Corona: Führung und Motivation

Die Corona-Krise erzeugt bei vielen Mitarbeitern Ängste und Kontrollverluste. In diesem Interview lesen Sie Tipps, wie Führungskräfte und HR damit umgehen können.

Wie hat sich die Corona-Krise auf die Motivation der Mitarbeiter ausgewirkt?

Wir haben drei große Auswirkungen gesehen: strukturelle, beziehungsmäßige und persönlich-emotionale. Für die strukturellen Auswirkungen wie z. B. die Settings der Online-Meetings (Regelmäßigkeit, Kamera, Datensicherheit etc.) wurde sehr rasch ein Modus gefunden. Im Internet gab es schnell viele nützliche Tipps, wie man seinen Arbeitsplatz zu Hause am besten einrichtet. Die beziehungsmäßigen Herausforderungen waren für einen Teil gravierend – für manche »nebensächlich«. Das hängt von der Persönlichkeit ab: »Kann ich gut mit mir alleine sein bzw. ist man vielleicht sogar lieber auf Distanz zu den Kollegen, um sich besser auf die Arbeit konzentrieren zu können?« Oder ist man gerne im Austausch, inhaltlich aber auch persönlich beim Kaffee oder beim Mittagessen. Die letztere Gruppe hat sich sehr schwer getan, weil Online-Tools den persönlichen Austausch nur sehr mangelhaft ergänzen. Mit den emotionalen Auswirkungen – Angst vor Ansteckung, Angst, den Job zu verlieren, finanzielle Sorge, Zukunftsängste – mussten die Mitarbeiter alleine zurechtkommen. All das hat natürlich Auswirkungen auf die Motivation der Mitarbeiter.

Was können Führungskräfte in der aktuellen ­Covid-19-Krise konkret tun, um unter ihren Mitarbeitern für eine Steigerung der Motivation zu sorgen?

Führungskräfte sollten auch in der Krise das tun, was zu ihren Führungsaufgaben gehört: Orientierung geben, Ziele nennen, gemeinsam Maßnahmen und Aufgaben gestalten. Und regelmäßige Meetings abhalten, aktiv zuhören, Bedenken ernst nehmen und viele Einzelgespräche führen. Gerade die emotionalen Auswirkungen der Krise sind zum überwiegenden Maße Teil der Eigenverantwortung der Mitarbeiter. Aber die Präsenz der Führungskräfte, ihre Anteilnahme und die Fokussierung auf die Dinge, die aktuell zu tun sind, können große Unterstützung bieten.

Was kann HR dazu beitragen?

Die HR-Abteilung kann einen essenziellen Beitrag liefern, denn Führungskräfte sind zu stärken, um Zuversicht und Optimismus dauerhaft in diesen Zeiten hoch halten zu können. HR kann durch Einzelcoachingprogramme, die allen Führungskräften zugänglich sind, die Möglichkeit bieten, persönlichen Support zu sichern. So kann in diesem Rahmen jede Führungskraft individuell ihre besonderen Situationen besprechen – organisatorischer und emotionaler Art – ohne Gefahr zu laufen, als einzelne Person stigmatisiert zu werden, mit der Herausforderung nicht zurecht zu kommen. Ein professioneller Business-Coachpool, der über HR zugänglich gemacht wird und wo die Clearingstelle beim externen Anbieter und nicht in der HR-Abteilung liegt, erhöht die Motivation der Führungskräfte, Unterstützung in Anspruch zu nehmen, weil sie ihre jeweiligen Themen nicht offen legen müssen.

»Gerade in Krisensituationen ist die Theorie der intrinsischen Motivation alleine zu wenig«. Was sagen Sie zu dieser Aussage?

Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeiter habe speziell in Krisenzeiten intensiv zusammenzuwirken. Sie alle sind dafür verantwortlich, ihren Teil zur »gemeinsamen Motivation« beizutragen. Das Unternehmen, das Mittel und aktuelle Rahmenbedingungen ausgestaltet, die es den Mitarbeitern erleichtern, die notwendigen Aufgaben zu erfüllen. Führungskräfte, die auf Ziele fokussieren, »Energie zum Zug auf das Tor einbringen« und gleichzeitig ein Ohr für persönliche Anliegen haben. Und Mitarbeiter, die sich jeden Tag aufs Neue auf die vorgegebene Struktur einlassen und ihren Beitrag leisten, wofür es idealerweise verstärkt persönliche Wertschätzung gibt. Dass in Krisenzeiten alle über das Arbeitsleben hinaus ihr privates Leben zu meistern haben, ist oftmals eine große zusätzliche Herausforderung. Dafür sollte man sich unbedingt private Unterstützung von Menschen und Organisationen holen, die darauf spezialisiert sind.

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Aumaier

Veronika Aumaier
ist Geschäftsführer der Aumaier & Partner Coaching GmbH.
www.aumaier-coaching.com

Dieser Text nutzt für die sprachliche Gleichbehandlung aller Menschen geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen auf Basis des generischen Neutrums (siehe www.generisches-neutrum.com).