Perfect Match – Der perfekte Job

Was Fach- und Führungskräfte von ihrem Job erwarten und wie generell die ­Situation am Arbeitsmarkt von Angestellten bewertet wird, lesen Sie in diesem Artikel.

Mitarbeiter wünschen sich derzeit vor allem zweierlei: Flexible Arbeitszeitmodelle und mehr Gehalt. Dies ergibt die neue StepStone Trendstudie 2016 »Jobs nach Maß«, durchgeführt unter 845 österreichischen beschäftigten und arbeitssuchenden Fach- und Führungskräften.

Flexible Arbeitszeiten und Gehalt
78 % der Beschäftigten und 76,8 % der Jobsuchenden sind der Meinung, dass flexible Arbeitszeitmodelle das Um und Auf eines attraktiven Arbeitgebers sind, gefolgt von überdurchschnittlicher Entlohnung (ca. 65 %), Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten (60 %) sowie Aufstiegschancen (59 %). Knapp 30 % der Jobsuchenden würden einen inhaltlich interessanten Job sogar ablehnen, wenn der Arbeitgeber keine Flexibilität bietet.

Work-Life-Balance wichtig
Der Job ist zwar wichtig, allerdings haben 80 % der Befragten den Fokus der nächsten drei Jahre auf ihrer Gesundheit, 70 % auf ihrer Familie und 66 % auf der Partnerschaft. Einer überwältigenden Mehrheit ist eine gesunde Work-Life-Balance sogar wichtiger als Karriere. Unternehmen können ihre Marke interessanter machen, indem sie flexible Zeiteinteilung, beispielsweise Gleitzeit oder neue Arbeitszeitmodelle etwa in Form von Vertrauensarbeitszeit anbieten. Sportliche Programme und betriebliches Gesundheitsmanagement können Teamgeist und auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter fördern.

Unternehmenskultur ist alles
Wenn Beschäftigte wählen könnten zwischen angenehmen Kollegen und einer spannenden Tätigkeit, dann ist eine kollegiale Arbeitsatmosphäre den meisten Befragten wichtiger als eine interessante Tätigkeit – und zwar 80 %. Topkandidaten können nur gebunden werden, wenn alles passt: Gute Bezahlung, kollegiale Unternehmenskultur und wertschätzende Behandlung durch Vorgesetzte. Bevor sie einen Job annehmen, möchten sich Kandidaten absolut sicher sein, dass der neue Job perfekt zu ihnen passt. 78 % der Berufstätigen würden nur bei einem »Perfect Match« zwischen Kandidaten und Arbeitgeber ihren Job wechseln. 46 % der Jobsuchenden würden hingegen das Risiko eingehen und ein Angebot annehmen, dass nicht 100 % ihren Erwartungen entspricht.

Kultur der Wertschätzung
Fehlende Anerkennung der Arbeitsleistung ist für 45,8 % der Befragten ein Kündigungsgrund. Ständige Kritik und wenig Lob sind keine Motivation für 40,5 % – auch sie würden in diesem Falle eine Kündigung in Erwägung ziehen. Arbeitgeber sind also gut beraten, ihren Mitarbeitern mit Anerkennung und auf Augenhöhe zu begegnen. Zwischenmenschliche Beziehungen fördern den Zusammenhalt und führen zu einer erhöhten Zufriedenheit am Arbeitsplatz sowie zu einer besseren Leistung.

Was ist bei einem Jobwechsel wichtig?
Für die Mehrheit der Befragten ist ein Gehaltssprung eine Grundvoraussetzung bei einem neuen Karriereschritt. Außerdem wünschen sie sich bei einer solchen Veränderung mehr Freiheiten bei der Gestaltung des Arbeitstages und Mitbestimmung bei der inhaltlichen und organisatorischen Gestaltung ihrer Tätigkeit. Keinen besonderen Wert legen die Befragten bei einem Jobwechsel auf eine höhere Position im Unternehmen sowie stärkeren Einfluss auf die Ziele des Arbeitgebers. Bei einer neuen Arbeitsstelle sind Zusatzleistungen wie Firmenwagen oder Handy oft Verhandlungssache, Arbeitnehmer können diese noch am ehesten entbehren. Unverzichtbar ist jedoch die Jobsicherheit. Arbeitgeber sollten ihren Mitarbeitern also einen sicheren Job garantieren.

