Redner des Jahres 2022

Die Anziehungskraft großer Bühnen

Gregor Fauma ist der Redner des Jahres 2022. Der Verhaltensbiologe überzeugte die Jury mit einer fantastischen Keynote über Humor.

Gregor Fauma wurde bereits 2018 vom Magazin TRAiNiNG zum Trainer des Jahres ausgezeichnet. Seit dem hat sich viel verändert. Der Experte ist mittlerweile einer der meistgebuchten Redner des Landes. Dabei überzeugt er mit beeindruckender Eloquenz, spontanen Pointen und enormem Fachwissen. Gleichzeitig bleibt er am Boden der Realität und wirkt nicht überheblich. Gregor Fauma wurde daher von uns zum Redner des Jahres 2022 gekürt.

Was ist das Besondere als Speaker auf großen Bühnen?

Fauma_Gregor_052017Große Bühnen werden in der Regel für große Orchester gemacht. Ich stehe jedoch alleine oben. Das macht die Situation schon sehr speziell. Große Bühnen bedingen auch eine andere Vortragstechnik. Es fehlt die Intimität, man wird viel schwieriger Teil des Ganzen. Man spürt die großen Distanzen tatsächlich auch als emotionale Distanzen, deren Abbau sich nicht so einfach gestaltet. Im übertragenen Sinn hat die große Bühne unfassbare Anziehungskraft auf mich. Als Trainer arbeite ich meist in sehr intimen Rahmen. Die große Bühne ist genau das Gegenteil davon – und womöglich liegt darin für mich der Zauber.

Was haben Sie alles getan, um als Speaker da zu stehen, wo Sie heute sind?

(lacht) Ich habe auf den Trainer Gregor Fauma gehört! Immerhin habe ich doch fast zwei Jahrzehnte Menschen für öffentliche Auftritte vorbereitet. Dann war es einfach an der Zeit, selbst einmal auf die Bühne hinaufzugehen, die ich sonst immer nur von unten betrachtet habe. Mein Speakerverband, die GSA, wurde zu meiner Heimat als Redner. Dort verdichtet sich das gesamte Wissen und Können der Speaker­branche und ist niederschwellig abrufbar. Eine weitere Heimat ist meine Agentur. Martina Kapral hat ein unglaubliches Gespür für die Bedürfnisse ihrer Kunden und berät entsprechend. Ich habe mir auch ein paar Tage Theater-Know-how in New York von den Besten der Besten geholt, an der Lee Strasberg Academy. Das war sehr wertvoll in Sachen Bühnen-Kompetenz.

Sie decken eine große Bandbreite an Themen ab, alles aus dem Blickwinkel des Verhaltensbiologen. Worüber sprechen Sie am liebsten auf der Bühne?

Wenn man mich ließe, würde ich am liebsten über alles sprechen, das ich zum Verhalten der Menschen weiß. Natürlich gibt es einige Geschichten, die viel mehr Anlass für Pointen geben. Ich denke da an die selten abgerufene Keynote »Intim im Team«: Flirt, Partnermarkt, Sexualität – das alles aus Sicht der Verhaltens- und Evolutionsbiologie, und dann auch noch im Business-Alltag … da stecken so viele spannende Erkenntnisse darin, da gibt es so viel zu lachen, viel Empörung und jede Menge stiller Einsichten. Ein Heimspiel ist auch »Die Biologie des Präsentierens«. Ich komme ja aus der Rhetoriktrainings-Ecke und habe alle jene Aspekte verdichtet, wo uns die Biologie ganz viele Antworten auf Fragen zum richtigen Präsentieren gibt. Man will ja gar nicht glauben, dass es auch die Biologie ist, die beim PowerPoint-Design ein wichtiges Wort mitzusprechen hat – wenn man sie denn lässt. Zu meinen Lieblings-Keynotes gehört auch die Digitalisierungskeynote »Die Biologie der Digitalen Wende«. Ich bürste die Digitalisierung ein wenig gegen den Strich, stelle das Fundament von AI, Blockchain, Deep Learning und Big Data in Frage. Künstliche Intelligenz wird in der Öffentlichkeit in einer Form wahrgenommen, die kaum etwas mit der Faktenlage zu tun hat. Daher auch das Bedrohungsgefühl. Meine Keynote entmystifiziert diesen Hype, ordnet die Bedeutung ein wenig ein und nimmt damit hoffentlich die Ängste davor.

Wie relevant ist das Wissen aus der Verhaltensbiologie für den Büroalltag?

