Wenn passives Wissen aktiv wird

Was sind aktive und passive Sprachkenntnisse? Welche braucht man zum Erlernen einer Sprache? Und was ist der beste Weg, eine Fremdsprache zu lernen?

Was sind aktive bzw. passive Fremdsprachenkenntnisse?

Aktive Fremdsprachenkenntnisse betreffen die Sprachproduktion. Das heißt, etwas eigenständig schriftlich zu verfassen oder sich mündlich auszudrücken – man verwendet die Sprache dementsprechend »aktiv«. Passive Sprachkenntnisse kennzeichnen sich hingegen dadurch, dass man die Sprache beim Lesen oder Hören verstehen kann. Es geht hierbei nur um die Lese- und Hörkompetenz, die aktive Anwendung der Sprache spielt bei den passiven Kenntnissen keine Rolle. Der passive Wortschatz kann allerdings durch das Lesen oder Hören in der Fremdsprache schnell weiter ausgebaut werden. Das bedeutet, dass die passiven Kenntnisse in aktive umgewandelt werden können, wenn diese regelmäßig aktiv verwendet werden.

Welche Kenntnisse sind wichtiger?

Es kommt darauf an, für welchen Zweck der Lernende die Sprache nutzen möchte: Für die (mündliche oder schriftliche) Kommunikation sind aktive Sprachkenntnisse unerlässlich; möchte man die Sprache nur verstehen oder aus der jeweiligen Sprache übersetzen, können passive Kenntnisse zunächst ausreichend sein.
Wenn es darum geht, eine Sprache vollkommen zu »beherrschen«, spielen allerdings beide Fähigkeiten eine wichtige Rolle. So werden beispielsweise bei der Angabe des Sprachniveaus gemäß des GER (Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen) oder bei herkömmlichen Prüfungen alle Teilkompetenzen – Lesen, Hören, Schreiben und Sprechen – berücksichtigt und beim Absolvieren getestet.

Wie können passive Fremdsprachenkenntnisse aufgebaut werden?

Passive Fremdsprachenkenntnisse können vor allem durch die Einbeziehung der Sprache in den Alltag aufgebaut werden, konkret durch die passive Auseinandersetzung mit der Sprache – sei es durch Lesen, Filme ansehen oder Musik hören. Das Internet bietet heutzutage sehr viele Möglichkeiten, an den passiven Sprachkenntnissen zu arbeiten – sei es durch Podcasts oder fremdsprachige Online-Magazine, Zeitungen etc.. Der Zugang zu fremden Sprachen steht einem dadurch offen.

Wie können passive Sprachkenntnisse in aktive umgewandelt werden?

Um passive Kenntnisse in aktive umzuwandeln, ist es wichtig, diese auch tatsächlich aktiv anzuwenden, sei es z. B. im Alltag, in Sprachkursen/-tandems oder im beruflichen Umfeld. Gerade die Anwendung der Sprache im Beruf führt dazu, dass die Kenntnisse regelmäßig weiter vertieft werden, da das aktive Sprechen gefördert wird. Zudem wird unternehmensspezifisches bzw. berufsbezogenes Vokabular gelernt, das sehr anwendungsspezifisch ist und dementsprechend besser im Gedächtnis bleibt. Generell kann man sagen, dass man jede Möglichkeit nutzen sollte, die fremde Sprache in den Alltag zu integrieren und sich aktiv in der jeweiligen Sprache zu unterhalten – immer dann, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Das Thema Online-Learning nimmt heutzutage auch eine zentrale Rolle ein: Es entstehen flexible Möglichkeiten, bequem von zu Hause aus zu lernen. Im Virtual Classroom können Sprachen per Video-Live-Chat als Alternative zum klassischen Präsenztraining jederzeit ortsunabhängig gelernt werden. Dadurch werden aktive Sprachkenntnisse gestärkt.

Was ist schief gelaufen, wenn erwachsene Menschen ihr »Schulspanisch« oder »Schulfranzösisch« nicht mehr anwenden können?

