To bot – or not to bot?

Ende Oktober fand die jährliche Personalentwicklungs-Konferenz »PEp – Personalentwicklung pur« statt. TRAiNiNG war dabei.

Die begrüssungsworte »Let’s PEp!« von Projektleiterin Ramona Wolfgang (Business Circle) gehören zu dieser Konferenz genauso wie »Alles Walzer« zum Opernball. Rund 80 Experten aus dem Bereich PE und OE stellten sich wie im Vorjahr im Loisium in Langelois ein, um 2 Tage lang Updates rund um Personalentwicklungsthemen zu erfahren und zu diskutieren. Eines zieht sich ganz klar durch alle Keynotes und Workshops: Es wird immer schwieriger, die Richtigen zu bekommen, daher ist Personalentwicklung gefragter denn je. Und trotz KI und Roboter, den Menschen wird es in der PE weiterhin geben.
Die Eröffnungskeynote hält der ehemalige Neos-Parteichef Matthias Strolz. Sein Thema: »Self-Leadership: Love it, change it or leave it.«
Er plädiert dafür, in einer VUKA-Welt weg vom Management zu kommen und hin zu einem wahren Leadership. Dafür sind 5 Faktoren wichtig: Seine eigene Identität zu kennen, beziehungsfähig zu sein, Resonanzfähigkeit, ambiguitätstolerant und resilient zu sein.
Strolz: »Die Zukunft ist kein Raum, den wir ohnmächtig betreten – sie ist ein Raum, den wir aktiv erschaffen.«
Der Freigeist und Autor Matthias Strolz stellt später in seinem Vortrag 5 Schritte der persönlichen Entfaltung vor: 1. Sich den Status quo bewusst werden. 2. Los lassen, denn nur eine leere Hand kann nach etwas Neuem fassen. 3. Der Stimme des Herzens vertrauen und sich mit seiner wahren Berufung verbinden. 4. Dem Neuen eine Form geben im Sinne von Prototyping. 5. Das Neue verkörpern und loslegen.
Ein toller, inspirierender und anregender Vortrag, in dem der Weg zur persönlichen Weiterentwicklung klar aufgezeigt wird. Ein wahrer Mehrwert für die anwesenden Personalentwickler.

Gleich im Anschluss betritt Rudi Bauer (Geschäftsführer StepStone Österreich) die Bühne. Er referiert in bekannt erfrischender Art über die Chancen und Grenzen beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Personalbeschaffung. »Bevor KI helfen kann, braucht es menschliche Intelligenz«, weiß Rudi Bauer.
Unternehmen müssen sich die Frage stellen »To bot – or not to bot?« und sich alle Konsequenzen bewusst machen.
KI kann dann unterstützen, wenn es z.B. um das Verarbeiten enormer Datenmengen geht. Oder wenn es darum geht, den Bewerbungsprozess zu optimieren – also zu standardisieren, zu beschleunigen und zu objektivieren. Dass sei wichtig, denn gute Kandidaten sind nur wenige Tage am Markt. Wenn der Bewerbungsprozess zu lange dauert, haben Unternehmen keine Chance, die wirklichen Top-Kandidaten zu bekommen.

Theoretisch wäre es heute technisch möglich, einen Bewerbungsprozess von der Ausschreibung bis zur Zusage komplett automatisch ablaufen zu lassen. Mit Robotern, die exakt auswerten, wie der Kandidat ins Unternehmen passt. »Doch«, so Rudi Bauer, »das will niemand. Menschen wollen mit Menschen arbeiten.« Was Kandidaten jedoch schon wollen, ist eine Vereinfachung des Prozesses, wie z. B. One-Click-Bewerbungen, die von 70 % der Kandidaten erwünscht sind, aber nur von 2 % der Unternehmen angeboten wird.
Fazit des Vortrags: KI kann Menschen im Recruiting noch nicht ersetzen, aber sie kann unterstützen.

Auch im nächsten Vortrag von Ambros Scope (AXA) geht es um KI im HR. Der Vortragende ist kritisch und versteht nicht, warum wir von der KI mehr verlangen als von Menschen selbst. Wenn z. B. ein von KI gesteuertes Auto einen Unfall verursacht, gilt das als Katastrophe, obwohl in der selben Anzahl an Fahrstunden ein Mensch mehr Schaden angerichtet hätte. Gleiches gilt für das Recruiting. KI kann und darf hier (noch) Fehler machen, genauso wie der Mensch für Fehlbesetzungen verantwortlich ist.

