Speaker gut – alles gut

Die Speaker-Branche ist ein hart umkämpfter Markt. Viele versuchen hier Fuß zu fassen, nur wenigen gelingt es wirklich. Warum es sinnvoll ist, professionelle Speaker zu buchen, woran man sie erkennt und Tipps zur richtigen Auswahl von Speakern lesen Sie in diesem Artikel.

Bei einer großen Tagung in den USA ist ein oder sind mehrere Keynote-Speaker kaum noch wegzudenken. Egal in welcher Branche. So wurde vor ca. einem Jahr bei einer Tagung von Zahnärzten in Las Vegas Anthony Robbins für eine Million USD eingekauft – für einen Tag. Anscheinend zahlt sich das aus, denn immerhin waren 6 000 Zahnärzte anwesend, die jeweils 1.000,– USD Teilnahmegebühr zahlten. So kann man leicht einen Star wie Anthony Robbins kaufen. Oder sind vielleicht sogar seinetwegen viele der 6 000 Zahnärzte von der ganzen Welt zu dieser Tagung angereist?

Keynote-Speaker, Motivational-Speaker, Redner oder Votragsredner – egal wie man sie nennt – erfreuen sich auch im deutschsprachigen Raum steigender Beliebtheit. Sie können eine Mitarbeiter- oder Führungskräftetagung, eine Jubiläumsfeier oder einen Kundenevent enorm aufwerten. Häufig haben die Teilnehmer bei einer Tagung schon ein schlechtes Vorgefühl wegen der möglicherweise langweiligen Reden der Vorstände. Wenn aber ergänzend noch ein richtig guter Speaker auf die Bühne kommt, bleibt der Event positiv in Erinnerung. Denn über einen guten Redner wird geredet. Die Frage ist nur: Woran erkennt man einen wirklich guten Redner und wo findet man ihn? Aber dazu später.

Es gibt zwei Hauptgründe, warum die Branche in den letzten Jahren boomt: erstens, weil der Bedarf nach Rednern mehr wird und zweitens, weil das Angebot an Rednern zunimmt. Mittlerweile gibt es auch schon einige wirklich gute Ausbildungen zum Speaker am Markt. Hermann Scherer war hier wohl federführend mit seiner Scherer Academy (www.scherer-academy.com). Auch die GSA (German Speakers Association) bietet mit der GSA University eine hervorragende Möglichkeit, das Handwerkszeug zum Speaker zu lernen. experts4events bietet seit Kurzem ebenfalls eine Seminarreihe an, die bereits erfahrenen Rednern das noch fehlende Know-how zum Top-Speaker vermittelt.

Durch den größten Rednerverband im deutschsprachigen Raum, der GSA, die sogar eine eigene Ethikkommission gegründet hat, sowie durch die Professionalisierungen der Ausbildungen wurde die Branche gewaltig vorangetrieben. Es gab und gibt aber natürlich auch immer einige schwarze Schafe.

Gabriel Schandl (Top-Speaker und Buchautor) über den Aufstieg der Speakerbranche: »Es gab mehrere auslösende Momente, die oft auch von Personen am Markt ausgingen, die mit der Aus- und Weiterbildung von Speakern Geld verdienen wollten und auch verdient haben. Es wurden leichtsinnige und verführerische Thesen aufgestellt, dass es wenig Mitbewerb gäbe und in viel weniger Zeit viel mehr Geld verdient werden könnte. Es entstand eine Goldgräber-Stimmung, bei der sich immer noch viele Trainer auf den mühseligen Weg machen, in der Hoffnung, beim Goldschürfen etwas abzubekommen. Dass die wenigsten von ihnen wirklich geeignet sind, sagt ihnen nur leider selten jemand.«

Vom Trainer zum Speaker

Viele glauben bis heute noch, dass der Weg vom Trainer zum Speaker ein einfacher ist. Weg von 1.500,– € pro Tag, hin zu 4.000,– € und mehr pro Stunde, war und ist teilweise noch immer der Wunsch. Dass Trainer und Speaker zwei völlig unterschiedliche Berufe sind, die völlig unterschiedliche Fähigkeiten erfordern, wird vielen Neo-Speakern erst klar, wenn sie auf der Bühne zum ersten Mal versagen. Natürlich kann eine Person Trainer UND Speaker sein. Doch sie muss sich beide Kompetenzen aneignen. Ein Training ist immer Wissensvermittlung in der Hoffnung, irgendeine Verhaltensänderung zu erreichen. Bei einer Rede geht es primär um die Performance und um ein paar Impulse, die zum Nachdenken anregen sollen. Wissensvermittlung und der Anspruch auf  Verhaltensänderung ist in einer einstündigen Keynote wohl sehr schwierig – wenn auch nicht unmöglich.

