Sicher im Seminarraum

Covid-19 macht die Durchführung von Seminaren und Konferenzen schwierig, aber nicht unmöglich. So könnten Veranstaltungen sicher stattfinden.

Rechtliche Einschränkungen sind nicht die einzigen Probleme, mit denen Seminarveranstalter und Trainer derzeit zu kämpfen haben. Selbst wenn der Lockdown beendet oder zumindest weiter gelockert wird, stellt sich die Frage, in welcher Form Seminare, Kongresse und andere Veranstaltungen wieder stattfinden können. TRAiNiNG hat sich bei easytest Service informiert, welche Maßnahmen Veranstalter ergreifen können, um Seminare so sicher wie möglich stattfinden zu lassen.

Ist es sinnvoll, derzeit wieder Präsenzveranstaltungen durchzuführen?

Wenn entsprechende Hygienemaßnahmen eines Covid-19-Präventionskonzeptes für eine sichere Veranstaltung vom Veranstalter umgesetzt werden, und auch alle Seminarteilnehmer die Hygieneregeln beachten, spricht nichts dagegen, Seminare wieder abzuhalten, sobald dies vom Gesetzgeber erlaubt wird.

Was sind die wichtigsten Maßnahmen für eine sichere Veranstaltung?

In der Pandemiebekämpfung geht es immer um das Kontrollieren und Steuern von Risiken. Um das Risiko einer Sars-CoV-2-Infektion zu reduzieren, müssen wir unseren »hygienischen Hausverstand« schärfen und uns idealerweise stets so verhalten, als wären wir selbst und/oder unser Gegenüber Sars-CoV-2-positiv.
1. Risiko von Aerosolinfektionen reduzieren
Die allerwichtigste Maßnahme ist es, Innenräume regelmäßig zu lüften. Die Bedeutung des Lüftens wird leider immer noch massiv unterschätzt. Alle 15 Minuten für 1 bis 2 Minuten Stoßlüften (bei wärmeren Außentemperaturen entsprechend länger) reduziert den Anteil der ausgeatmeten Aerosole in der Raumluft enorm. Damit das nicht vergessen wird, empfiehlt es sich, einen Timer zu stellen, der an das regelmäßige Lüften erinnert. Aerosole verbreiten sich im Gegensatz zu Tröpfchen im ganzen Raum und schweben für längere Zeit in der Luft. Daher ist auch das Tragen einer FFP2-Maske trotz 2 Meter Abstands sinnvoll, diese sollten in Innenräumen generell getragen werden, und zwar auch dann, wenn man alleine im Raum ist, da man sonst die Raumluft »kontaminiert«.
2. Risiko von Tröpcheninfektionen reduzieren
Weiters ist natürlich ein sicherer Abstand zwischen den Teilnehmern einzuhalten. Derzeit gilt gesetzlich ein Mindestabstand von zwei Metern. Selbst wenn sich diese Abstandsregelung wieder lockern sollte, empfehlen wir dennoch, die zwei Meter einzuhalten. Die Zahl ist nicht zufällig gewählt: Beim Atmen und Sprechen verbreiten sich Tröpfchen rund 1,5 Meter weit in der Luft. Beim Husten 3 bis 4 Meter und beim Niesen sogar bis zu 7,5 Meter weit.
3. Risiko von Schmierinfektionen reduzieren
Alle Seminarteilnehmer sollten sich zu Beginn des Seminars, und auch zwischendurch in den Pausen, die Hände gründlich mit Seife waschen und desinfizieren. Dabei dürfen keinesfalls gemeinsame Stoffhandtücher zum Händeabtrocknen verwendet werden, sondern ausschließlich Papierhandtücher. Unter Umständen ist auch der Einsatz mobiler Hygienewaschstationen außerhalb der Sanitäranlagen sinnvoll, damit es kein Gedränge auf den Toiletten gibt. Bevor ein Seminar beginnt und während der Mittagspause sollten kritische Oberflächen wie Türgriffe, Lichtschalter, Tische und Stühle desinfiziert werden.

Was halten Sie von Covid-19-Tests vor Veranstaltungen?

Nun, das ist unsere Kernkompetenz und es wäre seltsam, wenn ich davon nichts halten würde. Covid-19-Tests sind sinnvoll, weil dadurch ansteckende Personen erkannt werden, und somit ergänzend zu den oben beschriebenen Hygienemaßnahmen und -regeln das Risiko von Sars-CoV-2-Infektionen noch weiter gesenkt werden kann.

Welche Tests verwenden Sie?

