Der Weg der Erkenntnis

Wolfgang Wieser hat kürzlich sein neues Buch »Bewusst leben« publiziert. Wie es zu diesem
Buch kam und warum es für Führungskräfte wichtig ist, lesen Sie in diesem Artikel.

Man sagt, die stille Jahreszeit sei die Zeit der inneren Einkehr, des ruhiger Werdens und Reflektierens – bestenfalls. Leider sieht es heutzutage nicht mehr danach aus, als würden sich viele Menschen noch die Zeit nehmen, um über sich und ihr Wirken in der Welt nachzusinnen. Die schnelllebige Gesellschaft macht es uns oft nicht leicht, in Balance zu bleiben und so brauchen wir dann immer wieder etwas, das uns daran erinnert, achtsam mit uns, unseren Mitmenschen und unserer Zeit umzugehen.

Neue Sichtweise
Ich habe den Autoren und Trainer Wolfgang Wieser während einer Betriebs-Exkursion durch seine Abteilung kennengelernt. Mir fiel sofort auf, mit wie viel Wertschätzung er mit den – größtenteils sehr heterogenen – Mitarbeitern seines Teams umging. Ich war erstaunt, mit wie viel Leichtigkeit er sich auf jeden Einzelnen einließ und gleichzeitig eine kurzweilige und informative Führung für seine Gäste abhielt.
In meinem Beruf als psychologische Beraterin habe ich in Firmen bereits viele unterschiedliche Herangehensweisen erlebt, doch dieser spezielle, achtsame Führungsstil war mir neu. Wolfgang Wieser ist für mich der Inbegriff der Gelassenheit mit gleichzeitigem Fokus auf alles was im Moment wichtig ist. Was keine Priorität hat, erhält auch keine Aufmerksamkeit. Somit wird keine Energie für unnötige Arbeit oder Diskussionen verschwendet. Einfach und genial zugleich, dachte ich mir. Doch das sollte nicht alles sein.

Begegnung mit dem Bewussten
Jenes angenehme und äußerst effiziente Arbeitsklima – man konnte direkt spüren, wie die Mitarbeiter versuchten, »ihren« Betrieb voranzubringen – ließ mich nicht mehr los.
Ich rief Wolfgang Wieser erneut an, um einen Gesprächstermin zu vereinbaren. Kurz darauf saßen wir in seinem Büro zusammen und ich fragte ihn nach seinem Geheimnis.
Er schaute mich eindringlich an und sagte: »Es braucht nur eines: Bewusstsein«, dann lächelte er warm und herzlich. Als angehende Psychotherapeutin interessierte mich am meisten der psychologische Aspekt des Themas »Bewusstsein«.
Wir sprachen lange und ausführlich über die Hindernisse und Widerstände, mit denen sich Führungskräfte tagtäglich konfrontiert sehen. Über Selbstfindung und neue Möglichkeiten der Mitarbeitermotivation. Wir spannten einen weiten Bogen bis hin zu den Fragen der Sinnhaftigkeit von Selbsthilfebüchern und die langfristige Wirkung von Trainings und Seminaren.
Am Ende unserer Unterhaltung hielt ich eine mehrseitige Brainstorming-Mitschrift sowie die Rohfassung des Buches »Bewusst leben – dein Weg des Erkennens« in Händen. Wir waren uns sofort einig, dass wir weiter an dem Projekt »Bewusstheit für Führungskräfte« arbeiten wollten.