Monika Herbstrith-Lappe (Geschäftsführerin bei Impuls & Wirkung) über die Möglichkeiten von Speeches: »Keynotes bieten die enorme Möglichkeit, eine große Zahl an Menschen in eine gewünschte Richtung zu bewegen und einen gemeinsamen Mindset zu prägen. Speaking ist eine äußerst effektive Möglichkeit, viele Menschen auf einen gemeinsamen Informationsstand zu bringen sowie verbindende Verhaltensweisen und Rituale zu etablieren. Wenn man Veränderungen bewirken möchte, braucht es zuerst die Phase des Wachrüttelns und der Irritation, um das Bestehende zu überdenken. Genau das kann professionelles Infotainment bewirken. In wertschätzenden Humor verpackt erzeugt eine gute Rede Nachdenklichkeit. Sie eröffnet neue Perspektiven, erweitert den Denkhorizont und vergrößert so den Handlungsspielraum. Ich nenne das auch Kick-Ass-Consulting: Mit Denkanstößen die Spurrillen des Vertrauten überwinden und über den Tellerrand blicken. Ich stimme dem Autor und Meditationstrainer Werner Sprenger zu: ›Es gibt Gedanken, die du nicht begreifen kannst, ohne dein Leben zu verändern.‹ Wenn Trainings und Coachings zur Vertiefung und Verinnerlichung der Inhalte folgen, fördert das natürlich die Nachhaltigkeit.«

Keynote-Speaker stehen nicht in Konkurrenz mit Trainern, sondern eher mit Comedians, Clowns, Zauberern oder Sängern. Es geht um Entertainment. Sie stehen auch nicht in Konkurrenz mit guten Speakern. Das Problem sind Redner, die z. B. zu einer internationalen Führungskräftetagung in Wien gebucht werden und dann schlecht performen. Wenn Speaker unzuverlässig sind, die Technik nicht beherrschen, eine langweilige Sprache benutzen und bereits bekannte Inhalte vortragen und dann dafür eine überhöhte Rechnung stellen, trägt das nicht unbedingt zur Verbesserung des Images von Speakern bei. Das Unternehmen wird sie natürlich im Folgejahr nicht mehr buchen, aber möglicherweise auch keinen anderen, guten Speaker. Hingegen schaut es anders aus, wenn ein Redner die anwesenden Führungskräfte begeistert hat. Wenn noch Wochen nach der Veranstaltungen im Unternehmen über diesen einen Speaker gesprochen wird – dann wird auch im nächsten Jahr garantiert wieder ein Speaker gebucht.

Ein Speaker eignet sich für viele verschiedene Anlässe. Wir haben nachgefragt, wann ein Speaker gebucht wird.

Monika Herbstrith-Lappe: »Wenn Veränderungsprozesse, Kulturwandel oder ein gezielter Aufbau von Skills mit einem großen Mitarbeiter-Event als Kick-on beginnen, kann durch eine Rede innerhalb kurzer Zeit ein wunderbarer gemeinsamer Nährboden geschaffen werden, auf dem dann gezielte Workshops und Trainings für einzelne Gruppen besonders effektiv fruchten. In letzter Zeit gestalte ich zunehmend Keynotes für Unternehmen in Umbrüchen mit angstbesetzten, gravierenden Einschnitten. Für einen Kunden mit vielen langjährigen Mitarbeitern, die großteils innerhalb der nächsten Monate ihren Job verlieren, habe ich z. B. ein »Über-Lebens-Set für stürmische Zeiten« mit vielen Tools zum Entkatastrophisieren und Förderung der Resilienz geboten. Da auch die Familienangehörigen von derartigen Veränderungen maßgeblich betroffen sind, hat der Kunde meine Überlegungen gerne aufgegriffen, dass auch diese am Vortrag teilnehmen konnten. Für die in der digitalen Welt geforderten Veränderungsbereitschaft und Innovationskraft gehört auch eine Kultur des Abschiednehmens.«

Gabriel Schandl ist schon jahrelang als erfolgreicher und professioneller Speaker am Markt: »Ich werde am häufigsten für folgende Events gebucht:

  • Bei Kick-offs aller Art, also wenn etwas neu beginnt, eine Ära, ein Unternehmensjahr.
  • Bei Change-Projekten, bei denen für gute Stimmung gesorgt werden soll, damit die Betroffenen die Veränderungen möglichst gut mittragen.
  • Bei reinen Fachkongressen, um etwas Auflockerung, neue Impulse und auch Unterhaltsames reinzubringen.«

Kriterien zur Speaker-Auswahl

Es gibt leider noch keine wirklich guten Bewertungsplattformen wie bei Hotels oder Restaurants. Portale wie www.provenexpert.com versuchen zwar, damit Fuß zu fassen, es gelingt ihnen aber leider derzeit noch nicht so richtig. In den nächsten Jahren wird sich auf diesem Gebiet hoffentlich einiges tun. Aber es gibt ja andere Möglichkeiten, etwas über Speaker zu erfahren.

