Die Chancen dieser volatilen Zeit

Die derzeitige Ungewissheit bietet eine Dynamik und Veränderungsqualität, die viele Möglichkeiten mit sich bringen kann.  Gastautor Martin Mayer gibt einen Überblick.

Die Wirtschaft ist seit März in festen Händen der Pandemie und kämpft mit den Auswirkungen. Die Branchen wurden sehr unterschiedlich davon getroffen. Solche elementaren Ereignisse führen in Organisationen teilweise zu Blockaden oder zu starken Umstrukturierungen – in jedem Fall zu starken Veränderungen. Jetzt ist die Zeit, in der viele Firmen ihre Geschäftsausrichtung neu ausrichten werden und teilweise Geschäftsmodelle verändern. Aber wie können Mitarbeiter damit umgehen und aus diesen Veränderungen womöglich sogar profitieren?

In dieser Phase des Umbruchs/der Veränderung ist es sinnvoll, auch die eigenen beruflichen Ziele zu reflektieren. Insbesondere jetzt kann man sich selbst die Frage stellen, ob man mit seinen Fähigkeiten auch im richtigen Job beschäftigt ist bzw. in der richtigen Organisation, die gewisse Zukunftsaussichten bieten kann. Nutzen Sie den Zeitpunkt, um perspektivische Fragen zu stellen: „Was will ich eigentlich in den nächsten 3–5 Jahren machen?“, „Wo sind meine Kompetenzen? Worin bin ich gut, worin bin ich nicht so gut?“ Diese kritische Selbstreflektion sollte man danach in eine Gegenüberstellung mit der aktuellen Situation in seinem Unternehmen bringen. Gibt es hier kaum noch Übereinstimmung, ist es umso wichtiger, sich aktiv in die Veränderungssuche zu begeben. Wenn man jedoch das Gefühl hat, dass seine eigenen Skills gerade in einer Zeit des Umbruchs neu oder verändert sinnvoll eingesetzt werden können, dann sollte man diese im Unternehmen aufzeigen und sich intern in neuen Rollen bzw. Aufgaben wiederfinden. Aus Erfahrung weiß ich, dass man die neuen Herausforderungen nicht zwingend in einem anderen Umfeld, d. h. mit einer voran-gegangenen Kündigung, finden muss. Denn genau diese Zeit, die uns derzeit bevorsteht, hat eine Dynamik und Veränderungsqualität, die meiner Meinung nach viele Chancen mit sich bringen wird.

6 Schritte am Weg zur Veränderung

  1. Eigene Position reflektieren

Reflektieren Sie und stellen Sie sich selbst die Frage, was Sie können und was sie wollen. Dann können Sie diese Erkenntnisse in den Abgleich mit Ihrer aktuellen Organisation bringen, um festzustellen, ob und wo Sie sich verändern können.

  1. Das Risiko abwägen

Wichtig ist, vorab das eigene Risiko für solchen Schritt abzuwägen. Seien Sie dabei ehrlich zu sich selbst, um Ihre ökonomische Situation zu beurteilen. Es wird immer Phasen im Leben geben, wo man sicherheitsorientierter denken muss. Aber auch Abschnitte, in denen man durchaus das Risiko suchen kann.

  1. Ein aktuelles Bild über die Organisation machen

Man sollte sich mit der Organisation auseinandersetzen und sich für die Geschehnisse und Veränderungen im Unternehmen interessieren, um Veränderungen frühzeitig aufzugreifen.

  1. Den richtigen Adressaten finden

Das kann entweder die unmittelbare Führungskraft sein, oder die Personen, die diese Veränderung gerade treiben. Uns ist bewusst, dass manche Führungskräfte leider die Veränderungsmotivation der eigenen MitarbeiterInnen blockieren können. Man kann sich auch an die Personalabteilung in der Organisation wenden.

  1. Auf sich Aufmerksam machen und Interesse zeigen.

Da viele Prozesse hinter verschlossenen Türen stattfinden, ist es ratsam, in den direkten Dialog mit dem/-r Vorgesetzten zu treten und Interesse am Veränderungsprozess zu zeigen. Der falsche Zugang ist definitiv den Kopf in den Sand zu stecken und möglichst still zu verharren. Ich empfehle allen, sich für die Zukunftsveränderungen in ihren Organisationen aktiv zu interessieren, oder diese gar herauszufordern. Es ist wichtig, aus dieser resignativen Starre, in die sich manche aufgrund der Lockdown-Seiten begeben haben, wieder rauszukommen.

