Zertifizierte Qualität

Um sich als Trainer zertifizieren zu lassen, gibt es mehrere Möglichkeiten. In diesem Artikel beschreiben wir die Fachtrainer-Zertifizierung nach ISO 17024 – welche Vorteile sie Trainern und Unternehmen bietet und wie der Prüfungsprozess konkret abläuft.

Die ISO 17024 ist eine Personenzertifizierung, die auf Basis von verschiedenen Kompetenzen sowohl theoretische als auch praktische Kenntnisse bescheinigt. Im Unterschied dazu ist z. B. die ISO 29990 ein Qualitätsstandard für Einrichtungen der Aus- und Weiterbildung, also für Seminarinstitute und nicht für Personen.
Die ISO 17024 ist national und international anerkannt. Wenn eine Person nach ISO 17024 zertifiziert ist, heißt das nicht automatisch, dass sie ein Trainer ist. Zertifizieren lassen können sich Personen in vielen Disziplinen, z. B. zum zertifizierten Qualitätsbeauftragten, Coach, Datenschutzbeauftragten, TQM-Manager oder eben auch zum Fachtrainer. Fachwissen ist in diesem Zusammenhang »Wissen über Sachverhalte«. In diesem Artikel gehen wir ausschließlich auf die Zertifizierung nach ISO 17024 zum Fachtrainer ein.
TRAiNiNG sprach mit zwei Trainerausbildnern, um mehr über die Zertifizierung zu erfahren.

Für wen ist die ISO-17024-Zertifizierung geeignet?

Günther Mathé (Geschäftsführer careercenter): »Die ISO 17024 ist primär für Personen, die für die Schulung von Erwachsenen und Jugendlichen ab 15 Jahren durch Vermittlung von Fachwissen eingesetzt werden. Das sind häufig Personen, die Produktschulungen für Kunden durchführen oder interne Schulungen für Mitarbeiter halten. Der noch größere Anteil der Zielgruppe dieses Zertifizierungsprogrammes sind Trainer und Vortragende in der Erwachsenenbildung, die in einer Vortragstätigkeit im AMS-Kontext sind. Der Fachtrainer unterscheidet sich dabei ganz klar vom Verhaltenstrainer bzw. Persönlichkeitstrainer.«

Sabine Prohaska (Geschäftsführerin seminar consult prohaska): »Viele Unternehmen haben in den letzten Jahren ihre internen Trainer nach ISO 17024 zertifizieren lassen. Auch in diesem Jahr hält dieser Trend an. Das ist ein eindeutiges Signal in Richtung Trainerqualität und zeigt, dass diese Zertifizierung in der Wirtschaft ein anerkanntes Gütezeichen für Trainer darstellt.  Die Eintrittsbarrieren in den Trainerberuf sind sehr niedrig. Jeder kann sich Trainer (aber auch Berater oder Coach) nennen. Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass jemand, der sich Trainer nennt, dazu in der Lage ist, Trainingsinhalte so aufzubereiten, dass die Teilnehmer diese ›verdauen‹ können und gegebenenfalls ihr Verhalten ändern. Entsprechend schwierig ist daher für Kunden die Auswahl eines geeigneten Trainers.«
Jeder darf, unabhängig von seiner Kompetenz, Trainerausbildungen anbieten und durchführen. Und jeder darf nach Abschluss dieser Ausbildung (unabhängig von den Inhalten und der Dauer) ein Diplom verleihen. Dadurch kommt es zu ungeheurem Wildwuchs an »Scheinen«. Die Anforderungen an ein international anerkanntes Zertifikat, wie der ISO 17024, ein wba-Zertifikat, das WIFI-Trainerzertifikat oder das TÜV-AUSTRIA-Zertifikat orientieren sich im Unterschied dazu an standardisierten, nachvollziehbaren und öffentlich zugängigen Standards.

