Wie agil sind Sie wirklich?

Wie agil Unternehmen heute schon sind, und wie das messbar ist, erfuhr das Magazin TRAiNiNG im Interview mit Christoph Stieg.

Kaum ein Unternehmen, das heute nicht agil sein möchte. Immerhin verspricht diese Eigenschaft Überlebensfähigkeit. Wer sich unter turbulenten Marktbedingungen behaupten und den schnelllebigen Kundenwünschen gerecht werden will, muss lernen, sich anzupassen.

Herr Stieg, agil zu sein ist modern. Aber wie agil sind Unternehmen heute wirklich?

Aus meiner Sicht wenig agil. Noch immer bestehen viele starre Hierarchien und lange Entscheidungswege. Die Fehlerkultur ist überwiegend mangelhaft. Wenn jemand Fehler macht, wird ihm dies meist negativ ausgelegt, obwohl jeder weiß, dass Entwicklung und Innovation ohne eine angemessene Risikobereitschaft kaum möglich sind. Auch der Wandel von »Wir wissen, was unsere Kunden brauchen« hin zu »Wir hören unseren Kunden zu und richten uns nach ihren Bedürfnissen« ist noch deutlich ausbaubar. Allerdings gibt es Ausnahmen. In einigen dynamischen, stark geforderten Branchen wie der IT gehören ein agiles Mindset und eine agile Produktentwicklung bereits zum Standard.

Ist agiles Arbeiten überhaupt in sämtlichen Bereichen notwendig und sinnvoll?

Bis zu einem gewissen Grad muss sich jede Branche damit auseinandersetzen. Auch in weniger technologisch ausgerichteten Organisationen ändern sich ständig die Kommunikationswege zum Kunden, neue Abrechnungssysteme und neue Collaborationtools werden eingeführt, Prozesse werden automatisiert und digitalisiert.

Anpassungsfähigkeit ist auch eine Frage der individuellen Haltung. Wie erzeugen Organisationen diese?

Sie haben völlig Recht. Im Zentrum steht immer der Mensch. Es geht darum, Personen zu finden, mit denen Sie agile Strukturen und Prozesse etablieren können. Also den Entwicklungsbedarf der Führungskräfte und Mitarbeitenden zu erkennen und Bewerbende auszuwählen, die agile Kompetenzen mitbringen.

Dazu haben Sie ein neues Tool entwickelt, das agile Kompetenzen messbar macht.

Wir haben die Kompetenzen herausgefiltert, die agiles Führen oder agiles Arbeiten ermöglichen. Dazu zählen Aspekte von Mut, Teamdenken, Flexibilität, Zielbewusstsein, Kooperationsfähigkeit oder auch Managementfähigkeiten. Beispielsweise erfassen wir, wie visionär eine Führungskraft ist, wie sie Teams zusammenstellt und Verantwortung übertragen kann. Insgesamt sind es rund zwei Dutzend Agilitäts-Kompetenzen, die wir in unserem scan-Verfahren für Führungskräfte und Mitarbeitende auswerten.

Wie funktioniert das und wie hoch sind die Kosten?

Die Tests werden online, ohne Zeitdruck von zu Hause oder im Büro durchgeführt. Der Aufwand hängt von der Tiefe des Verfahrens ab. Kürzere Kompetenzanalysen mit 30 Minuten Bearbeitungszeit kosten 125,– €. Wenn wir zusätzlich die impliziten Treiber und Motivatoren erfassen, um Entwicklungsfelder zu identifizieren, dauert der Test 90 Minuten und kostet € 250,–. Die ausführliche Persönlichkeitseinschätzung geht deutlich mehr in die Tiefe und ermöglicht auch Aussagen zur langfristigen Entwicklung. Unsere scan-lizensierten Psychologen arbeiten ein detailliertes Gutachten aus, das unter anderem die ungenutzten Potenziale offenlegt.

Warum ist so eine Standortbestimmung sinnvoll und was geschieht nach der »Diagnose«?

Nicht jeder Mensch ist gleich. Deshalb sollte die persönliche Weiterentwicklung einen größtmöglichen Individualisierungsgrad aufweisen. Wenn die individuellen Stärken, Potenziale und Entwicklungsfelder offenliegen, können wir eine Persönlichkeit gezielt trainieren oder ihr via Remote-Training, Präsenz-Training, E-Training oder Blended-Learning spezifische und individuelle Entwicklungsmaßnahmen aufzeigen.

Danke für das Gespräch.

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Stieg_Christoph_Juli2017

Christoph Stieg
ist geschäftsführender Gesellschafter von perfact training, Member of PAWLIK
Group.
www.perfacttraining.com