Unkomplizierte Bewerbung
Bewerber würden außerdem einen Job ablehnen, der inhaltlich ihren Vorstellungen entspricht, wenn das Gehalt zu niedrig ist (64,8 %) und die Identifikation mit dem Arbeitgeber (59,2 %) nicht vorhanden ist. Auch eine wenig ansprechende Stellenausschreibung oder eine unattraktive Karriereseite hält 42,5 % der Kandidaten von einer Bewerbung ab. Der Bewerbungsprozess sollte für Kandidaten nicht all zu kompliziert und auf jeden Fall transparent sein, immerhin 29 % würden in diesem Falle von einer Bewerbung absehen. Ein sperriges Online-Bewerbungsformular? Das schreckt 17 % von einer Bewerbung ab. Bewerber mögen einen raschen, transparenten und unkomplizierten Bewerbungsprozess.

Jobsuche dauert heute länger
Steigende Arbeitslosigkeit und ein Bewerberüberschuss in manchen Branchen sind für viele Fachkräfte spürbar. 60 % der Befragten sind der Meinung, dass die Jobsuche heute aufwändiger ist und länger dauert als vor einigen Jahren. Nicht ganz die Hälfte der Jobsuchenden unter den Befragten schätzt ihre Situation am Arbeitsmarkt schlechter als in den vergangenen Jahren ein. Etwa 30 % der Befragten sind überzeugt, für die Jobsuche 1 bis 6 Monate zu benötigen.
Optimistisch zeigen sich hingegen jene Befragten, die sich in einem Beschäftigungsverhältnis befinden: 60 % schätzen die Wahrscheinlichkeit im nächsten Jahr arbeitslos zu werden als sehr gering ein, 65 % gehen sogar davon aus, dass sie in fünf Jahren auch noch bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber beschäftigt sein werden. Sie halten einen Arbeitgeberwechsel für unrealistisch. Österreichs Beschäftigte blicken also mit viel Sicherheit und Optimismus in die Zukunft, sie sehen ihren Arbeitsplatz nicht als gefährdet an. Arbeitgeber, die Kandidaten abwerben möchten, müssen das Gesamtpaket liefern: Ein neuer Job und ein neuer Arbeitgeber müssen diese Kandidaten voll und ganz überzeugen. Anderen Falles ist ein Wechsel unrealistisch.
Bewusste Karriereplanung
Über alle Berufsgruppen hinweg standen Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten bei der Berufswahl nur für eine Minderheit im Vordergrund. Karrierewege werden allerdings ganz bewusst geplant. Denn etwa 43,5 % der Beschäftigten haben die Entscheidung für einen Beruf nach persönlichen Interessen und nicht etwa auf Basis von Empfehlungen getroffen. Die frühe und bewusste Entscheidung für eine Tätigkeit kann zu mehr Zufriedenheit und Sicherheit im Job führen. Nur 30 % der Arbeitssuchenden haben ihren Beruf nach persönlichem Interesse gewählt, von ihnen haben 23 % angenommen, was sich zufällig ergeben hat. Bei den Beschäftigten haben hingegen nur 16,7 % ihre Berufswahl dem Zufall überlassen.

3 Empfehlungen
Fach- und Führungskräfte sind auf der Suche nach dem Einklang von Beruf und Privatleben. Die Möglichkeit, diese unter einen Hut zu bekommen sowie ein gutes Arbeitsklima steigern die Attraktivität eines Arbeitgebers erheblich und werden wichtige Auswahlkriterien für Kandidaten.
Ein überdurchschnittliches Gehalt motiviert zu mehr Leistung, ist jedoch bei weitem nicht ausreichend. Mitarbeiter möchten für ihre Leistung auch wertschätzend behandelt werden. Eine Kultur der Wertschätzung macht sich daher kurz- oder langfristig bezahlt und sollte jeden Falles bewusst gepflegt werden.
Auch hinsichtlich Bewerbungsprozesses gibt es bei Unternehmen Verbesserungspotenzial: Bewerber mögen schnelle, transparente, unkomplizierte Bewerbungsprozesse sowie ansprechende Karriereseiten.

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Rudi Bauer

Gastautor
Rudi Bauer
ist Geschäftsführer von StepStone Österreich. Er verfügt über 25 Jahre Management- und Führungserfahrung in der Telekom-, IT- und Werbebranche.
www.stepstone.at