Die Teilnehmer können im Anschluss zwischen zwei Themenkreisen wählen: zum Einen, um etwas über Employer Branding bei der Helvetia Versicherung zu erfahren, zum Anderen, um etwas über den »Wingfinder« von KICK OFF zu hören.
Michael Dirnhobl (KICK OFF) stellt vor großem Publikum den Wingfinder vor. Ein Online-Persönlichkeitsprofil, welches in seiner Einzigartigkeit das Fremdbild (Reputation) der Person misst, anstelle des Selbstbildes (Identity). Einsetzbar in unterschiedlichsten Themengebieten wie beispielsweise Talent Management, Recruiting, Development Themen, Teamworkshops, Führungskräfteentwicklung u. v. m.

Nach der Mittagspause können die Teilnehmer aus drei Round-Tables-Sessions zwei auswählen. Im ersten Round Table erfahren die Zuhörer, wie Willhaben.at bereits zum 10. Mal in Folge ein »Great Place to Work« geworden ist und was das Unternehmen seinen Mitarbeitern alles bietet. Im zweiten Round Table von Felix Dibelka (Neukurs) erstellen die Teilnehmer selbst ein kurzes Video, um Wissen sichtbar zu machen und zu erfahren, wie einfach Video-Microlearning in der Praxis funktionieren kann. Und im dritten zur Wahl stehenden Round Table geht es um digitales Leadership.
In einer Parallelsession am Nachmittag stellt Niklas Tripolt (VBC) ein modernes, nachhaltiges Konzept vor, wie Unternehmen Verkäufer ausbilden können. Dabei unterscheidet er zwischen erfahrenen Verkäufern und Quereinsteigern. Ein spannender Vortrag, der klar aufzeigt: Ein 2-Tages-Seminar macht keine guten Verkäufer!
Beim gemeinsamen Abendessen und einem daran anschließendem Tischtennisturnier lernen sich die Teilnehmer besser kennen, Visitenkarten werden ausgetauscht.
Der zweite Konferenztag beginnt genauso spannend wie der erste geendet hatte. Die Transferforscherin Ina Weinbauer-Heidel (Institut für Transferwirksamkeit) stellt ihren Zuhörern Methoden und Tools vor, um Seminare sofort wirksamer zu machen, und zwar mit sehr kleinen und günstigen Schritten. Denn laut Forschung ergibt sich bei 85 % der Teilnehmer an Schulungen kein langfristiger Transfererfolg in die Praxis. So lautet z. B. ein konkreter Tipp der Expertin, im Seminar mindestens 1,5 bis 2 Stunden für Transfermaßnahmen einzurechnen und konkrete Handlungen zu planen. Diese Handlungen sind im Optimalfall Mini-Schritte, da die Schulungsteilnehmer sonst mit der Umsetzung überfordert sind – und nichts passiert.
Ein großartiger Vortrag, der später in einer weiteren Session noch für die Teilnehmer vertieft wird.

In der zweiten Keynote des Tages stellt Anastasios Fourniadis (Robert Bosch AG) einen Praxisbericht über die Personalarbeit als Empowerment zur Potenzialentfaltung vor.

Danach können die Teilnehmer wieder aus mehreren Themen wählen:

  • DB Systel auf dem Weg in die Selbstorganisation: Eine Reisebericht mit Fokus Personalentwicklung
  • From movement campaigning to digital movement learning
  • Transfererfolg ist steuerbar!

Nach einer weiteren kurzen Netzwerkpause spricht Yasmin Kurzhals (auxmoney) zu dem Thema »Start up or grown up? We are both!«
Dabei sinniert sie darüber, wie man erfolgreich Talente für ein FinTech begeistert und bindet. Sie stellt zahlreiche Maßnahmen vor, die sie von anderen Unternehmen abheben, und somit für Arbeitnehmer attraktiv macht.
In der Abschluss-Keynote referiert Boris Billing (Züricher Kantonalbank) darüber, ob Zielvereinbarungen und Beurteilungen noch zeitgemäß sind.

Fazit
Die PEp 2019 spannt einen guten Bogen von Recruiting-Themen über Themen der klassischen Personalentwicklung bis hin zu Themen der Mitarbeiterbindung. Dabei wird stark auf die aktuellen Trends wie KI, Agiliät und moderne Lernkonzepte Rücksicht genommen. Die bekannt entspannte Stimmung bei Business-­Circle-Konferenzen sorgt für eine gute Lernumgebung und gelassene Gespräche in den Pausen und am Abend.

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