Das kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen kann es natürlich daran liegen, dass der Unterricht viel zu theoretisch und dementsprechend wenig praxisorientiert war. Zum anderen kann auch mangelndes Interesse am Erlernen der Sprache eine Ursache sein. Der häufigste Grund ist allerdings das »Einrosten« der Sprachkenntnisse aufgrund fehlender Anwendung bzw. Auseinandersetzung mit der Sprache. Dennoch werden die Sprachen natürlich nicht vollkommen »vergessen« – das bereits Erlernte kann, nachdem man sich wieder damit auseinandersetzt, auch wieder »reaktiviert« werden – allerdings nur, wenn man sich auch von Anfang an intensiv mit der Sprache auseinandergesetzt hatte, sodass die Sprache auch richtig »abgespeichert« wurde.

Was können Trainer in Sprachtrainings tun, um das Sprachwissen nachhaltig zu verankern?

Der Lernstoff sollte in einem Kontext präsentiert werden, in dem sich neue Informationen in schon bestehendes Wissen integrieren lassen und dort verankern können. Außerdem sollte im Rahmen des Sprachentrainings das bereits Erlernte regelmäßig und praktisch wiederholt werden. Generell spielt aber auch die Motivation der Lernenden eine wichtige Rolle: Je mehr sie sich mit der Sprache auseinandersetzen, auch im privaten Bereich, umso schneller und effektiver sind natürlich auch die Lernerfolge. Die Regelmäßigkeit, in der man die Sprache verwendet, ist also entscheidend für das erfolgreiche Sprachenlernen. Ein erfolgreiches Training ist auch dadurch geprägt, dass moderne Lernmethoden zum Einsatz kommen. Das können etwa Rollenspiele sein, in denen die Teilnehmer aktiv zum Sprechen aufgefordert sind. Das Hineinversetzen in unterschiedlichste Situationen trägt außerdem dazu bei, dass breit gefächertes Vokabular zur Anwendung kommt – zudem sind die Lernenden dazu angehalten, spontan zu reagieren und denken nicht so viel über mögliche Fehler nach. Das führt dazu, dass das »flüssige Sprechen« gefördert wird.
Nichtsdestotrotz ist der Lernerfolg auch abhängig von einem qualifizierten Trainer, der den Lernenden die Sprache unter Berücksichtigung modernster Lehrmethoden beibringt. Der Input, den die Lernenden vom Trainer in Form von Feedback oder Korrekturen bekommen, ist beim Sprachenlernen ebenfalls von Vorteil, damit das sprachliche Wissen stets erweitert werden kann und Fehler nicht wiederholt werden. Zudem ist es für ein effektives Sprachentraining wichtig, dass es sich beim Trainer um einen Muttersprachler handelt, damit dieser auch länderspezifische Gegebenheiten, wie etwa Höflichkeits- und Kommunikationsformen oder auch die korrekte Aussprache, angemessen übermitteln kann.

Was können/sollten Lernende tun, um das Ergebnis von Sprachtrainings zu erhöhen?

Lernende sollten sich auch außerhalb des Unterrichts mit der Sprache beschäftigen, z. B. durch Lesen, Filme, Musik, Hausaufgaben oder den Versuch, bereits Erlerntes im Alltag praktisch anzuwenden. In Tandem-Gesprächen mit »Muttersprachlern« können beide Gesprächspartner von den jeweiligen Sprachkenntnissen des Anderen profitieren. Dadurch bieten sich viele Möglichkeiten, neues Vokabular sowie Redewendungen zu erlernen und sich mit dem Klang der Sprache vertraut zu machen. Ein weiterer Tipp lautet, zu versuchen, in der Fremdsprache zu denken – und seien es nur einige Minuten am Tag. Die Sprachkenntnisse können sich dadurch noch tiefer verankern. Darüber hinaus können heutzutage viele moderne Hilfsmittel zum Sprachenlernen genutzt werden, die ein erfolgreiches Sprachentraining noch zusätzlich ergänzen können. So bieten z. B. immer mehr Apps das Lernen von Vokabeln und das Trainieren von Sprachkenntnissen an. Es gilt also: Je regelmäßiger wir uns mit der Sprache beschäftigen, desto effektiver ist auch der Lernfortschritt.

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Petra Gartner
Director CEF
Competence Center East  der KERN CEF.
www.kern-cef.at