KI-Anwendung im Bildungscontrolling

Künstliche Intelligenz bietet beim beruflichen Lernen einige Anwendungsmöglichkeiten. Auch beim Bildungscontrolling ergeben sich Chancen.

In den letzten Monaten wird die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich des Corporate Learning sehr stark diskutiert und mittlerweile auch schon von einigen Unternehmen durchaus erfolgreich angewendet. Viele Start-ups entwickeln daraus Geschäftsideen und bieten Lernplattformen an, über die Mitarbeiter KI-gestützt individualisierter und adaptiver lernen können. Aus unserer Sicht bietet KI dazu viele neue Möglichkeiten und Chancen. Gleichzeitig ergeben sich jetzt vielversprechende Anwendungen von KI für das Bildungs­controlling – der systematischen Erfassung, Analyse und Steuerung von Bildungsprozessen.

Chancen der KI im Bildungscontrolling

KI-gestützte Datenanalyse
Eine der zentralen Aufgaben im Bildungscontrolling ist die Analyse von Bildungsdaten, um Einblicke in die Effektivität von Lehrplänen, Lehrmethoden und Lernmaterialien zu gewinnen. KI-Technologien können große Datenmengen in Echtzeit verarbeiten und Muster identifizieren. Durch die Sammlung von Daten zu Lernverhalten, Lernfortschritt und Prüfungsergebnisse können so auch unternehmensweite Analysen gemacht werden, die zeigen, ob und wie strategische Entscheidungen der Personalentwicklung wirken. Die Personalabteilung verstärkt damit auch ihr internes Funktionscontrolling, um ihre eigenen Prozesse verbessern zu können.

Personalisierte Lernpfade
KI kann dazu verwendet werden, personalisierte Lernpfade für einzelne Lernende zu erstellen. Indem sie das Lernverhalten und die Stärken und Schwächen der Lernenden analysiert, kann die KI maßgeschneiderte Lernpfade, Inhalte, Lernmaterialien und Aktivitäten empfehlen. Dies trägt dazu bei, den Lernprozess effizienter und effektiver zu gestalten. In diesem Sinne wirkt Bildungscontrolling nicht nur rückwärtsgewandt im Sinne von evaluierend, sondern hilft auch, das zukünftige Lernökosystem zu verbessern.

Frühzeitige Intervention bei Lernproblemen
Durch das Monitoring von Lernverhalten und Lernfortschrittsdaten kann KI frühzeitig Schwierigkeiten bei einzelnen Lernenden erkennen. Personalentwickler können dann gezielt individuelle Unterstützung anbieten und das Risiko eines Abbruchs der Weiterbildung verringern. Als nützlich hat sich dabei erwiesen, dass in Phasen, in denen gehäuft Lernprobleme auftreten, nicht nur Inhalte angepasst werden, sondern auch das Setup des Lernpfads entsprechend geändert wird. Beispielsweise wird das selbstständige Lernen über Plattformen kombiniert mit unternehmensinternen Peer- bzw. Lerngruppen, die sich regelmäßig austauschen.

Effizientere Ressourcennutzung
KI kann der Personalentwicklung dabei helfen, Ressourcen effizienter einzusetzen. Durch die Analyse von Daten kann HR bessere Vorhersagen treffen, welche Weiterbildungsangebote stärker angenommen werden. Damit lässt sich auch die Erstellung eines zielgerichteten, unternehmensweiten Weiterbildungsbudgetplans erleichtern.

Herausforderungen der KI im Bildungscontrolling

Die Herausforderungen, vor denen die KI in dem Bereich gerade steht, reichen von ethischen Bedenken bis hin zur Datenqualität und der Gefahr mangelnder menschlicher Interaktion.

Datenschutz und Ethik
Die Nutzung von KI im Bildungscontrolling erfordert den Zugriff auf eine Vielzahl von Lern- und Verhaltensdaten. Der Schutz der Privatsphäre und die ethische Verarbeitung dieser Daten sind von entscheidender Bedeutung. Es müssen klare Richtlinien und Maßnahmen zur Anonymisierung und sicheren Speicherung der Daten implementiert werden, um Missbrauch zu verhindern.

Qualität der Daten
Die Qualität der Daten, die zur KI-Analyse verwendet werden, beeinflusst direkt die Genauigkeit der Ergebnisse. Unvollständige, unzureichende oder fehlerhafte Daten können zu falschen Schlussfolgerungen führen. Daher ist es wichtig, sicherzustellen, dass die erfassten Daten relevant, aktuell und aussagekräftig sind. Das Zusammenführen von Daten aus unterschiedlichen Quellen und Systemen kann diese Herausforderung nochmals verstärken. Viele Unternehmen kennen diese Problematik bereits zur Genüge, wenn sie sich mit der Automatisierung von Prozessen oder dem Weiterentwickeln ihres Reportings beschäftigen. Unserer Erfahrung nach ist das zumeist die Hausaufgabe, die die Unternehmen am stärksten fordert.

Verlust menschlicher Interaktion
Während KI-Systeme zweifellos viele Vorteile bieten, besteht die Gefahr, dass der persönliche/soziale Aspekt der Bildung in den Hintergrund tritt. Die Interaktion zwischen Trainer und Lernenden sowie der Austausch zwischen den Lernenden ist damit nicht mehr in dem Ausmaß gegeben. Hier wird sich zeigen, welche Bildungsthemen sich besser eignen für KI und welche weiterhin auf andere Arten angeboten und durchgeführt werden.

Fazit
Die Anwendungen von KI zeigen jetzt schon, wie stark damit auch das Corporate Learning verändert werden wird. Von personalisierten Lernpfaden bis hin zur frühzeitigen Erkennung von Lernproblemen bieten KI-Technologien enorme Chancen, die Bildungsqualität zu verbessern. Damit ergeben sich auch neue Möglichkeiten für ein wirkungsvolles Bildungscontrolling, dessen Ziele eine strategische Per-
­sonal­entwicklung unterstützen: Möglichkeiten zur Verbesserung von Bildungsprozessen, bessere Kosten-Nutzen-Analyse und mehr Transparenz hinsichtlich Ressourcen. Dennoch dürfen die damit verbundenen Herausforderungen nicht übersehen werden, insbesondere in Bezug auf Datenqualität und Datenschutz.

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Gastautor
Clemens Nachbauer
ist Geschäftsleiter am Controller Institut und Director Consulting Competence Development & Change bei EY Österreich.
www.controllerinstitut.at