Günther Mathé: »Ein ISO-zertifizierter Trainer besitzt mit dem Zertifikat einen Grundbefähigungsnachweis über die Basiskenntnisse des Trainerdaseins. Der Trainingsberuf ist ein freies Gewerbe und bedarf keinerlei Nachweises an Berufserfahrung oder Ausbildung. Mit der ISO-Zertifizierung hat man einen Weg gefunden, zumindest in den großen Weiterbildungseinrichtungen einen Qualitätsstandard der Trainer einzuführen. Ein weiterer Vorteil ist, dass ISO-zertifizierte Trainer in der Datenbank von SystemCERT angeführt sind und man sofort bei jedem Trainer online checken kann, ob diese Befähigung tatsächlich vorliegt, was für den Auftraggeber mehr Transparenz schafft. Das ist bei Trainerausbildungen ohne ISO-Zertifizierung nicht der Fall.«

Sabine Prohaska: »Trainer mit einer Zertifizierung nach ISO 17024 haben damit einen klaren Wettbewerbsvorteil. Zertifizierungen wie die ISO-Zertifizierung setzen nämlich einiges voraus: Der Trainer hat sich mit den Prozessen, die relevant sind, um beim Erbringen seiner Leistung Qualität zu produzieren, auseinander gesetzt und diese definiert. Deshalb ist eine solche Zertifizierung ein Indiz für Unternehmen, dass ihnen ein Trainer die gewünschte Qualität liefert und somit den erhofften Nutzen bietet.«

Welche Kriterien muss jemand erfüllen, um an das Zertifikat zu kommen?

Sabine Prohaska: »Als Teil der Steuerungsgruppe war ich an der Weiterentwicklung des Zertifizierungsprogramms beteiligt. Es wurde darauf geachtet, dass die Kriterien an die modernen Qualitätskriterien im Training angepasst sind. Drei Bereiche sind bei der Prüfung relevant:

  • Beim schriftlichen Seminardesign gilt es, die angemessene Bearbeitung des Seminarinhaltes unter Berücksichtigung didaktischer Prinzipien, abwechslungsreicher Methoden und Transferplanung zu zeigen. Hierfür wurden die Kriterien im letzten Jahr präzisiert.
  • In der Live-Sequenz müssen die Trainer ihre Präsentationskompetenz, Selbstsicherheit, Umgang mit den Teilnehmenden, Struktur und Klarheit von Anweisungen etc. unter Beweis stellen.
  • Der 3. Bereich ist die Wissensabfrage mittels Multiple-Choice-Test. Auch diese Vorgaben wurden in der Steuerungsgruppe letztes Jahr überarbeitet. Der Multiple-Choice-Test umfasst nun 5 Bereiche: Grundlagen der Kommunikation, Moderation und Präsentation, Gruppendynamik, Methodik/Didaktik und Selbstreflexion.«

Welche Voraussetzungen gibt es, um für die Prüfung zugelassen zu werden?

Günther Mathé: »Um für die Prüfung nach ISO 17024 zugelassen zu werden, gibt es einige Anforderungen:

  • Eine der folgenden Ausbildungen: eine abgeschlossene Berufs- oder gleichwertig anerkannte Ausbildung, Matura oder höherwertige Ausbildungen, eine einer Lehrabschlussprüfung gleichwertige Berufserfahrung im Umfang von 4 Jahren auf Basis einer Beschäftigung von mindestens 20 Wochenstunden und berufliche Praxis im Ausmaß von mindestens 2 Jahren auf Basis einer Beschäftigung von mindestens 20 Wochenstunden.
  • Absolvierung eines Lehrganges für Fachtrainer oder Nachweis einer gleichwertigen Qualifizierung im Ausmaß von mindestens 80 Unterrichtseinheiten (d. h. es können auch bereits absolvierte Trainerausbildungen angerechnet werden, wenn sie nicht länger als 7 Jahre zurück liegen).
  • Die Erstellung einer schriftlichen Praxisarbeit.
  • Der Nachweis von mindestens 8 Co-Trainings-Tagen.«

Damit sich nicht jeder Trainer als ISO-Prüfer anmelden kann, wurde letztes Jahr diese Befähigung allen ISO-Prüfern aberkannt und sie mussten sich einem Fachgespräch unterziehen, bei dem kontrolliert wurde, ob die Fähigkeiten tatsächlich vorliegen. Das erhöht die Qualität der Zertifizierer.

Wie läuft konkret die Prüfung ab?

