Schauen ist das neue Sehen

Warum es oftmals Sinn ergibt, zu Texten auch eine Grafik hinzuzufügen, das weiß Gastautor Harald Karrer sehr genau.

»Na schau’n ma mal, dann seh’n ma schon!« – so sagt man in Österreich. Eine charmante Art, das altbekannte »Abwarten und Tee trinken« zu umschreiben. Denn, wie die Chinesen sagen, trinkt man Tee, um dem Lärm der Welt zu entfliehen. Solche bildhaften Sprüche haben einen entscheidenden Vorteil: Sie wecken Emotionen und bleiben deshalb länger im Gedächtnis.

Der Bildüberlegenheitseffekt

Die Wirkung steigert sich jedoch noch, wenn dem Gesagten oder Geschriebenen ein Foto oder eine Illustration beigefügt wird. Der »Bildüberlegenheitseffekt« zeigt dies auf beeindruckende Weise. Nach 72 Stunden erinnern sich nur etwa 10 % an gehörte oder gelesene Informationen – fügt man dem Text jedoch ein Bild hinzu, steigt dieser Wert auf ganze 65 %! Für alle, die sich das schwer vorstellen können, gibt es hier die passende Illustration dazu.Schönbild_Karrer0124
Wir konsumieren 34 Gigabyte (100 500 Worte) an einem durchschnittlichen Tag – und das nur außerhalb des Berufsalltags. Natürlich dringt nur ein Bruchteil davon in unser Bewusstsein vor. Und die Frage, ob wir als Präsentierende steuern können, was beim Gegenüber hängen bleibt, ist nicht nur interessant, sondern auch spannend.

Bilder werden von unserem Gehirn wesentlich effizienter verarbeitet als bloßer Text. Sie werden mit Vorrang behandelt. Verkehrszeichen belegen dies eindrucksvoll. Ein Umstand, den die Werbung längst erkannt hat. Tagtäglich prasseln unzählige visuelle Eindrücke in Form von Bannern und Co auf unsere Netzhaut ein. Sitzt man hingegen in einem Meetingraum und blickt wie gebannt auf die Präsentation am Ende des Tisches, versinken wir noch häufig im Zahlenmeer und werden unter Buchstabenfriedhöfen begraben. Ganz klar! Zeit ist Geld – da muss es schnell gehen und viel Information sein. Nachlesen kann man das Gezeigte dann im Handout. Nur – wer tut das schon? Wir sitzen dann bereits im nächsten Meeting oder bereiten das eigene vor.

Wer zeigt, gibt den Ton an!

Daher tun wir gut daran, uns (wieder) auf das Wesentliche zu besinnen: die Zusammenfassung, die Highlights, die 3 wichtigsten Punkte, das Ziel, die Learnings, die nächsten Schritte und so weiter und so fort. Und, um sich hier ganz klar von der Informationsflut abzuheben und nachhaltig ins Bewusstsein des Gegenübers zu gelangen, am besten mit Visualisierungen: einem One-Pager, einer Infografik, visuellem Storytelling, einem visuellen Framework, mit dem Highlighter, einer Metapher, einem Maskottchen, mit Farbe, handschriftlich.
Und wenn das noch nicht ausreichen sollte – digital und modern: am digitalen Flipchart – live ergänzt, am Online-Whiteboard – co-kreativ und kollaborativ, am Smartphone – mit Umfragen und Rückmeldungen. Alles immer animierend, lustvoll und wenn geht mit Humor.

Und wenn mir das alles zu viel (zu kompliziert, zu zeitintensiv, zu aufwändig, zu aufregend) wird, öffne ich meinen Moderationskoffer, nehme mir 2 Stifte, gehe zum Flipchart am Ende des Tisches und beginne zu zeichnen. Auch das ist merk-würdig und bleibt den Meisten noch sehr lange in Erinnerung.

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Gastautor
Harald Karrer
ist Berater, Trainer und Coach, Buchautor und Experte für Visualisierungen.
visualsforbusiness.com

 

Buchtipp:
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