Neues entsteht
Es vergingen noch Monate, bis das Buch und die dazugehörigen Trainings- und Seminarkonzepte so gestaltet waren, dass wir uns zufrieden und mit gutem Gewissen an die Veröffentlichung machen konnten. Unsere Herangehensweise ähnelte hierbei einer Mischung aus psychologischer Basisarbeit, gepaart mit den uralten fernöstlichen Weisheitslehren, und fußt natürlich zu einem Großteil auf dem Erwachens-Erlebnis von Wolfgang Wieser. Der Fokus unserer Arbeit liegt auf der individuellen Entfaltung jedes einzelnen Menschen. Da allerdings jeder Mensch anders und einzigartig auf seine Weise ist, können herkömmliche Methoden wie etwa Konflikt oder Kommunikationstrainings, bzw. verhaltenstherapeutische Vorgehensweisen nicht so tief greifen. Ich möchte keinesfalls die bewährten Trainings und Seminare als oberflächlich hinstellen – ganz im Gegenteil. Allerdings befassen sich viele Angebote meist aufgrund von Zeitmangel oder der Gruppenheterogenität mit den brachliegenden Ressourcen. Doch bei dem Konzept der Bewusstwerdung gehen wir noch einen gehörigen Schritt weiter und sehen uns auch die unbeliebten Schattenseiten an. Jene tief verborgenen »Schweinehunde«, die uns blockieren und uns von der inneren Evolution abhalten. Es geht nicht darum, neue Denk- oder Handlungsweisen anzulernen. Vielmehr geht es um eine tief greifende Transformation des gesamten Seins. Durch die Erkenntnis, die daraus entsteht – und in jedem Menschen anders und einzigartig wirkt – kann echte Befreiung aus alten Mustern geschehen.

Der erste Schritt
Wolfgang Wiesers fundiertes Wissen über die psychologischen Zusammenhänge gepaart mit seiner immensen Erfahrung als Führungskraft haben mich überzeugt, diesen neuen Weg der Bewusstwerdung allen Menschen zugänglich machen zu wollen. Gemeinsam haben wir so, angelehnt an das Buch, ein Spezial-Seminar mit dem Titel »Auf den Spuren des weißen Kriegers« ins Leben gerufen. Es geht im Prinzip um nicht weniger als die angeleitete Hinführung zum ICH. Hört sich einfach an, ist aber oft ganz schön trickreich. Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens gelernt, wie er sich vor unangenehmen Situationen schützen kann. Nun ist es nicht schwer zu erkennen, dass so eine Innenschau im ersten Moment nicht gerade lustvoll für unser Ego ist. Es treten Dinge zutage die man lieber verborgen gehalten hätte. Doch genau dort ist der Punkt der Auflösung der negativen Muster enthalten. Entwicklung ist nur dann möglich, wenn man ehrlich mit sich und seinen Schwachpunkten umgeht. Nur so kann echte Befreiung entstehen. Egal welche Rolle wir im täglichen Leben annehmen – die des Mitarbeiters, die der Führungskraft, eines Kollegen, eines Elternteiles, eines Ratgebers etc. –  wir haben diese unerledigten Schatten immer mit dabei. Wie in einer Box warten sie nur auf die richtige Gelegenheit (z. B. ein Streit oder eine unangenehme Situation) und bahnen sich dann ungefragt und höchst energisch den Weg an die Oberfläche. Dies führt meist zu einer unkontrollierbaren Lage und kann peinlich enden.

Endlich frei sein
»Du bist immer du« – niemand kann aus seiner Haut heraus. Ist das wirklich so? Das stimmt dann, wenn ich mir meines Selbst nicht bewusst bin. Wenn ich die antrainierte Rolle spiele und immer wieder so reagiere, wie ich es gewohnt bin, wird sich auch nichts an der Situation ändern. Speziell im Bereich Teamleading machen sich bald, durch die Unbewusstheit der Führungskraft, Frust und Widerstand bei den Mitarbeitern breit. Du kannst nur dann aus deiner Haut heraus, wenn du dir klar wirst, dass du in deiner Haut, sprich in einer konditionierten Hülle, drinnen steckst. Genau das meint »Bewusstwerdung«.

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Karin-Motzer1

Gastautorin
Karin Motzer
ist diplompsychologische Beraterin und Lebens- und Sozialberaterin.
www.motzer.at