Bei Veranstaltungen empfiehlt sich die Verwendung von Antigen-Tests. Diese liefern – eine fachgerechte Durchführung des Abstrichs vorausgesetzt – für den Tag, an dem getestet wird, sehr valide Ergebnisse. Bei dem von uns bevorzugt verwendeten Antigen-Test erfolgt die Probenabnahme mittels eines Nasen-Rachen-Abstrichs und die Testauswertung dauert ca. 15 Minuten. Während des Wartens auf das Testergebnis sollten die Teilnehmer noch nicht in den Seminarraum gehen, sondern sich an der frischen Luft oder im gut belüfteten Pausenraum aufhalten.

Wieso verwenden Sie keine PCR-Tests bei Seminaren oder Veranstaltungen?

PCR-Tests gelten als Goldstandard für den Nachweis einer Sars-CoV-2-Infektion, da sie Infektionen durchschnittlich 1 bis 2 Tage früher und mit einer höheren Genauigkeit erkennen können als Antigen-Tests. Allerdings müssen die entnommenen Proben in einem Labor ausgewertet werden und da erhält man das Testergebnis dann erst nach 12 bis 24 Stunden. Das würde bei Seminarveranstaltungen keinen Sinn ergeben. Das Ergebnis des Antigen-Tests kann eine Infektion des Probanden nicht zu 100  % ausschließen, aber es kann bei der Probenabnahme mittels Nasen-Rachen-Abstrichs eine aktuelle Gefährdung für andere mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit (ca. 96  % Sensitivität) ausschließen.

Was halten Sie von den Selbsttests, über die man derzeit so viel liest?

Selbsttests sind eine tolle Sache, da infektiöse Menschen entdeckt werden, die man sonst womöglich nicht entdeckt hätte. Allerdings ist die theoretische Sensitivität etwas schlechter als bei den Antigen-Tests mit Nasen-Rachen-Abstrich, wodurch es mehr falsch-negative Testergebnisse gibt. Dazu kommt, dass die laienhafte Durchführung mitunter von den Herstellervorgaben abweicht, wodurch die effektive Sensitivität auf Werte unter 50  % absinkt.
Unsere Meinung dazu ist daher ganz klar: Selbsttests bei Veranstaltungen sind definitiv besser als gar nicht zu testen, allerdings bei Weitem nicht so zuverlässig wie Tests mit Nasen-Rachen-Abstrich, welche von medizinischem Fachpersonal professionell durchgeführt werden.

Was passiert, wenn jemand zu einem Seminar kommt und in der Früh positiv getestet wird?

Nun, in so einem Fall hat sich das Testen wirklich gelohnt. Wäre die Infektion nicht entdeckt worden, hätte das möglicherweise zu einer Ansteckung anderer Seminarteilnehmer geführt. Wir melden das positive Testergebnis der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde, welche dann in weiterer Folge einen Absonderungsbescheid erlässt. Der betroffenen Person empfehlen wir, zusätzlich einen PCR-Test zu machen, um ein falsch-positives Ergebnis des Antigen-Tests auszuschließen. Die Probe für den PCR-Test wird von uns direkt vor Ort entnommen. Die betroffene Person darf nicht am Seminar teilnehmen und sollte bis zum Vorliegen des PCR-Testergebnisses jeglichen Kontakt zu anderen Menschen tunlichst vermeiden. Den Seminarveranstaltern empfehlen wir, keine Storno-Gebühren zu verrechnen und die betroffene Person das Seminar beim nächsten verfügbaren Termin nachholen zu lassen.

Welche Voraussetzungen brauchen Sie vor Ort, um Tests durchzuführen?

Uns ist eine sichere Umgebung wichtig, damit es beim Testen zu keinen Infektionen kommt. Also genügend Platz, ein gut belüfteter Raum, zwei Stühle und zwei Tische. Alles Weitere organisiert unser Team vor Ort. Um rasch und effizient testen zu können, hilft es uns sehr, wenn wir eine Liste der Teilnehmer einen Tag vor der Veranstaltung erhalten.

1 Antwort zu Sicher im Seminarraum

  1. Lieber Christoph,
    gute Sache, und super, wie effizient ihr das organisiert.
    So kann praktisch jedes Unternehmen eine sichere Präsenz-Veranstaltung durchführen. Interne Policies, die das gänzlich untersagen, empfehlen wir diesbezüglich zu überarbeiten und die Vorort-Sofort-Testung anstelle dessen aufzunehmen.
    Viel Erfolg und auf weiterhin gute Zusammenarbeit.
    Christoph

    PERFACT CONSULTING

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André Coudek
ist der operative Leiter der Firma easytest Service und Experte für das Thema betriebliche Corona-Tests.
www.easystestservice.at

 

Dieser Text nutzt für die sprachliche Gleichbehandlung aller Menschen geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen auf Basis des generischen Neutrums (siehe www.generisches-neutrum.com).