Günther Mathé: »Die Prüfung ist gegliedert in einen schriftlichen Teil und einen Praxisteil. Beim schriftlichen Teil werden Multiple-­Choice-Fragen zu den Lehrgangsinhalten gestellt. Im Praxisteil wird die Praxisarbeit (Seminarkonzept) präsentiert, Verständnisfragen dazu gestellt und ein methodisches Praxisbeispiel dargestellt. Die Praxisarbeit muss mindestens sieben Seiten umfassen und soll alle wichtigen Aspekte eines guten Seminarkonzeptes beinhalten. Und natürlich gibt es sowohl bei der Erstausstellung als auch bei der Verlängerung eine Prüfungsgebühr, die zu begleichen ist.« Die Zertifizierungsgebühr beträgt rund 150,– € (exkl. USt.) und wird direkt mit ­SystemCert verrechnet.

Wie lange ist das Zertifikat gültig?

Sabine Prohaska: »Im Sinne der Qualitätssicherung müssen Kompetenzzertifikate zeitlich befristet ausgestellt werden. Nach drei Jahren erfolgt die Rezertifizierung. Zur Verlängerung innerhalb der Gültigkeitsdauer muss eine Fortbildung im Trainingsbereich von zumindest 16 UE und die berufliche Praxis als Fachtrainer in einem Ausmaß von 120 Unterrichtseinheiten (z. B.: 15 Seminartage) nachgewiesen werden. Damit zeigen ISO-zertifizierte Trainer ein wichtiges Qualitätskriterium, nämlich kontinuierliche eigene Weiterbildung und regelmäßige praktische Trainingserfahrung.«

Wie werden Trainer in Ihren Ausbildungen auf die Prüfung vorbereitet?

Günther Mathé: »Aus Sicht der Praxis und des Berufsbildes sollten die ausgebildeten Fachtrainer in der Lage sein, die folgenden Punkte zu beherrschen:

  • Aufbereitung von Fachwissen für Unterricht und Präsentationen,
    Planung einer Schulungsmaßnahme,
  • Durchführung einer Schulungsmaßnahme oder Präsentation,
  • Verständliche Vermittlung des Fachwissens an eine Lerngruppe,
  • Reflexionsfähigkeit.

Sollten diese Punkte nicht erfüllt werden, gibt es auch kein Zertifikat. Die Teilnehmer unserer Trainerausbildung bekommen nach jedem Modul Blended-Learning-Fragen, die zur Vorbereitung für den Multiple-Choice-Test dienen. In einem eigenen Modul geht es nur um die Erstellung von Seminarunterlagen, Konzepten, Präsentationen, damit man hier unterschiedliche Zugänge kennen lernt. Die Teilnehmer müssen während der Ausbildung eine Stunde vorbereiten und leiten (begleitet von der Lehrgangsleitung), was ausführlich reflektiert und analysiert wird. Wichtig ist den Teilnehmern zu erklären, dass es eine Grundausbildung ist, und man sich in weiterer Folge in anderen Lehrgängen und Ausbildungen spezialisieren bzw. das Wissen vertiefen muss.«

Sabine Prohaska: »Eine professionelle Trainerausbildung fokussiert automatisch auf alle prüfungsrelevanten Themen. Somit sind die Trainer nach Absolvierung der einzelnen Module schon sehr gut vorbereitet. Wir bieten unseren Teilnehmenden auch regelmäßig freiwillige Wissenschecks in unserem Online-Trainerkompetenz-Center. So erhalten sie eine Rückmeldung über ihren Wissensstand. Praxisübungen mit Feedbacksequenzen gehören natürlich auch zur Standardausbildung. Damit erhalten auch jene Teilnehmer, die noch keine Trainingserfahrung haben, ausreichend Übungsmöglichkeiten, um die Live-Sequenz bei der Prüfung erfolgreich zu halten.«

Fazit
Eine Zertifizierung zum Fachtrainer nach ISO 17024 stellt für einen Trainer eine Bereicherung dar. Sie bescheinigt ein Mindestmaß an Ausbildung und Erfahrung, und der Trainer kann so seine Kompetenz objektiv darstellen. Aber eines sollte nicht vergessen werden: Auch wenn der Trainer zertifiziert ist, ist das kein Garant dafür, dass er auch zu Ihnen bzw. zu Ihrem Unternehmen passt.

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