  1. Den richtigen Zeitpunkt wählen

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um den eigenen Veränderungswillen zu äußern? Definitiv jetzt im vierten Quartal, die Zeit der Dynamik und Veränderungsqualität.

 

Insolvenzgerüchte verunsichern MitarbeiterInnen und führen oft zu Angst vor Veränderung

In dieser volatilen Zeit gibt es durchaus auch Mitarbeitende, die besorgt sind, dass ihre Organisation, aufgrund der wirtschaftlich-unsicheren Situation insolvent wird. Meine Empfehlung für den Umgang mit Gerüchten ist ganz klar: Glauben Sie nicht alles blind, sondern versuchen Sie, diese Gerüchte zu veri- oder falsifizieren. Sprechen Sie direkt Ihren Vorgesetzen darauf an! Ich glaube, dass Mitarbeiter, die gerade in unsicheren Zeiten dem Unternehmen Kommittent zeigen und gemeinsam eine Krise bewältigen, einen Vorteil für ihren weiteren beruflichen Weg haben. Wenn man frühzeitig die Flucht ergreift, sehen wir darin kein Zeichen eines hohen Durchhaltevermögens. Denn auch Krisenbewältigungserfahrung ist eine sehr wertvolle Erfahrung für spätere Herausforderungen, auf die man vielleicht in andern Jobs treffen wird. Daher mein Apell: „Ärmel hochkrempeln und schauen, dass man es gemeinsam schafft. Wenn es vorbei ist, ist‘s vorbei.“

In Zeiten der Krisenbewältigung wird sich zeigen was wichtig ist.

Gerade jetzt zeigt sich auch, worauf es wirklich ankommt. Die Diskussion der letzten Jahre ist aus meiner Sicht schon stark in eine Schönwetterdiskussion gegangen. Beispielsweise wurden Firmen dann „gehyped“, wenn sie ihren MitarbeiterInnen möglichst viele Goodies und Motivationspackages anbieten konnten. Ich war dieser Entwicklung gegenüber immer etwas skeptisch und glaube, dass sich gerade in der Zeit der Krisenbewältigung zeigen wird, was wichtiger ist. Bildlich gesprochen, wenn die See wieder stürmischer wird, geht es nicht um das neue Goodie-Bag, sondern ob man in der stürmischen See zusammenhält, gemeinsam einen Niederschlag einsteckt und mit der Kraft eines solidarischen Teams das Schiff am Laufen hält. Ich bin der Meinung, dass ein paar Werte in der Diskussion verloren gegangen sind, die sehr wichtig für eine erfolgreiche Unternehmensführung sind.

Nach Regenwetter kommt oft Sonnenschein

Corona_Chance

 

Nach jeder unsicheren Zeit kommt wieder die Zeit, in der es bergauf geht und die Wirtschaft wird sich auch nach dieser volatilen Zeit wieder erholen. Sobald die Weltwirtschaft wieder in Gang kommt, wird diese unsicher Phase auch schnell wieder aufhören und mit gewissen Nachholeffekten werden auch wieder neue Jobs ausgeschrieben werden. Blicken wir positiv Richtung Sommer/Herbst 2021, denn ich persönlich gehe davon aus, dass wir es da bereits erleben werden.

 

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Martin-Mayer_Iventa

Martin Mayer

ist Managing Partner Iventa

www.iventa.eu

 

Über Iventa

Iventa wurde 1991 als Full-Service-Mediaagentur für Personalanzeigen von Christiana Mayer gegründet. Heute ist Media & Tec (Personalwerbung) neben der Personalberatung, Personal- und Organisationsentwicklung, Employer Branding und dem IT-Recruiting einer von fünf Unternehmensbereichen. Dabei unterstützt Iventa erfolgreiches Personalmanagement und findet die passenden Kandidatinnen und Kandidaten für Führungs- bis hin zu SpezialistInnenpositionen. Das Unternehmen wird heute von Martin Mayer geführt und beschäftigt 100 MitarbeiterInnen. Iventa verfügt neben dem Hauptsitz in Wien über Standorte in Graz, Innsbruck, Linz, Salzburg, Frankfurt und Bukarest.