krankheit der Beziehungen. Wir sprechen von Konfliktkeimen, von latenten Konflikten, die ausbrechen, Symptomen und sogar Impfen, um Konflikten vorzubeugen. Dementsprechend weit verbreitet ist die Konfliktvermeidung, die tatsächlich eine Lösungsvermeidung ist, da der Konflikt ja bestehen bleibt. Ich bezeichne das als »Fried-Höflich-Keit«: Des lieben Friedens willen schweigen wir, was allmählich zur Sprachlosigkeit in Beziehungen führt. »Wenn man heiße Kartoffel unter den Teppich kehrt, werden sie durch’s Lagern nicht appetitlicher« ist eine kraftvolle Analogie, um Menschen zum zeitnahen, direkten Ansprechen von Konflikten zu ermutigen.

»Souverän agieren in den Spannungsfeldern unterschiedlicher Interessen« nenne ich Konfliktmanagement-Trainings. Denn als Physikerin habe ich zu Spannung einen positiven Bezug: Spannung ist Potenzialdifferenz und ohne Spannung fließt kein Strom. Sogar Widerstand ist positiv besetzt: Ohne Widerstand gäbe es einen Kurzschluss.

Um Spannung geht es auch im Theater. Professorin Rosee Riggs vom renommierten Max Reinhardt Seminar: »Der Entwurf des Theaters ist gleichzeitig ein Entwurf für die Gesellschaft.« Nicht zufällig bezeichnen wir mit Performance einerseits künstlerische Events und andererseits die Leistung von Organisationen.

Bertolt Brecht: »Es gibt keine kleinen Rollen. Nur kleine Schauspieler.« Und Max Reinhardt bekennt sich zum Ensemble: »Einer für alle und alle für die Sache.« Diese Aussage lässt sich wunderbar auch auf alle anderen Formen der Team-Arbeit übertragen. Böse Zungen behaupten ja, TEAM stünde für »Toll Ein Anderer Macht’s«. Ich verwende TEAM für »Together Everybody Achieves More«. Miteinander wächst der Einzelne durch gegenseitige Bestärkung über sich hinaus. Artgerecht gehalten sind wir Homo Sapiens soziale Wesen. Womit ich eine biologische Metapher nutze.

Tatsächlich sehe ich es als meine Aufgabe, das Handlungsrepertoire zu erweitern. Platon hat schon gemeint, dass wir Menschen manchmal wie ein Frosch im Brunnen nur einen kleinen Ausschnitt des Himmels sehen. Albert Einstein: »Manche Menschen haben als Denkhorizont einen Kreis mit Radius 0. Das nennen sie dann ihren Standpunkt.« Mathematiker sind darauf dressiert: Wenn es keine Lösung gibt, die zugrunde liegenden Annahmen so verändern, dass sich die Lösungsräume vergrößern. In den natürlichen Zahlen geht 2 minus 5 nicht. In den ganzen mit den negativen Zahlen schon.

Heinz von Förster appelliert: »Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird.« Entscheidungen sind gut, wenn sie den Raum der Möglichkeiten erweitern und nicht in die Sackgasse führen. Ich formuliere es im Wortspiel: Vielleicht wird alles vielleichter. Dann wird es viel leichter.

Besonders leicht – nämlich schwebend-schwerelos – kann man sich beim Tauchen bewegen. Am Tauchen ist neben der üppig-bunten Farbenpracht der Riffe die Freiheit in den Dimensionen so beglückend. Außerdem kann man sich schwerelos über Hindernisse hinwegatmen. Als Business-Taucherin sorge ich für langen Atem in den Strömungen der Wirtschaftswelt. Meerluft für mehr Luft. Vom Briefing bevor es losgeht, dem Profi-Equipment für Profis, der klugen Selbststeuerung im Buddy-Team, den Prinzipien »Don’t panic« in kritischen Situationen bis zum Auskosten und Vertiefen der Glücksmomente bieten sich Analogien zum Business an. Tauchen als eine von vielen Allegorien für das Leben. Lustvolles Eintauchen ins Gedanken-Meer …

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Herbstrith

Gastautorin Monika

Herbstrith-Lappe

ist Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin von Impuls & Wirkung – Herbstrith Management Consulting.

www.impuls.at