Sehr! Es geht um ein besseres Miteinander am Arbeitsplatz, um eine bessere Arbeitsatmosphäre, um das Verhindern von Reibungsverlusten. Und das schafft meine Keynote. So viele Unternehmen sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, reiben sich in zwischenmenschlichen Problemen auf, verbrauchen Unmengen an Energie im Mit- und Gegeneinander, dass sie für die eigentliche Arbeit nur noch Restressourcen übrig haben. Der Fokus auf das Wesentliche, die Wertschöpfung, geht da oft verloren und Führungskräfte wie Mitarbeiter reiben sich in einem täglichen Gezänke auf. Hier setzt meine Expertise an – und hilft, wirklich viel Ressourcen zu sparen. Denn ein besseres Miteinander schafft Raum für bessere Leistungen. Durch Verständnis für das Verhalten meiner Mitmenschen kann ich aus Wut Wohlwollen machen – und damit fährt man, auch evolutionär, im Team einfach besser.

Für welche Anlässe eignen sich Ihre Keynotes?

Mir scheint, dass meine Energie sehr gerne am Anfang einer Veranstaltung eingesetzt wird, um mit viel Power in den weiteren Tag zu starten – aber genauso komme ich oft als letzter Act auf die Bühne, um am Nachmittag noch einmal für ein Highlight zu sorgen. Unternehmen, bei denen Wissen/Wissenschaft/Kompetenz ein Wertespektrum bilden, sind mit mir natürlich gut bedient. Alle Unternehmen mit einem Fuß in Forschung und Entwicklung – da kommt mein evidence based content gut an. Aber als Spezialist für nur allzu Menschliches habe ich auch im Dienstleistungssektor meinen Platz: Gerade das Zwischenmenschliche ist bei mir im Fokus. Egal, ob in einem Kundenverhältnis oder zwischen Mitarbeitern und einer Führungsebene – die Fragen ähneln einander, und meine Antworten sind dann tatsächlich Lösungen für viele nicht ausgesprochene Probleme am Arbeitsplatz. Eitelkeit, Kränkung, Territorialität, Verhalten in Hierarchien, Krisen, New Work – zeigen Sie mir Unternehmen, wo diese Themen nicht täglich aufschlagen. Genau da kann ich helfen.

Bei der Humor Expo in Wien haben Sie kürzlich einen großartigen Vortrag über Humor gehalten. Warum ist Humor für uns Menschen so wichtig?

Humor ist der Kitt, der uns zusammenhält. Wenn die Emotionen knapp davor sind, außer Kontrolle zu geraten, ist Humor ein wunderbares Ventil, um noch schnell einmal abzuschwingen und einen anderen Weg für das weitere Miteinander in dieser Situation zu wählen. Humor gibt uns die Möglichkeit, unangenehme Inhalte angenehm zu verpacken und zuzustellen. Humor rettet uns vor dunklen Gedanken, Humor gibt unserem Leben die Leichtigkeit, die doch so viele suchen. Und jene, die sich an der Sinnfrage abarbeiten, können im Humor immer wieder Antworten finden, die sie auch akzeptieren können.

Was macht einen Vortrag von Ihnen besonders?

Das sollten andere beantworten. Womöglich habe ich eine Gabe, komplexe, wissenschaftliche Inhalte in einer von Humor getragenen Alltagssprache vermitteln zu können. Ich habe ein flottes Mundwerk, bin eher frech denn vorsichtig und habe viel Freude daran, meinem Publikum und mir einen Spiegel vorzuhalten. Diese Freude scheint ansteckend zu sein. Wir schauen aber auch gemeinsam hinter diesen Spiegel – und dann entsteht diese stille Form des Zuspruchs. Da fällt dann der Groschen. Vielleicht ist es dieses Wechselbad von freudvollem bis bissigem Vortrag über uns Menschen, mit der entsprechenden ernsthaften Tiefe in deren Bedeutung, das meine Vorträge beschreibt.

Wie sehen Ihre weiteren Pläne als Speaker aus?

Ich bin nicht sehr ehrgeizig. Mir reicht es, als Speaker aufzutreten. Ich habe so viel Freude auf der Bühne. Wenn wer danach auch den Trainer oder Coach Gregor Fauma buchen möchte, ist das herzlich willkommen, klar, aber bestimmt nicht Teil des Konzepts. Interessanter Weise werde ich immer öfter als stiller Beobachter zu firmeninternen Veranstaltungen oder Kundenkontaktmomenten geholt, um dann eine verhaltensbiologische Analyse zu liefern, Beratung inklusive. Und womöglich gibt es einmal ein öffentliches Soloprogramm mit mir, vielleicht ein, zwei Mal im Jahr – ich lasse mich da von mir selbst überraschen. Es verdichten sich Gerüchte, dass kommenden Jänner so etwas in Wien stattfinden würde.

Danke für das Gespräch.

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