Monika Herbstrith-Lappe: »Im Vorfeld kann man sich über Kundenstimmen am besten einen Eindruck von Speakern verschaffen. Natürlich sind auch Kostproben wie z. B. Videomitschnitte von Vorträgen aussagekräftig. Am allerwichtigsten erscheint mir, dass die Werte, Haltungen und Einstellungen des Speakers zum Unternehmen passen und vor allem auch die angestrebten Veränderungen unterstützen. Aus einer guten Website sollten diese hervorgehen. Noch glaubwürdiger kann man sich davon durch das Einlesen in Publikationen wie Bücher und Fachartikel einen Eindruck verschaffen. Denn behauptete Werte sind das eine. Implizit vermittelte sind viel mächtiger.«

Gabriel Schandl hat für Speaker-Einkäufer einige Tipps auf Lager, um schwarze Schafe zu enttarnen: »Gute Redner sind immer wieder bei Events erlebbar. Machen Sie sich einfach selbst ein Bild, bevor Sie einen Redner exklusiv für Ihr Unternehmen buchen. Eine weitere Empfehlung ist, sich an professionelle Agenturen zu wenden, diese haben nur die besten Redner im Portfolio und bieten auch die gleichen Preise, die man bei der Direktbuchung der Speaker zahlt. Achten Sie bei der Auswahl von Speakern besonders auf folgende Punkte:

  • Die Erfahrung des Redners: Wie lange ist er/sie bereits am Markt tätig?
  • Die Referenzen bisheriger Kunden mit vollem Namen (keine Namenskürzel)
  • International anerkannte Zertifizierungen (z. B. CSP – Certified Speaking Professional)
  • Vortragsvideos in unterschiedlichen Längen
  • Der Gesamtauftritt (Web, Unterlagen, Buch, …)
  • Eine klare Themen-Positionierung
  • Das persönliche Gespräch
  • Ein ›anständiges‹ Honorar.«

Informieren Sie sich bei ehemaligen Auftraggebern, wie der Speaker angekommen ist und ob er sich professionell verhalten hat. Fragen Sie bei Branchenexperten von einschlägigen Medien, bei der GSA oder bei Agenturen nach. Und ja: Professionalität hat ihren Preis! Ein billiger Preis steht meistens für einen unerfahrenen und neuen Speaker, was nicht automatisch bedeutet, dass er schlecht ist. Der Umkehrschluss gilt aber leider fast noch weniger. Ein Speaker, der stark über dem Durchschnittspreis anbietet, ist noch lange nicht überdurchschnittlich besser, häufig sogar schlechter. Der Preis ist also ein mit Vorsicht zu genießendes Qualitätskriterium, er bietet aber eine grobe Orientierung. Ein vernünftiger Preisrahmen für einen Speaker in Österreich bewegt sich zwischen 2.000,– und 6.000,– €. Alles darunter und darüber ist zu hinterfragen, kann aber natürlich einen guten Grund haben. Mehr zum Thema Honorare: »Der Preis des Sprechens« (TRAiNiNG 1/14) online unter www.magazintraining.com/der-preis-des-sprechens.

Speaker Agenturen

Redner Agenturen gibt es viele am Markt. Nur wenige können wir guten Gewissens empfehlen. Gute Erfahrungen haben wir mit folgenden Agenturen gemacht: Speaker & Stage (http://happyundness.at/speaker), die PotentialAG (www.potentialag.at) oder experts4events (www.experts4events.com). Speakers Excellence (www.speakers-excellence.de) hat ebenfalls sehr gute Speaker im Portfolio und bietet außerdem regelmäßig die Möglichkeit, einige Speaker auf der Bühne zu sehen. So können Interessierte z. B. am 5. Oktober in Graz 8 Speaker live erleben und sich so selbst ein Bild machen.

Die Auswahl von Speakern für ein wichtiges Event oder eine wichtige Konferenz sollte nicht nebenbei erfolgen. Ein guter Speaker, der perfekt zum Rahmen passt, wird jedes Event zu einem unvergesslichen Erlebnis aufwerten.

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